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den auf Süd-Georgien und Orange Bay gemachten Beobachtungen durchzuführen. Da beide Stationen dem
Systeme der internationalen Polar-Forscbung angehörten, so fand die Anregung zu deD besagten Studien
allerorten lebhaften Anklang, was sich besonders darin äusserte, dass die meteorologischen Institute
aller seefahrenden Nationen, welche sich an maritim-meteorologischen Beobachtungen betheiligen, für die
Polar-Epoche (1882/83) und für das Gebiet des Südatlantischen Ozeans bereitwilligst ihre respektiven
meteorologischen Journale für diese wichtige Arbeit zur Verfügung stellten. Ganz abgesehen davon, dass
eine in so grossem Maasstabe angelegte, in erster Linie maritim-meteorologische Arbeit auf die verwandten
Forschungszweige der Seewarte nicht anders als belebend und anregend wirken konnte, war es besonders
auch das Erzielen eines einmüthigen Zusammenwirkens der verschiedenen Schwester-Institute, was für die
Deutsche Seewarte die günstigsten Erfolge erzielte. Es steht zu hoffen, dass die einmal im vorliegenden
Falle mit Glück betretenen Pfade der internationalen Arbeits-Theilung auf dem maritim-meteorologischen
Felde weiter ausgebildet werden mögen.
Es wurde iu dem Jahres-Berichte für 1883, Seite 15, erwähnt, dass die von der Deutschen Polar-
Kommission auf Labrador errichteten meteorologischen Stationen II. Ordnung an die Seewarte übergingeD,
d. h. dass die Verwaltung der Stationen, das Sammeln der dort gemachten Beobachtungen in Zukunft Sache
der Seewarto sein würde. Es mag hier konstatirt werden, dass die meteorologischen Beobachtungen, welche
bis zum Abgänge des Missionsschiffes von der Küste von Labrador während des Jahres 1883/84 gemacht
worden waren, richtig bei der Abtheilung I eingelaufen sind. Unzweifelhaft werden die meteorologischen
Arbeiten von den Stationen Labradors für die Entwickelung, namentlich der ausübenden Witterungskunde
von erheblicher Tragweite werden, sobald nur einmal die Legung eines Kabels zu meteorologischen Zwecken
über Island, die Südspitze von Grönland nach Labrador und von dort nach Kanada und den Vereinigten
Staaten zur Thatsache geworden sein wird. Gegenwärtig stellen sich allerdings der Ausführung dieses
grossen Planes finanzielle Schwierigkeiten entgegen, die aber, wie man mit Zuversicht erwarten darf, schwin
den werden, sobald die meteorologischen Studien für den Atlantischen Ozean, welche von dem dänischen
meteorologischen Institute und der Deutschen Seewarte (und von dem Meteorological Office in London für
die Polar-Epoche) durchgeführt werden, zu gewissen praktisch verwerthbaren meteorologischen Wahrheiten
gediehen sein werden. In dieser Erwartung für die Entwickelung der Meteorologie erblicken wir die Be
deutung der Einrichtung der meteorologischen Stationen auf Labrador und haben deshalb es für zweck
mässig erachtet, schon an dieser Stelle der neuen Errungenschaft zu gedenken.
II. Zur Geschichte der Deutschen Seewarte.
1. Allgemeines.
Wie schon in der Einleitung erwähnt, sind es nicht besonders hervorragende Momente, welche die
Geschichte der Seewarte während des Berichts-Jahr es kennzeichnen. Auch in dem Personal gingen, in die
Verhältnisse des Institutes eingreifende Aenderungen nicht vor sich und blieben die Beamten in den den
selben im Laufe des vorhergegangenen Jahres zugewiesonen Arbeitsfeldern auch während des Berichts
jahres thätig.
Eine Beschränkung der Tliätigkeit des Institutes wurde nach zwei Bichtungen hin erzielt. Vom
1. Jauuar d. J. ab musste aus Gründen, welche im vorigen Jahres-Berichte, Seite 29 und 30, dargelegt sind,
die Prüfung ärztlicher Thermometer Seitens der Abtheilung II eingestellt werden. In einem besonderen
Berichte über die Thermometer-Prüfung an der Seewarte, welcher als No. 4 des Sammelwerkes „Aus dem
Archiv der Deutschen Seewarto“, Jahrgang V, 1882, erschienen ist, sind die Resultate der Prüfung von
Thermometern niedergelegt und ist in den einleitenden Worten auch auf die Motive hingewiesen, welche
zur Sistirung der Prüfung solcher Thermometer die Grundlage bildeten. Es wird auf diesen Bericht, der
Manches von Interesse enthält, hiermit verwiesen.
In den verschiedenen Jahres-Berichten, u. a. im vorigen Jahres-Berichte, Seite 3, wurde da, wo von
der Ausgabe täglicher Witterungs-Aussichten die Rede ist, auf die Schwierigkeiten hingewiesen, welche sich
diesem Theile der Thätigkeit der Seewarte entgegenstellten. Gegen Ende des Vorjahres und im Beginne