B. Spezial-Bericht©
über die Thätigkeit der einzelnen Abtheilungen und ihre Arbeiten.
VH. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung I.
Maritime Meteorologie.
Stand der maritim-meteorologischen Arbeit an der Deutschen Seemarte.
Das Beobachtungs-Material. Die gedrückten Verhältnisse der Kauffahrtei-Schifffakrt, welche im
Jahre 1884 herrschten, und manche Schiffe zum längeren Stilliiegen zwangen, machten sich auch für die
Deutsche Seewarte fühlbar. Die Anzahl der in diesem Jahre von deutschen Handelsschiffen eiDgelieferten
meteorologischen Journale erfuhr keine, oder doch nur eine verlmltnissmässig geringe Zunahme. Dessen
ungeachtet ist der Eingang an Beobachtungs-Material, da er sich nahezu auf demselben hohen Stande, wie
im Jahre 1883 hielt, als ein sehr befriedigender zu bezeichnen. Im Ganzen wurden nämlich eingeliefert:
1. Vollständige meteorologische Journale von Segelschiffen 226, von Dampfern 120, zusammen von
der Handels-Marine 346 Nummern, gegen bezw. 228, 110 und 338 im Vorjahre, ausserdem von Schiffen
der Kaiserl. Kriegs-Marine 15 Nummern, gegen 20 im Vorjahre.
2. Auszugs-Journale von Dampfern der Handels-Marine 214 Nummern, gegen 205 im Vorjahre.
Ferner wurde ein vollständiges Journal mit meteorologischen Beobachtungen von Punta Arenas, die
dort von Herrn R. Stubenrauch angestellt wurden, der Abtheilung I überliefert. Auch die Stationen an
der Küste von Labrador sandten die bis zum Abgänge des Missionsschiffes „Harmony“ fertig gestellten, d. b.
mit meteorologischen Beobachtungen ausgefüllten Journale ein, so dass von jenen 6 Stationen etwa für je
6 Monate des Berichts-Jahres die Beobachtungen dem Archiv der Abtheilung I einverleibt werden konnten.
Die Bearbeitung dieser letzteren werthvollen Beobachtungsreihe wurde dem Herrn Dr. K. R. Koch, welcher
die Einrichtungen der Stationen bekanntlich im Jahre 1882/83 bewirkt hatte, übertragen.
Es mag hier bemerkt werden, dass die Seewarte den Versuch machte, eine meteorologische Station in
Weydah (Bucht von Benin) zu errichten und die betreffenden Instrumente, Instructionen etc. dahin
gesandt hatte. Durch die Versetzung des Beobachters nach dem Innern von Dahomey wurde die Fort
führung der Station vereitelt. Kapitän Seemann, welcher in Port Stanley während des Polarjahres 1882/83
meteorologische Beobachtungen gemacht und dieselben eingesandt hatte (siehe vorjährigen Jahres-Bcricht,
Seite 15), war durch Ungunst der Verhältnisse und durch allzu grosse Inanspruchnahme gezwungen worden,
die Beobachtungen cinzustellen. Sowohl von Port Stanley, wie von Weydah liegen Beobachtungen im
Berichts-Jahre daher nicht vor und konnten solche deshalb in der nachfolgenden Aufzählung des Materials
nicht inbegriffen sein.
Der Inhalt sämmtlicher eingelieferten Journale beziffert sich in abgerundeten Zahlen:
Beobacktungszeit Beobachtung^ Sätze
für die 346 vollständigen Beobachtungs-Journale der Handels-Marine zu 1494 Mou. 13 Tg. = 273,500
„ „ 15 „ „ „ „ Kriegs-Marine. - „ 93 „ 15 „ = 14,600
„ „ 214 Auszugs-Journale „ 176 „ 11 „ == 10,800
„ das Journal von Punta Arenas „ 5 „ 12 „ e= 1,000
Auch in diesem Jahre werden die Beobachtungen von den Stationen der II. Ordnung in Labrador hier
nicht berücksichtigt, da, wie oben schon erwähnt, dieselben von Herrn Dr. K o ch bearbeitet und den Ver
öffentlichungen der Deutschen Polar-Kommission einverleibt werden sollen.
Im Ganzen repräsentiren daher die im Jahre 1884 von der Seewarte gesammelten maritimen meteoro
logischen Beobachtungen die Summe von rund 1770 Monaten Beobachtungszeit = 299,900 Beobachtungs-
sätzen gegen 1820 Monate, bezw. 809,700 Beobachtungssätze im Jahre 1883.