.A. Allgemeiner Bericht.
I. Einleitung.
Das Jahr 1884, mit welchem das erste Dezennium der Thätigkeit der Deutschen Seewarte abschliesst,
zeigte keine besonders markanten Momente in der Geschichte des Institutes ; es schritt die Entwickelung
desselben in ruhiger und stetiger Weise voran. Sowohl der Ausbau des ganzen Systemes, sofern es sich
um die eigenen Einrichtungen der Seewarte handelt, war nach den Normen und Grenzen, welche ursprünglich
für die Organisation aufgestellt worden waren, als beendet zu betrachten, wie auch die Zentralstelle in
ihrer inneren Einrichtung mit dem Schlüsse des Jahres in fertigem Zustande sich befand. Allerdings blieb
auch hier in jener Richtung der Thätigkeit, welche nach ausserhalb der direkten Wirkungs-Sphäre der Seewarte
liegenden Einrichtungen führte, Manches zu wünschen übrig. Es gilt Dies namentlich mit Beziehung auf
die Einrichtungen im Deutschen Reiche, die zum Nutzen der Pflege der ausübenden Witterungskunde zu
treffen waren, sollte der Witterungsdienst für das ganze Gebiet in wahrhaft wirkungsvoller Weise einge
richtet werden. Wir werden dort, wo von der Thätigkeit der Abtheilung III die Rede sein wird, in Ab
schnitt IX dieses Berichtes, zu zeigen haben, wie sich der Witterungsdienst gestaltete und die einzelnen
Punkte, welche auf diese Gestaltung einen Einfluss ausübten, zu kennzeichnen haben, wesshalb füglich von
einer weiteren Besprechung des Gegenstandes an dieser Stelle Abstand genommen werden kann.
Die Deutsche Meteorologische Gesellschaft, welche Hamburg als ihren Vorort und das Gebäude der
Seewarte als den Sitz ihres Bureaus hat, entwickelte sich auf die erfreulichste Weise, was nicht verfehlen
konnte, auf das wissenschaftliche Leben der Seewarte, das ja vorzugsweise in der meteorologischen For
schung seine Stütze findet, einen wohlthätigen Einfluss zu äussern. Das Organ der Gesellschaft, die neu
begründete „Meteorologische Zeitschrift“, deren Redaktion in den Händen des Meteorologen der Seewarte
liegt, zeichnete sich durch einen streng wissenschaftlichen Sinn aus und gewann sich in Folge davon aller-
wärts vollste Anerkennung. Das Bestreben der Direktion war ernstlich darauf gerichtet, dass diese neu
aufblühende literarische Frucht deutschen Fleisses in keiner Weise das offizielle Organ des Institutes, die
„Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie“, beeinträchtigen konnte. Dies zu erreichen konnte
nicht allzu schwierig sein, da bei aller Verwandtschaft, welche die in beiden Zeitschriften zu behandelnden
Materien haben, durch die mehr praktischen Ziele der nautischen Zeitschrift eine stoffliche Abgrenzung sich
als durchführbar erweisen musste und auch in der That erwiesen hat. Dem Kundigen wird es nicht schwer
fallen, bei einer eingehenden Prüfung des Jahrganges XII der „Annalen der Hydrographie und Maritimen
Meteorologie“ und des Jahrganges I der „Meteorologische Zeitschrift“ diese Ueberzeugung zu gewinnen.
Bei der Wichtigkeit, welche die erstgenannte Zeitschrift für das wissenschaftliche und nautische Leben in
Deutschland naturgemäss haben muss, schien es uns zweckmässig, gleich in den einleitenden Worten
zu dem Jahres-Berichte für 1884 die Ueberzeugung und die Richtschnur des Handelns für die beregten
Punkte in das richtige Licht zu setzen.
Das Bureau des Exekutiv-Ausschusses der Deutschen Polar-Kommission entfaltete in den oberen
Räumen des Seewarte-Gebäudes eine rege Thätigkeit, was, da in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die
meteorologischen Forschungen besonders zu fördern waren, gleichfalls einen erheblichen Einfluss auf die
Thätigkeit der Seewarte haben musste. Es leuchtet Dieses besonders darin hervor, dass es die Deutsche
Polar-Kommission unternahm, synoptische Studien für den Südatlantischen Ozean und in Verbindung mit
Archiv 1884. 1.
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