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Einzelheiten der Lage sich ergeben, zumal einem Jeden, welcher mit den Hamburger Lokalitäten vertraut
ist, der „Stintfang“ (das südliche Ende der Elbhöhe), worauf sich die Seewarte erhebt, als bekannt voraus
gesetzt werden darf. Einige historische Notizen, welche auch auf die Gattung des Baugrundes Licht werfen,
mögen hier nichtsdestoweniger eine Stelle finden; es sind dieselben grösstentheils dem verdienstvollen Werke
des Herrn C. Gaedechens „Historische Topographie von Hamburg“ entnommen.
Die kleinen Erhöhungen, welche in der Nähe des Elbufers lagen, waren von einem Gehölze, Eichholz
genannt, bedeckt. Um das Jahr 1620 wurden dieselben in die Befestigungen der Stadt hineingezogen und waren
die diesbezüglichen Arbeiten, welche von einem holländischen Ingenieur, Johann von Valckenburg,
ausgeführt wurden, im Jahre 1621 schon vollendet. Das südliche Ende der Elbhöhe (Stintfang) wurde von
einer Bastion, die nach Albert von Eitzen die Albertus-Bastion genannt wurde, eingenommen. Ueber die
Erhöhung dieser Bastion über den natürlichen Boden geben noch vorhandene aus früheren Zeiten stammende
Pläne und Zeichnungen Aufschluss. Auch mag bemerkt sein, dass an der Nordgrenze des Bauplatzes der
Seewarte einstens eine Poterne sich unter dem Hügel hinzog und die Verbindung zwischen der inneren
Stadt und dem, den Platz, worauf jetzt das Seemannshaus steht, einnehmenden Honnverke herstellte. Diese
Poterne wurde bei der Anlage der neuen, zur Seewarte führenden Strasse bei der Eiskuhle berührt und hat
sonach mit dem Baugrunde für das Gebäude nichts zu thun. Als Ende des vorigen Jahrhunderts Seitens
des Senates der Freien und Hansestadt Hamburg die Schleifung der Festungswerke beschlossen worden, und
im Anfänge dieses Jahrhunderts in’s Werk gesetzt worden war, trug man auch die Albertus-Bastion ab,
gelangte dabei aber nicht bis auf den natürlichen, „gewachsenen“ Boden. In der Nähe der Stelle, an
welcher sich gegenwärtig das Kompass-Observatorium befindet, etwa 18 m nach SO davon, errichtete im
Jahre 1801 J. Repsold ein kleines astronomisches Observatorium, dessen geographische Breite nach Mit
theilungen Schumachers zu 53 0 32'51"&N. bestimmt wurde. Herr J. A. Iiepsold, Enkel des Vorigen, hatte
die Güte, der Direktion die genaue Lage des einstigen Observatoriums, auf den Michaelisthurm bezogen,
mitzutheilen; aus den verschiedenen älteren Plänen gelang es ihm, festzustellen, dass das Meridian-Instru
ment 465.7 m westlich und 256.6 m südlich vom Michaelisthurm aufgestellt sich befand.
Die Einverleibung Hamburgs in das französische Kaiserreich hatte abermalige Veränderungen in der
Konfiguration des Bauplatzes der Seewarte zur Folge. Nach dem von General Haxo entworfenen und von
Napoleon im Jahre 1813 genehmigten Plane für die Befestigung Hamburgs wurde der Stintfang in eine
bedeutende Bastion umgewandelt, welche nun die Bezeichnung Reduit de l’Elbe führte. In das Jahr 1813
fällt auch eine Beschiessung des Stintfanges durch die Franzosen, woraus sich wiederum erklärt, dass bei
dem Anlegen der Gi’uben für die Fundamente eine nicht unerhebliche Anzahl von Bomben und Vollkugeln
aus dem Grunde herausgeschafft werden konnte.
Als mit dem Anbruche des zweiten Dezenniums des gegenwärtigen Jahrhunderts die gänzliche Nieder
legung der Festungswerke beschlossene Sache war, wurde der Stintfang endgültig seiner Krönung mit einer
Bastion beraubt und beinahe bis auf den natürlichen Boden herabgegangen. Es muss jedoch bemerkt
werden, dass, soweit sich dies überhaupt noch feststellen lässt, noch eine Aufschüttung von Grund in der
Höhe von 6 m auf dem natürlichen Boden ruhen dürfte. Die bei dem Baue gemachten Erfahrungen haben
gezeigt, dass dieser Umstand der Festigkeit des Baugrundes keinen Eintrag thut. Andererseits ist ein
leuchtend, dass nach den mannigfachen Wandlungen, welchen der Stintfang im Laufe der Jahrhunderte
unterworfen wurde, und nach den mannigfachen Kämpfen, welchen er ausgesetzt war, der Boden von vorne
herein nicht als eisenfrei und für magnetische Untersuchungen geeignet angenommen werden konnte; es
musste dies erst durch Untersuchungen festgestellt werden. Seit September 1877 wurden denn auch stets
und in bestimmten Zeiträumen magnetische Beobachtungen an der Stelle, an welcher sich jetzt das Kompass-
Observatorium befindet, ausgeführt; überdies wurde während des Baues mit Sorgfalt darauf geachtet, dass
die früher erhaltenen Beobachtungs-Resultate an neuere angeknüpft, d. h. die Kontinuität der Beobachtungen
vor und nach dem Baue gewahrt bleiben konnte. Es ergab sich daraus, dass die Stätte des Kompass-
Observatoriums auch für magnetische Beobachtungen, soweit solche für die Zwecke der Seewarte erforderlich
sind, tauglich ist. Für magnetische Untersuchungen delikatester Natur, wie sie etwa nach dem gegen
wärtigen Stande der erdmagnetischen Wissenschaft mit Magnetometern und Galvanometern (für Erdstrom-
Beobachtungen) erforderlich sind, würde man eine Stelle, wie den Stintfang, auch aus anderen Gründen,
abgesehen von den aus Obigem sich ergebenden Störungen im Boden, als Observatorium-Stätte nicht wählen.