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massigen Gang bei. Gegentlieilige Angaben der Seefahrer sind mit grosser Vorsicht aufzunehmen, da ein
gewurzelte Vorurtheile eine bedeutende Rolle spielen. So fragte eines Tages, während einer Gewitterböe
der Kapitän, ob ich denn nun das Fallen des Barometers bemerkt hätte, das wenigstens 3 mm betrage?
Allerdings war das Barometer seit einigen Stunden um 3 mm gefallen, denn wir befanden .uns in der Zeit
des typischen Minimums. Dagegen wurde am 3. Mai in der Nähe der Südwest-Spitze Australiens ein
schwerer Sturm durch rapides Sinken des Luftdruckes — innerhalb 26 Stunden um 10 mm — angekündigt,
und von einem ausgeprägten Minimum begleitet.
Im tropischen Theile des Indischen Ozeans variirte die relative Luftfeuchtigkeit in den heissesten
Tagesstunden zwischen 64°/o und 77°/o- Mit abnehmender Temperatur stieg sie an, und hielt sich von
Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang meist ziemlich konstant. Nach Ueberschreiten des südlichen Wende
kreises traten auch hierin grosse Unregelmässigkeiten auf. So ging in 28° südl. Br., unweit Australien der
relative Wassergehalt auf 45°/o herunter, und überstieg 2 Tage lang überhaupt nicht 57°/o- Es herrschte
mässiger Süd- bis Ostsüdost-Wind, dabei aber eine ungewöhnlich starke, aus SW kommende Dünung, die so
enormes Rollen des Schiffes zur Folge hatte, dass die Raen buchstäblich ins Wasser tauchten. Zweifelsohne
hatte hier Tags zuvor ein aus antarktischen Regionen stammender, und daher so trockener Sturm gewüthet.
Manche Seeleute sind der festen Ueberzeugung, dass der Mond einen entscheidenden Einfluss auf das
Wetter habe ausserhalb der Wendekreise. Je voller der Mond, um so besser das Wetter. Am schlimmsten
sei es um die Zeit des Neumondes, wenn der Mond sich in Erdnähe befindet. Ich prüfte meine Wetterauf
zeichnungen der ganzen Reise, konnte aber besagte Theorie nicht bestätigt finden. Wir hatten etwa in
der Hälfte der Fälle bei Neumond gutes und bei Vollmond schlechtes Wetter.
Wenden wir uns dem grossen Ozean zu, der nach meinen Erfahrungen mit Unrecht den Namen des
„Stillen“ trägt. Sowohl auf der Fahrt von Sydney nach Neu-Seeland, wie von Neu-Seelaud nach den Hawaii-
Inseln, und von dort nach San Franzisko hatten wir stets mit den heftigen, typischen Ost- bis Nordost-
Winden und grober See zu kämpfen.
Der Gang der Temperatur erwies sich auf der Fahrt von Neu-Seeland nach Honolulu als ein ganz
eigenartiger. Es gab fast eine Woche lang kein eigentliches Maximum und Minimum. Das Thermometer
stieg, nur vorübergehend durch Regenböen beeinflusst, bis in Nähe des Aequators am Tage konsequent an,
und hielt sich die Nacht hindurch unverändert, um nach Sonnenaufgang das Steigen fortzusetzen. Dies war
lediglich Folge des Umstandes, dass wir schnell heisseren und immer heisseren Gebieten zusteuerten. Hätte
damals die Sonne unter dem Aequator in Scheitellinie gestanden, und nicht — es war Anfang Juli — in
Nähe des nördlichen Wendekreises, so wäre nach Eintritt in die nördliche Halbkugel das Quecksilber
wieder konsequent gefallen. Statt dessen ging es unter dem Einflüsse zahlreicher Regenböen etwas unregel
mässig herunter, das Maximum kam nicht mehr abends, sondern vormittags und in der Mittagsstunde,
und als wir in Nähe der Hawaii - Inseln die Sonne in der Scheitellinie hatten, war die höchste Tages-
Temperatur um 2° niedriger, als in Nähe des Aequators.
Die Hawaii- (Sandwich-) Inseln, in der Nähe des nördlichen Wendekreises, jedoch noch innerhalb der
Tropenzone gelegen, haben au verschiedenen Punkten sehr verschiedenes Klima. Die Berge, von denen der
Mauna Loa und Mauna Kea sich gegen 14000 Fuss erheben, also die höchsten Spitzen der Alpen beinahe
erreichen, bilden die Wetterscheide. An ihnen gleiten die das ganze Jahr hindurch wehenden, auf ihrem
Wege über den Ozean, mit Feuchtigkeit beladenen Winde in höhere, kältere Regionen, und verlieren den
Wassergehalt. Hier regnet es täglich, an einigen Punkten fast ununterbrochen. Wunderbar üppige Vege
tation entspriesst dem Boden; allein 120 Farrenarten schmücken die Abhänge, an denen malerische Giessbäche
in die Tiefe stürzen. Ein ganz anderes Bild zeigt die Südwest-Küste. Kahle Felswände, nackte Lavaströme,
auf denen hin und wieder die Cocus-Palme ein kümmerliches Dasein fristet. Die Hitze wird bei scheitel
rechter Sonne unerträglich; kein Wölkchen spendet vorübergehend Schatten. Im Osten, zwischen den
Bergen hängen schwere Wetterwolken, aber sie kommen nicht herab in die Ebene, um das verbrannte
Gestein zu benetzen. Vollkommen regenlose Gebiete sind mitunter nur 1 bis 2 deutsche Meilen entfernt
von solchen, in denen ununterbrochen Niederschläge stattfinden.
Wer von Punaluu aus, an der Südost-Küste der Insel Hawaii den Kilauea besteigt, den merkwürdig
sten aller Vulkane, in dessen Krater ein ewig glühendes Lavameer wogt, hat ausgezeichnete Gelegenheit
den Wechsel der Klimate zu studiren. Der Reisende, der durch den Ritt über endlose Lavafelder in heisser