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Nun erst die Verhältnisse, wie sie in klassischer Reinheit auf dem Stillen Ozean sich darboten, wo
das Maximum in die Abend- und Nachtstunden fiel. Das Schiff fuhr schnell dem Aequator zu, und rückte
von Stunde zu Stunde demselben um ca. 3 deutsche Meilen näher, im Laufe eines Tages also gegen 70
deutsche Meilen. Das genügt, bei der Geringfügigkeit der täglichen Amplitude, um die Temperatur ununter
brochen ansteigen zu lassen.
Dieser Fall beweist aufs Deutlichste, dass in Folge stetiger Ortsveränderung des Beobachters der Zeit
punkt des Eintrittes der höchsten Tages-Temperatur die erheblichsten Verschiebungen erleiden kann.
Veranlassungen zu Irrthümern giebt es also bei Beantwortung der vorliegenden Frage zahlreiche.
Aus einer grossen Reihe fehlerfreier Beobachtungen ergab sich, dass das Temperatur-Maximum auf
offenem, tropischem Meere genau mit dem höchsten Sonnenstände zusammenfällt. Aus
nahmen hiervon werden stets durch besondere Umstände bedingt.
Gehen wir zur Besprechung der Dämmeriing'S - Erscheiniing'Cii über.
Während auf Kontinenten Dünste, Wolken und Berge das Phänomen beeinträchtigen, treten auf
tropischen Meeren die Erscheinungen in vollster Reinheit hervor. Die Pracht der Farben ist eine so
wunderbare, dass sie der Pinsel des Malers nicht wiederzugeben vermag.
Wenn die Sonne untergesunken ist, zeigen sich am westlichen Himmel 3 verschieden gefärbte Zonen:
eine gelbe, darüber eine bläulichweisse, oben eine rosenrothe. Die langsam emporsteigende, grünlich-graue
Gegendämmerung, der Erdschatten, hat einen rosenrothen Saum, der sich gleichzeitig mit der rosenrothen
Zone im Westen schnell ausbreitet, und den ganzen Himmel in ein Gluthmeer verwandelt. Das Roth geht
in’s Gelbrosa über, und beginnt sehr intensiv zu leuchten. Doch die Gegendämmerung rückt unaufhaltsam
vorwärts, und bald ist, während im Zenithe bereits kleinere Sterne sichtbar werden, nur ein orangefarbenes
Segment im Westen übrig. Da leuchtet noch einmal der Himmel im purpurnen Lichte auf, es ist die Nach
dämmerung, die sich mit tiefer sinkender Sonne ebenfalls langsam von Ost nach West zurückzieht. Der
noch helle Theil des westlichen Himmels nimmt wiederum die Gestalt eines lichten, immer kleiner werden
den Segmentes an, das sich bis zum Momente des völligen Verschwindens — dem Ende der astronomischen
Dämmerung — scharf von dem übrigen, nunmehr ganz dunkelen Himmel abgrenzt.
Morgens sind die Erscheinungen folgende: Am östlichen Horizonte wird ein purpurner Streifen sicht
bar, der schnell an Dimensionen zunimmt. Auch im Westen hellt es sich auf. Die dunkelsten Parthieen,
wo die Sterne am längsten leuchten, bleiben im Zenitli. Dann kommt im Osten die charakteristische
Farbenschichtung, unten gelb, in der Mitte bläulichweiss, oben rosaroth. Die rothumsäumte Gegendämmerung
geht nach West zurück, und verschwindet mit dem Erscheinen der Sonne.
Bei völlig freiem Horizonte ist es möglich auf etwa 20 Sekunden genau die Zeit zu bestimmen, die
verstreicht vom Verschwinden des oberen Sonnenrandes, bis zum Erlöschen des letzten Dämmerungslichtes,
und umgekehrt, von der ersten Morgenröthe bis zum Emportauchen der Sonne. So konnte ich Material
sammeln zur Beantwortung der Frage, ob Morgen- und Abenddämmerung von gleicher, oder von verschie
dener Dauer sind.
Folgende Zahlen, die sich auf den tropischen Theil des Indischen Ozeans beziehen, werden hierüber
Aufschluss geben:
Dauer der Abenddämmerung am 20. April 1884 1 Stunde 15 Minuten,
= = = = 25. = = 1 = 10
5 5 Morgendämmerung = 26. = = (bei reichlicher Bewölkung) 50 =
= = Abenddämmerung * 26. = = (klarer Himmel) 1 Stunde 5 =
= = Morgendämmerung : 27. = = 1 = 10 *
= i = = 28. = = 1 = 25 :
= = Abenddämmerung =28. = = 1 = 14 =
Hieraus ist ersichtlich, dass von durchgreifendem Unterschiede zwischen Morgen- und Abenddämmerung
keine Rede sein kann. Die Dämmerungszeiten, die zwischen 50 Minuten und 1 Stunde 25 Minuten variiren,
sind in erster Linie abhängig von Dünsten und Wolken am Horizonte. Steht dort auch nur eine niedrige
Wolkenbank, die dem oberflächlichen Beobachter ganz entgehen kann, indem er sie für den Meereshorizont
hält, so wird dadurch die Dämmerungszeit ungemein abgekürzt. Auffallend lange bleibt nämlich, bei ab
solut freiem Horizonte, gerade der letzte leuchtende Streifen im Westen sichtbar. Der Beobachter muss