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IX. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung III.
Pflege der Witterungskunde, der Küsten-Meteorologie und des Sturmwarnungswesens
in Deutschland.
Im Jahres-Berichte für 1883, Seite 2 und 3, wurde schon darauf hingewiesen, dass der Zustand der
ausübenden Witterungskunde in Deutschland eine wesentliche Umformung erforderte, da in den einzelnen
Staaten die Einrichtungen für diesen Zweck, die Vorbedingungen zu einem gedeihlichen Wirken mangelten.
In Uebereinstimmung mit den dort dargelegten Motiven glaubte die Direktion es nicht unterlassen zu sollen,
höheren Ortes um die Ermächtigung zur Einstellung der telegraphisch an die Zeitungen zu übersendenden
Wetter-Prognosen nachzusuchen. Einmal die Unmöglichkeit, eine Kontrolle über die Verbreitung solcher
Prognosen ohne, stramme, sich über das Gebiet des Deutschen Reiches erstreckende Organisation üben zu
zu können, sowie andererseits die von Anfang an betonte Nothwendigkeit der Lokalisirung einer wirksamen
Wetter-Prognose, welcher man mangelnder Organe wegen nicht gerecht werden konnte, sowie endlich auch
die vielgestaltige höchst schwerfällige, der Seewarte allein zufallende Rechnungslegung über den Betrieb
des fraglichen Prognosendienstes Messen der Direktion die Einstellung der täglichen telegraphischen Ueber-
sendung der Wetter-Prognose an die Presse als unabwendbar erscheinen. Einem diesbezüglichen Anträge
der Direktion an den Chef der Admiralität wurde denn auch Folge gegeben und höheren Ortes verfügt,
dass der besagte Dienst eingestellt werden solle. Die hohe Verfügung hatte weder eine Einwirkung auf
den Erlass und die Veröffentlichung täglicher Wetter-Prognosen in den autographirten Wetter-Bulletins der
Seewarte, noch auch auf das Sturmwarnungswesen. Wir werden später nochmals auf den Gegenstand zurück-
kommen und mag es genügen, hier denselben nur berührt zu haben.
Wie sich die Thätigkeit der Deutschen Seewarte auf dem Gebiete des Sturmwarnungswesens mehr und
mehr Anerkennung auch im Berichts-Jahre erwarb, leuchtet daraus hervor, dass durch Privat-Initiative
oder auf Veranlassung der Provinzial-Regierungen neue Signalstellen errichtet wurden; auch darauf werden
wir geeigneten Ortes zurückkommen.
1. Wetter- Telegraf hie.
I. Einrichtung des wetter-telegraphischen Verkehrs der Seewarte mit den meteorologischen Instituten
und Stationen Europas.
Während des Berichts-Jahres erfuhr der Depeschen-Verkehr mit dem In- und Auslande keinerlei
Veränderung und kann aus diesem Grunde behufs Orientirung über die getroffenen Einrichtungen auf die
früheren Jahres-Berichte verwiesen werden.
II. Tägliche telegraphische Bericht-Erstattung an das Publikum.
Nur mit Rücksicht auf die Einrichtung der Hafen-Telegramme kann eine Erweiterung konstatirt
werden, indem seit Ende des Jahres auch an der Signalstelle Arösund Hafen - Telegramme zur Ausstellung
gelangten.
Die telegraphischen Abonnements-Wetter-Nachrichten, d. h. Mittheilungen über Witte rungs-Tliat-
bestände an die Presse, an Institute p. p. erfuhren keinerlei Aenderung.
Telegramme zur Konstruktion von Wetterkarten nach ausserhalb Hamburgs. Auf Antrag des
Vorstandes der Wetterwarte in Magdeburg und des Direktors des Königl. Meteorologischen Instituts in
Sachsen erfuhren diese Telegramme in soferne eine Abänderung, als statt des Isobaren-Telegrammes zwei
Depeschen an das Meteorologische Institut in Chemnitz, an die Wetterwarte in Magdeburg und an das
Wetter-Bureau des Herrn Lipkowitz in Berlin befördert wurden.. Die erste, in der Frühe abgehende
Depesche enthält nach dem Schema: BBBWW SHTTT die Morgen-Beobachtungen von folgenden Stationen: