Skip to main content

Full text: 8, 1885 (1889)

14 
Um ferner nachzuweisen, wie gleichmässig über dem ganzen Gebiet von Fritzen bis Melkerei die 
absolute Feuchtigkeit sieb von Jahr zu Jahr ändert, sind in vorstehender Tabelle XVI die Abweichungen 
aller Monatsmittel für 8 h gegen die vieljährigen für alle Stationen*) tabellarisch zusammen gestellt; die fett 
gedruckten Ziffern bedeuten + , die magern —, um so den Einblick zu erleichtern. 
Die Uebereinstimmung der Abweichungen auf den Stationen, nicht allein im Vorzeichen, sondern auch 
in der Grösse (Maassstab Vio mm!) ist zweifellos überraschend gross — und würde sicher noch grösser 
ausgefallen sein, wenn überall die gleichen Beobachtungs-Monate vorlägen, was erst von Juni 1877 an der 
Fall ist. 
In gleicher Weise stellte der Verfasser die Abweichungen der übrigen meteorologischen Elemente zu 
sammen; die Feuchtigkeit angehend, zeigte sich insbesondere: 1) dass die Monate mit ausgesprochener 
Feuchtigkeits-Anomalie zu Monaten mit hohem oder niedrigem Barometerstand in keinem Zusammenhang 
stehen, 2) dass meist Monate mit hoher resp. geringer absoluter Feuchtigkeit Monaten mit geringer resp. 
hoher relativer Feuchtigkeit entsprechen, also umgekehrt wie man zunächst erwarten sollte: — die Feuch 
tigkeit folgt eben der Temperatur, bleibt aber gegen sie zurück — und dass 3) die Minimum - Temperatur 
sich der absoluten Feuchtigkeit in diesen Abweichungen gegen die Durchschnitts-Mittel am genauesten 
anschliesst. Um dies letztere, was nach dem Vorangegangenen zu erwarten stand und als Beweismaterial 
nicht unwichtig ist, hier darzulegen, ist die der Tabelle XVI analoge Tabelle XVII für die Minimum- 
Temperatur behufs Ermöglichung des Vergleichs beider mitgetheilt und behufs leichterer Vergleichbarkeit 
oben neben Tabelle XVI gestellt worden. 
Diese Uebereinstimmung kann ihre Erklärung nur darin finden, dass die nächtliche Temperatur im 
Allgemeinen den Thaupunkt gleich nahe erreicht und durch diesen bedingt ist. 
Quellen der Luftfeuchtigkeit. Wärmevorfälle und Kälterückfälle. 
Nach Wollny (Forschungen auf dem Gebiet der Agrikultur-Physik, Bd. VIII, Seite 285 sequ.) haucht 
ein mit Gras oder sonst bebauter Boden bedeutend mehr Feuchtigkeit als nackter Boden bei gleicher 
Durchfeuchtung aus, nimmt die von den Pflanzen ausgehauchte Wassermenge mit der Austrocknung des 
Bodens ab und erreicht bei gleicher Feuchtigkeit des Bodens ihr Maximum zur Zeit des Ilauptwachsthums, 
also zur Zeit der Vollendung der Blattentwicklung. Die Verdunstung des nackten Bodens nimmt mit seiner 
Wasserkapazität ab, ist also am geringsten bei Sand, eine mittlere bei Thonhoden und am grössten bei 
Humus, und ebenso ist die Verdunstung der Pflanzen abhängig von der Zusammensetzung ihres Nährbodens. 
Diese Ursachen beziehen sich auf gleiche Zeiträume der Wirkung. 
In der Natur tritt aber vermuthlich noch der weitere Unterschied hinzu, dass nämlich der behaute 
Boden auch nachhaltiger in der Abgabe der Feuchtigkeit ist als der nackte, indem im ersteren Falle die 
Feuchtigkeit tieferer Bodenschichten der Luft zugeführt wird und der Boden bei fehlendem Wasserzufluss 
auf grössere Tiefen zu Gunsten der Luft austrocknen wird. Wenn daher der Schluss gezogen wurde, dass 
bei Trockenheit der Einfluss der Vegetation am meisten zurücktreten werde, so ist dem nur beizupflichten, 
falls die äusserste Trockenheit verstanden wird, wo die Pflanzen welk am Boden liegen, und noch mehr 
muss die Wasseraushauchung der Bäume bei Trockenheit der Erdoberfläche hervortreten, wenn dieselbe 
durch ein Zurückgehen des Grundwassers auch absolut abgenommen haben wird. 
Nach unseren Darlegungen findet ein rascher Ausgleich der Feuchtigkeit nach allen Seiten statt und 
es ist aus diesem Grunde nicht wahrscheinlich, dass eine wenig extensive lokale Steigerung oder Minderung 
der Verdunstung Einfluss auf einige Entfernung noch ausüben sollte, — anders die Lage am Meere, auf 
einer Insel in einem grösseren Binnensee, in einer kleinen Lichtung mitten im Walde (und schon im Walde 
unter den Bäumen ist die Feuchtigkeit nicht erheblich grösser als auf frei gelegenem Felde). Andererseits 
kann es nicht ausgeschlossen erscheinen, dass durch die Abwechslung grösserer Flächen von verschiedener 
Erwärmungsfähigkeit und verschieden grossem Verdunstungsvermögen die Bildung der Wolken begünstigt 
und hierdurch eine Modifikation des Klimas eines grösseren Landstrichs herbeigeführt zu werden vermöchte! 
Hier tritt uns die wichtige Frage entgegen, ob die Luft im Frühjahre ihren Wasserdampf hauptsächlich 
der Erdoberfläche (nackter Boden und Vegetation) entnimmt, oder ob derselbe zum grösseren Theil der 
*) Es fehlt Lahnhof und nur aus dem Grunde, um die Zusammenstellung zu erleichtern, da 12 Stationen sich besser 
als 13 hier gruppiren lassen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.