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Die Einzelheiten des Fortganges des Baues, der Einweihung des Dienstgebäudes und der Einrichtung
und Ausstattung der Observatorien mit Instrumenten, welch’ letztere erst nach und nach erfolgen konnte,
finden sich beschrieben in dem Werke: „Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, Jahrgang II, No. 2 und
Jahrgänge III, IV und V, No. 1.“
Nach diesen über Situation und Bau der Deutschen Seewarte allgemein orientirenden Bemerkungen
soll nun die Beschreibung im Einzelnen folgen.
Einiges über äussere Erscheinung, sowie innere Eintheilung des Gebäudes.
Vor dem Eintreten in die Beschreibung der Einrichtung des Seewarte-Gebäudes soll zunächst Einiges
über seine allgemeine Erscheinung und die Motivirung derselben gegeben werden.
Es wurde schon auf Tafel 1 hingewiesen, welche einen perspektivischen Ueberblick über das Seewarte-
Gehäude von Nordwest her gewährt. Auf Tafel 3 ist die Südwest- (Haupt-)Façade des Gebäudes darge
stellt. Zur Erklärung ist nur sehr Weniges zu sagen; bemerkt mag nur werden, dass von allem bild
hauerischen Schmucke, wie er iu dem ursprünglichen Projekte vorgesehen war, nur die 3 über den einzelnen
Thüreu des Haupt-Portales angebrachten Büsten zur Ausführung gelangten. Und diesen Schmuck verdankt
die Seewarte der Munifizenz einer Hamburger Bürgerin, Frau D. Filby, während die auf den Sockeln über
den einzelnen Säulen in Vorschlag gebrachten Statuetten nicht zur Ausführung gelangen konnten. Die
Büsten über den Thüren stellen drei um die Wissenschaften der Meteorologie und der Navigation hoch
verdiente Männer dar, nämlich in der Mitte H. W. Dove, zur Rechten M. F. Maury und zur Linken Ch.
Rümker. Ausgeführt wurden dieselben von dem Hamburger Bildhauer Herrn Pfeiffer.
Die Façade zeigt zugleich auch in der Mitte den Signalmast für die Sturmwarnungen und hinter dem
selben hervorschauend, an der Südwestecke des Giebels des Lichthofes angebracht, das Auffange-Gefäss des
selbstregistrirenden Regenmessers. Auf dem Westthurme (Anemometer-Thurme) sieht man die Anemometer-
Gerüste, 3 au der Zahl, sowie unten in der Loggia das Anemometer-Häuschen. In der Loggia des Süd-
thurmes erkennt man das Sextanten-Prüfungshaus, sowie man aus beiden Thürmen, einschliesslich der
Signalstange, die Anordnung der Blitzableitung erkennt, von welcher wir weiter unten sprechen werden.
Noch sei bemerkt, dass von dem Westthurme eine Treppe zur Plattform, die den Signalmast umgiebt, führt.
Auf Tafel 4 ist eine Neben-Façade, und zwar die Südostseite des Gebäudes dargestellt. Hier sieht
man das Giebelfenster des Lichthofes der Länge nach mit dem Auffange-Gefäss des selbstregistrirenden
Regenmessers an dem Südwest-Ende. Der Südthurm zeigt wieder das Sextantenhaus, während man auf
dem Ostthurme das Observatorium für das Meridian-Instrument und in der Loggia desselben die Pfeiler-
Fundirung, die zur Aufstellung des Meridian-Instrumentes dient, erblickt. Die Nordwestseite des Gebäudes
hat eine ganz ähnliche Façade, wie die soeben beschriebene, nur dass im Erdgeschosse (oder vielmehr im
Keller) noch eine Thür angebracht ist und der Nordthurm ein Observatorium mit drehbarem Dache für das
Universai-Instrument trägt, während der Westthurm wieder die Anemometer-Aufstellung zeigt. Die Nordost
seite ist durchaus gleich mit den übrigen Neben-Façaden gebildet, mit solchen Modifikationen, wie sich
dieselben aus der soeben beschriebenen Anordnung ergeben.
Es wurde oben schon von der Eintheilung der auf Tafel 5—8 gegebenen Grundpläne gesprochen ;
zunächst dürfte kaum etwas zu deren vollem Verständnisse erforderlich sein, zumal bei der Beschreibung
einzelner Einrichtungen, wenn immer erforderlich, auf dieselbe zurückgekommen werden wird.
In Tafel 9 ist ein Durchschnitt in der Richtung AB der Grundpläne dargestellt, welcher hier etwas
näher besprochen werden soll. Links unten erblickt man den Gasmotor und daneben die Räume des
Chemisch-Physikalischen Laboratoriums, in der Mitte die Zisterne für die vertikale Achse des Combe’schen
Apparates, von welcher ein für die Welle bestimmter Kanal nach dem Gasmotor führt. Zu beiden Seiten
sieht man die Keller-Korridore und darüber liegend rundum die Korridore der übrigen Etagen, während
rechts unten die Aufbewahrungs-Räume, darüber das Treppenhaus und die Anordnung der Treppe zu er
sehen ist. Der Lichthof mit einer Gesammthöhe von 11 m vom Fussboden bis zum Staublicht, sowie der
darüber liegende Raum bis zum Giebeldach nimmt die Mitte des Durchschnittes ein. In der ersten Etage
des Nordost-Flügels ist ein Durchschnitt durch die Bibliothekräume zu sehen, aus welchem man die Auf
stellung der Bibliothek-Schränke und die Anordnung einer Gallerie um dieselben ersieht. Das Auffange-
Gefäss mit dem darunter liegenden Registrir-Apparate des Regenmessers ist an der Südwestkante des Glas-
Giebeldaches angedeutet. Die senkrechte Höhe der Oberkante dieses Auffange-Gefässes über dem Erdboden
Archiv 1884. 2.
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