Skip to main content

Full text: 7, 1884 (7, 1884)

2 
Gehen wir zur Besprechung der Erscheinungen über. Alle Temperatur - Angaben sind in Celsius- 
Graden; die Barometerhöhen in Millimetern. 
Während Ende März 1884, auf der Fahrt durch das Mittelmeer von Gibraltar bis Aegypten, rauhes, 
kühles Wetter herrschte — das Thermometer schwankte zwischen 13.6° und 17.7° — änderte sich bei 
der Einfahrt in den Suez-Kanal die Situation mit einem Schlage: die Temperatur stieg auf 24°, und das 
Maximum, das bisher zusammenfiel mit dem höchsten Stande der Sonne, kam nunmehr erst nachmittags 
zwischen 2 und 4 Uhr. Die nächtliche Abkühlung war, dem Wüstencharakter des Klimas entsprechend, 
eine bedeutende. Das Minimum-Thermometer sank vor Sonnenaufgang auf 11°; die tägliche Amplitude 
betrug demnach 18°, während sie auf dem Mittelmeere nie mehr als 3.4°, in der Regel aber weit weniger 
betragen hatte. 
Ebenso auffallend, wie der Wechsel der Temperatur, war derjenige der relativen Luft-Feuchtigkeit. 
Auf dem Mittelmeere hatte die Feuchtigkeit zwischen 67% und 89% geschwankt, war einmal allerdings, 
zwischen Algier und den Balearen, in der Mittagsstunde auf 59% heruntergegangen. Am Suez-Kanal sank 
sie, koinzidirend mit dem Temperatur-Maximum, auf 20%, und hob sich nachts wiederum auf 87%. 
Bemerkenswerth gross blieb die Feuchtigkeit im tropischen Theile des so heissen Rothen Meeres. In 
den Abend- und Nachtstunden stieg sie bis auf 88%, und hielt sich in der Mittagszeit, bei schönem Wetter 
und wolkenlosem Himmel, zwischen 67% und 77°/o- Trotz der nahen Wüsten soll hier die Feuchtigkeit — 
nach Angabe der Schiffsoffiziere — stets eine grosse sein. Erfahrene Seeleute sollen im Stande sein, ohne 
Instrumente den Wassergehalt der Luft annähernd richtig zu beurtheilen. Ihr Psychrometer ist der Habitus 
des dem Schornstein entquellenden Rauches. 
Das Klima des Rothen Meeres wird nicht derart von der Umgebung beeinflusst, dass der Charakter 
des See-Klimas verloren ginge. Die Feuchtigkeit ist eine grosse, das Temperatur-Maximum fällt mit dem 
höchsten Sonnenstände zusammen, und die nächtliche Abkühlung ist gering. Die grösste Differenz zwischen 
Tages- und Nachttemperatur betrug 5.3°; einmal war der Unterschied nur 0.6° 
Uebrigens kam im April die Hitze keineswegs zu abnormer Höhe. Das Thermometer stieg nicht über 
27.6°, während es wenige Tage später, auf dem Indischen Ozean, auf 30.8° hinaufging. 
Nach Passiren von Cap Guardafui begann die eintönige Fahrt quer über den Indischen Ozean auf 
Australien zu. Hier traten die Erscheinungen in einer Reinheit zu Tage, wie sie dem Beobachter auf 
Kontinenten und ausserhalb der Tropen sich nie zeigen werden. 
Obgleich damals die Sonne schon in 9° 45' n. Br. in der Scheitellinie stand, so erreichte die Temperatur 
doch erst genau unter dem Aequator ihren Höhepunkt mit 30.8°, zusammenfallend mit der höchsten Wasser- 
Temperatur von 29.5°. 
Aehnliches fand sich später in der Süd-See, auf der Fahrt von Neu-Seeland nach den Hawaii-Inseln. 
Ich bestimmte die höchste Luftwärme von 28.0° in 2° 30'n. Br., während die Sonne 18° nördlicher in der 
Scheitellinie stand. 
Allmählich, wie das Thermometer auf dem Indischen Ozean bei Annäherung an den Aequator gestiegen 
war, sank es wieder beim Entfernen von demselben. Sein Gang war innerhalb der Tropenzone ein sehr 
regelmässiger. Das Maximum fiel mit dem höchsten Stande der Sonne zusammen, hielt sich übrigens bis 
weilen von 10 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags gleichmässig. Die tägliche Amplitude betrug mit 
unter weniger als 1°. 
Grössere Abweichungen brachten die Regenböen. Während derselben sank das Thermometer um 
mehrere Celsius-Grade, stieg aber bald wieder auf die ursprüngliche Höhe. 
Nach Ueberschreiten des südlichen Wendekreises schwand die Regelmässigkeit im Gange der Instru 
mente. Am deutlichsten zeigte sich der Unterschied zwischen tropischer und aussertropisclier Region im 
Luftdruck. 
Innerhalb der Wendekreise, bis zu 20° südl. Br. kam das Luftdruck-Maximum zwischen 9 und 10 Uhr 
vormittags, das Minimum — mit wenigen Ausnahmen — zwischen 3 und 5 Uhr nachmittags; das zweite, 
meist etwas niedrigere Maximum zwischen 10 und 12 Uhr Abends, und das zweite Minimum zwischen 
2 und 4 Uhr morgens. 
Ausserhalb der Wendekreise werden die Maxima und Minima recht unregelmässig. 
Ich war, trotz grösster Aufmerksamkeit, nicht im Stande, vor, während oder nach einer Regenhöe 
typische Schwankungen des Druckes zu entdecken. Vielmehr behielt das Barometer durchaus seinen regel
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.