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Full text: 6, 1883

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Für die oben erwähnte Eigenschaft magnetischer Körper gilt nun das allgemein gültige magnetische 
Cresetz „Gleichnamige magnetische Kräfte oder gleichnamige Pole stossen sich ab, ungleichnamige Pole 
ziehen sich an.“ 
Erstes Experiment. Der uns bekannteste Magnet ist die Kompassnadel. Befindet sich eine Kompassnadel frei auf 
der Pinne aufgestellt, wie die des Modells, so dass sie einer etwaigen Anziehung oder einem Abstossen ihrer Pole durch 
Drehung Folge leisten kann, und wir nähern einem ihrer Pole den gleichnamigen Pol einer anderen Kompassrose (Magnet 
nadel), so sehen wir, wie der erster© Pol abgestossen wird, während der ungleichnamige Pol, z. B. der Südpol der in der 
Hand gehaltenen Bose, den Nordpol der Kompassrose des Modells anzieht. 
Ausser der oben erwähnten Eigenschaft des Anziehens oder Abstossens besitzen magnetische Körper 
auch die Eigenschaft, in Eisen (in geringerem Grade auch in Nickel) Magnetismus zu erregen. 
An und für sich üben die, die Materie des Eisens konstituirenden Moleküle auf eine Magnetnadel 
keinen Einfluss (Anziehen oder Ablenken) aus. Durch magnetische Erregung (Induktion) werden aber die 
Moleküle des Eisens in der Nähe der Wirkungssphäre eines Magnets in eine mehr oder minder ausge 
sprochene magnetische Lage gebracht, d. h. es erlangt das Eisen mehr oder minder magnetische Eigen 
schaften. Diese magnetische Erregung oder Induktion geht stets nach dem Gesetze vor sich, dass ein Pol 
eines Magnets in dem ihm zugewandten Ende einer Eisenmasse den entgegengesetzten Pol erregt (induzirt). 
Alles Eisen wirkt daher, wenn in genügende Nähe gebracht,, auf beide Enden der Magnetnadel anziehend. 
Zweites Experiment. Bringen wir eine der dem Modell beigegebenen weichen Eisenstangen (dieselbe ist horizontal 
in Ost-West-Richtung zu halten!) in genügende Nähe des Kompasses und z. B. quer ab von seinem Nordende, so wird 
das Nordende der Kompassnadel nach obigen Gesetzen in dem ihm zugewandten Ende der Eisenstange einen Südpol 
induziren und dieser Südpol das Nordende der Kompassnadel anzielien; bringt man aber dasselbe Ende der Eisenstange 
in die Nähe des Südpols der Kompassnadel, so wird diese darin einen Nordpol induziren, welcher das Südende der 
Kompassnadel anzieht. In erheblicherer Entfernung vom Kompass hört diese Erscheinung auf, sich bemerklich zu 
machen (mit Rücksicht auf das nachfolgende Experiment ist diese Entfernung zu konstatiren!) 
Da nun unsere Erde selbst ein Magnet ist, (oh vermöge ihr eigentliümlichen Magnetismus oder durch 
Erregung Seitens eines anderen Himmelskörpers, bleibt sich gleich), dessen nördlicher Pol in dem nord 
amerikanischen Insel-Archipel und dessen südlicher Pol in den Südpolar-Ländern südlich vom australischen 
Eestlande liegt, so muss in jeder auf der Erde befindlichen Eisenmasse fortwährend durch die Erde selbst 
Magnetismus erregt werden. 
Drittes Experiment. Sobald man das eine Ende einer Eisenstange nach dem, dem Versuchsorte zunächst liegenden, 
also für uns den nördlichen magnetischen Pol der Erde richtet, so muss darin der, dem dort in der Erde befindlichen 
Magnetismus entgegengesetzte Pol entstehen. Bestimmen wir zunächst von dem Versuchsorte aus die Richtung nach 
dem nördlichen magnetischen Pole der Erde, so wissen wir, dass dieselbe etwas westlich von dem astronomischen Nord 
liegt, weil die Deklination, Variation des Kompasses, Abweichung in unsern Gegenden westlich ist; eine Karte der Iso 
gonen, der Linien gleicher Abweichnng, giebt uns den genauen ziffermässigen Betrag an. Man darf aber die Stange, 
wenn sie dem Pole zugewandt sein soll, nicht etwa horizontal halten; alsdann würde sie in ihrer Vei’längerung eine 
Tangente zur Erdoberfläche bilden. Wäre man am Pole selbst, so würde man die Stange vertikal zu halten haben; 
würde man sich um 1 Grad vom Pol entfernen, so hätte man die Stange, unter der Voraussetzung, dass die Eintheilung 
des. Systems des Magnetismus der Erde mit der geodätischen Eintheilung gleichwerthig sein würde, die Stange um 1 Grad 
gegen die Vertikale zu neigen. *) In unserer Gegend beträgt die Neigung, die man der Stange gegen die Vertikale zu 
geben hat, ungefähr 22°. Giebt man also der Stange die hieraus folgende Richtung- und nähert sie dann mit ihrem 
unteren Ende dem Kompass, so erkennt man, dass in der gleichen Entfernung, in welcher bei dem vorigen Experimente 
die Magnetnadel nicht mehr angezogen wurde, das Nordende der Nadel abgestossen wird. Es muss also jetzt in dem 
unteren Ende der Stange ein magnetischer Nordpol induzirt sein und demgemäss muss im nördlichen Pole der 
Erde, zufolge der vorhergegangenen Erörterungen, Südpolarität vorhanden sein. Zu ganz dem 
gleichen Resultat gelangen wir, wenn wir die Stange so weit senken, dass ihr oberes Ende dem Kompasse zunächst 
liegt. (Man wähle zum Gelingen des Experimentes die grösste der Eisenstangen, damit man weit genug vom Kompass 
des Modells entfernt bleiben kann, um nicht durch das Deck desselben behindert zu werden!) Wir sehen, dass in 
diesem oberen Ende, welches von dem nördlichen Pole der Erde abgewendet ist, Süd-Magnetismus vorhanden ist, da 
das Nordende der Kompassnadel davon angezogen wird. Die entgegengesetzten Erscheinungen werden beobachtet, wenn 
man das Experiment in der Nähe des Südendes der Kompassnadel wiederholt. Nicht wie bei dem vorigen Experimente, 
wo wir es mit Magnetismus zu thun hatten, welcher von der Magnetnadel des Kompasses erregt wurde, haben wir es 
hier mit, von der Erde induzirtem Magnetismus zu thun. Wir erkennen auch, dass dieser, von der Erde induzirte 
Magnetismus aus dem Eisen wieder verschwindet, wenn man die Stange horizontal in Ost-West-Richtung hält, in welchem 
Falle sie der Richtung der magnetischen Kraft zu wenig Ausdehnung, ihrem Querdurchschnitte nach, darbietet. 
*) Nach den Beobachtungen des Entdeckers des magnetischen Nordpols brachte in der Nähe desselben eine Ver 
änderung des Ortes von 2 Seemeilen eine Veränderung in dem Werthe der Inklination von 1 Minute hervor.
	        
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