No. 3.
Eine Studie über die absolute Feuchtigkeit der Luft.
Von Dr. Grossmann, See warte, Hamburg.
Die von der Zentralstation in Eberswalde verwalteten forstlich-meteorologischen Stationen, mit deren
Errichtung, nach Vortritt Bayerns, im Jahre 1874 in Preussen und in den Eeichslanden vorgegangen wurde,
und deren Zahl später durch die Betheiligung einzelner kleinerer Staaten vergrössert wurde, haben bekannt
lich den Zweck vergleichender meteorologischer Beobachtungen im Wald und auf freiem Felde, wie näher
auseinandergesetzt im I. „Jahresbericht über die Beobachtungs-Ergebnisse der forstlich-meteorologischen
Stationen im Königreich Preussen und den Reichslanden 1875“, herausgegeben von Prof. Dr. Müttrich, dem
bisherigen Leiter der Stationen. Verfasser, welcher von Ostern 1880 bis Juli 1886 an der Zentralstelle als Assistent
thätig war, hatte sich die Aufgabe gestellt, die bisherigen Beobachtungen, soweit das forstlich vergleichende
Interesse nicht in. Frage kommt, einer eingehenden Bearbeitung zu unterwerfen und im Interesse der allge
meinen Meteorologie auszuwerthen. Hier liegt derjenige Theil vor, welcher die absolute Feuchtigkeit der
Luft betrifft, wobei nothwendiger Weise eine theilweise Heranziehung der Temperatur-Ergebnisse geboten war.
Die Feuchtigkeit der Luft wurde durchweg durch das August’sche Psychrometer gemessen; zur Be
stimmung der Maximum-Temperaturen wurden theils Maximum-Thermometer mit durch Luftblase abgetrenntem
Quecksilber-Index, theils und in letzter Zeit fast ausschliesslich, Thermometer mit oberhalb der Kugel künst
lich verengtem Rohr angewandt, welche Verengerung bekanntlich ein Reissen des Fadens beim Rückgang der
Temperatur herbeiführt; die Minimum-Temperaturen wurden durch Alkohol-Thermometer gemessen und zwar
in den letzten Jahren meist von der verbesserten Konstruktion, dass die Capillaren und Skalen in ein Glasrohr
eingehüllt sind, wodurch ein üeberdestilliren nach den bisherigen Erfahrungen als ziemlich ausgeschlossen
erscheint. Die Thermometer selbst sind in 1.5 m Höhe über dem Boden in gegen Norden offenen, geräu
migen, mit doppelter hölzerner Wandung und hölzernem Boden versehenen Kasten aufgestellt, welche gegen
Strahlung und Niederschläge Schutz, der Luftzirkulation dagegen freien Spielraum gewähren, und ihrerseits
auf ca. 1.2 m hohem Fuss ruhen. An den Ablesungen werden in den Monatsmitteln Durchschnitts-Korrektionen
angebracht, wobei zu bemerken, dass die Thermometer sämmtlich aus der Werkstatt von Fuess stammen
und nur solche Instrumente verwandt werden, welche einen fast gleichbleibenden Fehler für verschiedene
Skalenpunkte besitzen, und dass die Thermometer mehrfachen Prüfungen auf die Aenderung ihrer Null
punkte unterworfen werden. Ferner ist hervorzuheben, dass die Angaben der Maximum- und Minimum-
Thermometer beständig eine Kontrole auf der Hauptstation gestatten, da auf den Forststationen ausser
diesen Maximum- und Minimum-Thermometern im Schatten noch zwei im Freien aufgestellt sind, so dass
also die Ablesungen stets zwischen zwei Grenzen liegen müssen, wie ersichtlich, wenn man die Angaben
des trocknen Thermometers um 8 h und 2 h mit berücksichtigt.
Da an den forstlichen Stationen Beobachtungen nur um 8 h und 2 h ausgeführt werden können, so wird
das Maximum-Thermometer am Morgen abgelesen und eingestellt, das Minimum-Thermometer dagegen am
Mittag, und werden die Ablesungen für den vorigen Tag resp. den laufenden Tag notirt, wie naturgemäss.
Von den 16 meteorologischen Stationen, deren Beobachtungs-Ergebnisse alljährlich und monatlich von
Eberswalde publizirt werden, konnten nur 13 in Betracht kommen, da die Dauer der Beobachtungen auf
den übrigen eine zu kurze war. In Folgendem sind, nebst der Angabe des Beginns der Beobachtungen, alle
Angaben zusammengestellt, welche die Stationen ihrer Lage nach physikalisch wie politisch-geographisch
charakteri siren.
Archiv 1885. 3.
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