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Der Lehrsaal und die Arbeitsräume der Abtheilung II.
Seit dem Jahre 1882 ist, wie bekannt, an der Seewarte ein Lehrkursus für Navigationsschul-Aspiranten
eröffnet. *) Die Zimmer im Erdgeschosse No. B5 und 56 sind für die Zwecke dieses Lehrkursus einge
richtet. Ausser den erforderlichen Tischen, Stühlen etc. für die Aspiranten befindet sich in dem Zimmer 56
eine Tafel und ein Katheder für den Lehrer, sowie eine Reihe von Regalen für Bücher, Instrumente und
Lehrutensilien; die Wände sind ausgestattet mit Karten der erdphysikalischen Elemente, Tableaux, welche
Apparate darstellen, u. s. w. Ein Deviations-Modell und ein Atmosphärikon**) vervollständigen die Aus
stattung dieses Lehrzimmers.
Das Zimmer No. 55 dient als Arbeits-Zimmer für den Hauptlehrer des Kursus und sind darin auch
die geodätischen, nautisch-astronomischen und magnetischen Instrumente, welche zu den Uebungen auf den
Thürmen, in den Observatorien und im Freien benutzt werden, uutergebracht.
Das Zimmer No. 54 ist das Amtszimmer des Vorstehers der Abtheiluug II, während das Zimmer No. 53
für die Assistenten dieser Abtheilung eingerichtet ist. In dem ersteren ist das gesammte Material über
Bestimmungen der Deviation an Bord deutscher Handelsschiffe in entsprechenden Schränken aufbewahrt,
sowie sich darin auch eine Anzahl solcher Instrumente befindet, die bei den Untersuchungen, die die
Hauptaufgabe der Abtheilung II bilden, benutzt werden. In dem Saale für die Assistenten befinden sich
eigene verschliessbare Spinde zu Zwecken der Aufbewahrung solcher Instrumente, welche untersucht werden
sollen; namentlich ist hier auch der Vorrath an geprüften Kompcnsations-Magneten zu finden. Die für
die Buchführung über die gesammte Instrumenten - Prüfung dienenden Journale nehmen in diesem Zimmer
gleichfalls eine entsprechende, leicht zugängliche Stelle ein. Da die sämmtlichen Zimmer nach Südosten
zu, bezw. nach Süden zu gelegen sind, so geniessen sie durchweg des Vortheiles einer guten Beleuchtung.
In den Räumen für den Lehrkursus werden auch die allwöchentlich stattfindenden Kolloquien abgehalten.
Der Modellsaal und das Instrumenten-Zimmer.
In der allgemeinen Uebersicht wurde schon des Modellsaales und des Instrumenten-Zimmers Erwähnung
gethan. Dort wurde auch des Fensters, welches für die Anstellung der regelmässigen meteorologischen
Beobachtungen bestimmt ist, gedacht. Auf Tafel 6 ist die allgemeine Anordnung davon zu ersehen. Das
Zimmer No. 52 ist als ein meteorologisches Museum eingerichtet, d. h. es befinden sich darin Barometer,
Thermometer, Anemometer u. s. w. der verschiedensten Konstruktionen, theils wie solche in den verschiedenen
Meteorologischen Instituten zur Anwendung kommen, theils wie solche früher in Anwendung waren. Nament
lich ist die Sammlung an Barometern verschiedener Konstruktion schon eine recht ansehnliche zu nennen,
und sind darin auch manche von historischem Interesse vertreten. Es besteht die Absicht, diesen Kern
eines meteorologischen Museums nach und nach zu entwickeln, so, dass die Instrumente der verschiedenen
Beobachtungs-Systeme zur Ausstellung gelangen können.
Das Beobachtungs-Fenster ist mit dem Thermometer-Gehäuse der Seewarte (Tafel 27) ausgestattet.
(S. Instruktion für den meteorologischen Dienst der Seewarte.) In gleicher Höhe mit dem Gehäuse befindet
sich vor dem Fenster ein wohl ventilirter Jalousie-Kasten, in welchem ein Regnault’sches Hygrometer
aufgestellt sich befindet; der zu diesem Instrumente gehörige Aspirator ist innerhalb am Fenster angebracht,
damit der Frost denselben nicht beeinflussen kann. Durch Gummischläuche und Glasröhren ist die Ver
bindung zwischen Aspirator und Hygrometer bewerkstelligt. Wie schon Seite 15 erwähnt, ist der dem
Schreiber’schen Luft-Thermometer als Gefäss dienende Kupfer-Zylinder in unmittelbarer Nähe von den
soeben beschriebenen Instrumenten befestigt; die sämmtlichen Instrumente können sonach als unter den
gleichen jeweiligen Thermometer-Einflüssen stehend angesehen werden.
Da das „meteorologische Fenster“ nach Nordosten zu liegt, so treffen in der Sommer-Jahreszeit die
Strahlen der Morgensonne dasselbe. Zum Schutze gegen diese Beeinflussung der Temperatur-Angaben der
Instrumente durch die Sonnenstrahlen umgiebt das ganze Fenster eine Jalousie-Schutzvorrichtung in der
Weise, dass die freie Zirkulation der Luft dadurch nicht gehemmt werden kann. Ein unter dem Kupfer-
Gefässe des Baro-Thermographen angebrachtes Brett gewährt Schutz gegen die Strahlung vom Boden. Es
sei noch erwähnt, dass das Zimmer No. 52 nie geheizt wird, und eine zweifache, bezw. dreifache Verglasung
den inneren Raum desselben von den Instrumenten vor dem Fenster trennt.
*) Siehe Jahresbericht V, Seite 39 u. f.
**) Siehe „Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“, Jahrg. IV, No. 3 und Jahrg. VI, No. 2.