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Für die Zwecke einer Meteorologischen Zentralstelle kann ein günstigerer Ort, in unmittelbarer Nähe
einer grossen Stadt belegen, wie jener, auf welchem sich die Seewarte erhebt, kaum gedacht werden. Sowohl
über die magnetischen Eigenthümlichkeiten der Baustelle des Seewarte-Gebäudes, als auch über des letzteren
Eigenschaften als Zentralstelle meteorologischer Forschung sind einzelne Abhandlungen in Vorbereitung, die
seiner Zeit und als Nachtrag zu dieser Beschreibung in dem „Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“
veröffentlicht werden sollen.
Auf Tafel 1 ist eine Ansicht des neuen Dienstgebäudes der Seewarte, von Nordwesten her gesehen,
gegeben, woraus man deren freie und — hinsichtlich der Zirkulation der Luft — unbeengte Lage erkennt.
Es mag zur Erklärung auch hervorgehoben werden, dass es weder mit Rücksicht auf das auf dem Stint
fange verkehrende Publikum, noch auch auf die in der Zentralstelle auszuführenden Arbeiten zweckmässig
erschien, dasselbe bis an den Rand der Elbhöhe vorzurücken, wie sehr dieses auch hinsichtlich einer
stattlichen Ansicht von der Elbe aus und des Zurgeltungbringens des ganzen Baues wünschenswerth ge
wesen wäre.
Diese allgemeinen Bemerkungen können als zum vollen Verständnisse der Wahl des Stintfanges zur
Baustelle für die Deutsche Seewarte als genügend erachtet und soll nunmehr zu den weiteren Aus
führungen geschritten werden.
Weitere Einzelheiten des Bauplatzes und der allgemeinen Anordnung des Gebäudes entnehmen wir im
Auszuge der, von einem der ausführenden Architekten, Herrn G. Kirchenpauer, in dem Zentralblatte
der Bauverwaltung, Jahrgang II, No. 8 und 9, gegebenen Beschreibung. Es heisst daselbst Seite 62 u. ff.:
„Der für die Errichtung der Seewarte verfügbare Bauplatz drängte fast unvermeidlich zu einer quadrat
ischen Grundform des Gebäudes, wobei neben vielen praktischen Vortheilen auch eine gleichmässige Aus
bildung aller Façaden erreicht werden konnte, ein Umstand, der bei allseitig gleichmässig sichtbarer Lage
auf einem Hügel von einigen 30 m Höhe über seiner Umgebung von Bedeutung werden musste. Das Gebäude
erhielt eine Façadenlânge von 31 m und wurde um einen quadratischen, mit doppeltem Glasdache versehenen
Lichthof von 10 m Seite gruppirt, gegen den die Korridore mit offenen Arkaden abgeschlossen wurden.
Man erhielt dadurch einerseits durchweg helle, luftige und sehr übersichtliche Korridore, die einen Ueber-
blick über alle Thüren von fast jedem Punkte aus ermöglichen ; andererseits wurde dadurch in dem Hofe
ein sonst nicht wohl zu beschaffender Raum für die Aufstellung eines sogenannten Combe'schen Apparates
gewonnen “
„Um eine angemessene Neigung des neu ausgeführten Zufuhrweges (siehe Situationsplan Tafel 2) zu
erreichen, wurde der Haupteingang an die nach dem Hafen zu gerichtete Façade des Gebäudes gelegt; an
dieser und der entgegengesetzten Seite befinden sich kleine von den Wallanlagen abgetrennte Vorgärten,
während an den beiden anderen Seiten zwischen dem Gebäude und den Böschungen der Elbhöhe nur noch
Platz für Wege verbleibt.“
„Durch den Haupteingang gelangt man geradeaus in die Korridore und den Lichthof; zu beiden
Seiten steigen die Arme der Haupttreppe empor, unter denen rechts das Hauswarts-Zimmer, links eine
Kellertreppe liegt, welche weiter zu einem später zu erwähnenden unterirdischen Observatorium führt. Die
Haupttreppe geht nur bis in das erste Stockwerk; von da an wurde links eine untergeordnete Treppe weiter
geführt (was zulässig erscheint, weil das Publikum in den oberen Stockwerken nur wenig verkehrt), und so
ein Gewinn von 3 Zimmern über der Haupttreppe erzielt. Aus der vor dem Haupteingange liegenden offenen
Halle gelangt man zur Rechten vermittels einer Nebentreppe direkt zu der im zweiten Stockwerke gelegenen
Dienstwohnung des Vorstehers der Abtheilung III; und auf einer Kellertreppe zu der unter den Zimmern 54,
55 und 56 (siehe Tafel 6) gelegenen Wohnung des Hauswartes, welche durch die Treppe auch mit dem
Hauswarts-Zimmer in direkter Verbindung steht.“
Zur näheren Erläuterung dieser Anordnungen wird auf Tafel 5: Keller mit den Beobachtungs-
Räumen, Tafel 6: Erdgeschoss, und Tafel 7: Erster Stock, verwiesen. Wie aus Tafel 5 zu ersehen,
liegen im Keller an weiteren Diensträumen noch die Druckerei (1), das chemisch-physikalische Labora
torium (2), das Zimmer mit den Normal-Instrumenten (3), Saal für Barometer-Vergleichungen und selbst-
registrirende Instrumente (6), die kleine mechanische W r erkstätte (7), das Zimmer für Schleifen der litho
graphischen Steine (8) und der Korridor (44) mit einem zweipferdigen Otto’schen Gasmotor. Von diesem
führen Transmissionen in die eben erwähnten Räume und ausserdem durch einen Kanal mit Eisengitter-