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hinzutretenden Luft (was ja durch eine kleine Gasflamme mit Leichtigkeit geschehen könnte), so muss man
wohl auf einen merkbaren Verlust durch Verdampfung gefasst sein.
Die alltägliche Bedienung des beschriebenen Apparates ist eine ungemein einfache, indem man ira
Grunde nur auf einen richtigen Gang der Uhr und auf den Zustand der Schreibstifte zu achten hat. Die
Ablesung der Regenmengen könnte noch dadurch erleichtert werden, dass man 5 feste, äquidistante
Schreibstifte auf dem Papierstreifen die Ganz-Millim'eter-Linien ziehen lässt.
Das durch den Heber abfliessende Regenwasser wird in einem besonderen Gefässe gesammelt und in
längeren Zeiträumen durch Wägung bestimmt. Hierbei ergab eine Vergleichung mit den direkten Messungen
des Regens auf einem Grasplatze hinter dem Gebäude der Seewarte beispielsweise das folgende Resultat:
Dach.
Unten.
Verhältniss.
1884, im Juli
48.6
76.9
0.63
August und September
106.2
137.9
0.77
Oktober ...
68.5
104.5
0.66
1885, März bis Juli
140.4
230.o
0.6i
August
44.0
70.8
0.62
September und Oktober
101.1
158.6
0.64
Summe:
508.8
778.7
Mittel: 0.666
Quotient:
0.653.
Die auf dem Dache sich ergebende Regenmenge beträgt somit ziemlich konstant etwas weniger als
2 /s von derjenigen, welche unten gemessen wird.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass auch stürmischer Wind auf den Regenmesser einwirkt, ohne
indessen die Aufzeichnung des Regens in merkbarer Weise zu stören, weil nämlich die durch den W T ind
verursachte Ausweichung des Schreibstiftes in negativem, für gewöhnlich nicht voi-kommendem Sinne erfolgt.
Im Gegentheile ist deshalb die Reaktion des Apparates auf stürmische Luftbewegung als ein Vortheil zu
bezeichnen, indem beispielsweise bei Gewittern die Aufeinanderfolge von Sturm und Regen in diesen Auf
zeichnungen deutlich zu Tage tritt. Ueber die Aufstellung dieses Regenmessers siehe auch Seite 9 und 10.
Der an der Seewarte aufgestellte Apparat wurde, wie schon angedeutet, in der Werkstätte des Herrn
R. Fuess, vormals Greiner & Geissler, ausgeführt; die Aufstellung geschah durch den Mechaniker Kuhn,
St. Pauli, und den Mechaniker des Institutes, Frank von Liechtenstein.
Der Laufgewicht - Barograph nach Dr. A. Sprung ist im Zimmer 52 des Erdgeschosses neben dem
meteorologischen Fenster aufgestellt; abgebildet ist derselbe auf Tafel 21. Die Konstruktion dieses Apparates
beruht auf dem Prinzipe der römischen oder Schnellwaage, indem auf einem Waagebalken V von — praktisch
genommen — unveränderlicher (horizontaler) Lage ein frei bewegliches Laufrad H sich automatisch immer
in solcher Weise verschiebt, dass das Waagebalken-System stets aequilibrirt ist. Ein Schreibstift S macht
diese Bewegung des Laufrades mit und zeichnet dadurch auf der langsam herabsinkenden, mit Papier be
deckten Schreibtafel T eine Kurve, welche vermöge eines, auf das Papier gedruckten Linien-Netzes eine
direkte Ablesung der Barometerstände zu beliebigen Zeitpunkten gestattet; die Darstellung des Luftdruckes
als Funktion der Zeit geschieht also unmittelbar in geradlinigen rechtwinkligen Koordinaten. Da das
Barometer-Rohr B überall (abgesehen vom eintauchenden untersten Theile) gleich weit ist, so stören Tem-
peratur-Aenderungen nur in verschwindend geringem Grade die Angaben des Instrumentes.
Die automatische Verschiebung des Laufrades erfolgt mit Hülfe des elektrischen Stromes von 2 bis
4 Zink-Kupfer-Elementen nach dem Prinzipe des W agner’sehen Hammers. Genaueres hierüber, sowie
bezüglich der Theorie des Apparates sehe man in dem „Bericht über die wissenschaftlichen Instrumente auf
der Berliner Gewerbe-Ausstellung im Jahre 1879“. Herausgegeben von Dr. L. Löwenherz, S. 233 u. folg.
Der Vollständigkeit wegen sei hier noch erwähnt, dass in der Vorhalle des Dienstgebäudes der See
warte (Tafel 6, No. 21) das Modell des Signalmastes der Deutschen Seewarte sich aufgestellt befindet. An
diesem werden jedesmal, wenn Sturmwarnungen ausgegeben werden, die betreffenden Signale ebenso, wie
sie an dem auf dem Dache (siehe Tafel 3 und 9) errichteten Maste gegeben werden, gezeigt. Neben diesem
Modelle befinden sich 2 Aushängekästen, der eine für den Wortlaut der Sturmwarnungen, der andere für
die täglichen Prognosen bestimmt.