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Gehäuse am Stativ. Ausgenommen ist nur die letzte Abendstunde und, wie aus Tabelle 1 ersichtlich, die
kühleren Morgeustunden. Freilich fällt diese Differenz (die Erhöhung des Standes bei Rot.) bei den dies
seitigen Beobachtungen bedeutend kleiner aus, als sie von anderer Seite mit anderen Instrumenten fest
gestellt ist. (Vgl. Wild, Repert. f. Met. Bd. X, No. 10). Jedoch ist das Verhalten eines Schleuder-Thermo
meters bei Bestimmung der Lufttemperatur, sowie das Verhalten verschiedenartiger Thermometergefässe
gegenüber den Strahlungs-Einflüssen noch so wenig untersucht, dass auf diese Verschiedenheit der Resultate
ein besonderes Gewicht nicht gelegt werden darf. Auffallender könnte noch die grössere Differenz sein,
welche sich zwischen Rot. und St. um 10* zeigt — 0?23, wenn diese Differenz nicht dem Stativ zur Last
zu legen ist. Es wurde schon darauf hiugewiesen, dass zur Zeit der angestellten Vergleiche in jener Stunde
der Platz für das Stativ kein sehr günstiger war, weil es noch von den Sonnenstrahlen getroffen werden
konnte. Es ist dadurch der Stand des Thermometers möglicherweise etwas erhöht und so dem Stande von
Stf. näher gebracht, während das Rotatious-Thermometer noch im vollen Schatten rotirt werden konnte,
also wahrscheinlichere Werthe ergiebt.
Trägt man die Zahlen der Tabelle 2 als Ordinateu, mit den Stunden des Tages als Abscissen, auf
Millimeterpapier auf und zieht durch die Endpunkte der Ordinaten eine Kurve, so ergiebt sich damit ein
mal der Gang der Abweichungen für alle Stunden des Tages und ist die Differenz Stf.—St. und St.— Rot.
für die Mitte jeder Stunde leicht abzugreifen, zweitens ist der Gang am St. für jene vielleicht fragliche
Tageszeit leicht graphisch zu interpoliren nach den Angaben von Rot. In Tabelle 3 sind die so erhaltenen
Zahlen für die Mitte der Stunde gegeben, in cursiv sind darunter gesetzt die interpolirten (wahrschein
licheren) Wertlie für St. In der Reihe darüber sind die Differenzen gebildet zwischen St. und Rot., wobei
das Minuszeichen bedeutet, dass das Rotations-Thermometer höher steht als das ruhende am Stativ.
Tabelle 3.
7 li 30 m
S h 30 m
9 h 30 ra
10'-30'"
11'* 30“
121*30'"
l h 30'"
2>‘ 30'”
3 h 30'"
4" 301”
5 h 30“
6 h 30 ™
7" 30">
Mittel
O
o
o
o
o
O
o
o
o
o
o
o
o
o
Rotation
0.18
0.33
0.48
0.54
0.57
0.70
1.18
1.54
1.26
0.98
0.78
0.66
0.60
+0.75
Stativ
0.13
0.25
0.30
0.31
0.36
0.50
1.02
1.42
1.10
0.85
0.68
0.61
0.66
+0.63
Diff. St.—Rot.
0.05
0.08
0.18
0.23
0.21
0.20
0.16
0.12
0.16
0.13
0.10
0.05
-0.06
0.12
Stativ korrig'.
0.26
0.36
0.40
0.42
0.54
+0.65
Diff. St. k.-Rot.
0.07
0.12
0.14
0.15
0.16
0.10
Hiernach ist das Mittel der Abweichung gegen Stf. für die Sommermonate und für die Stunden zwischen
7 h 30 m a. m. — 7 !l 30 m p. m. für St. +0.63 oder nach den interpolirten Zahlen +0.65, für Rot. +0.75, d. h. um diese
Zahlen wird ein Thermometer in der Thermometerhütte ein zu hohes Tages mittel ergeben. Da nun aber
während der Nachtzeit die Temperatur nach dem zweiten sekundären Maximum sich rasch ausgleichen wird
in der Hütte mit jener der freien Luft, bis der aufgespeicherte Warmevorrath verausgabt ist, da ferner
zwischen Sonnen - Aufgang und 7* sogar Minus*-Differenzen auch im Juli eintreten werden, so folgt daraus,
dass das 24stündige Tagesmittel selbst in den Sommermonaten nur sehr wenig zu hoch sein wird, wenn
man es aus den in einer solchen Hütte registrirten Temperatur-Aufzeichnungen berechnet; es wird nur der
tägliche Gang etwas entstellt, besonders durch Vergrösserung der Amplitude und zwar erheblich nur im
Sommer, unbedeutend in den übrigen Jahreszeiten.
Betrachten wir die Differenzen zwischen St. und Rot., so sehen wir ein Ansteigen derselben bis l h 30 m p. m.
sie halten sich gleich bis 3 h 30 m p.m., denn ob die Abweichung bei 2 h 30"'p. m. den thatsächlichen Verhält
nissen entspricht, könnte fraglich erscheinen. Nach 3 h 30"'p. m. nehmen diese Differenzen ab und um 7 h 30'"p.m.
zeigt sich das entgegengesetzte Vorzeichen. Im Mittel der Stunden des Tages zeigt das rotirte Thermometer
um 0?11 niedriger als das ruhende. Freilich hat dieses Mittel, wie so manche meteorologische Mittelwerthe,
nur einen sehr relativen Werth. An heiteren Tagen mit möglichst konstanter Temperatur betrug die Differenz
stets ungefähr 0?2. Näheres folgt darüber weiter unten im folgenden Abschnitt.
Verhalten der Abweichungen bei heiterem und trübem Himmel während der Ver
gleichsepoche. Ist in Vorstehendem der Gang der Abweichungen zwischen Stf. einerseits und St. und
Rot. andererseits für die einzelnen Monate und Tagesstunden untersucht und ohne Rücksicht auf andere
etwaige meteorologische Einflüsse gefunden worden, dass die Grösse der Differenzen abhängig ist von der
Archiv 1885. 2.
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