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Full text: 6, 1883

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ziehung auf die in der deutschen Handels-Marine zur Verwendung gelangenden Instrumente. Sir William 
Thomson brachte in diese stetige Entwickelung dadurch einen besonders regen Impuls, dass er in 
mechanischer Hinsicht es als wesentlich erklärte, dass die Masse der Rose möglichst nach der Peripherie 
zu vertheilt ward und das Gewicht derselben gegen jenes der früher angewendeten Rosen ausserordentlich 
verringert wurde. Die Wirkuug auf die Funktionirung der Rose äusserte sich daher in zwiefacher Weise 
günstig, indem die Schwingungsdauer derselben beträchtlich verlängert, der Widerstand (die Reibung) des 
Hütchens auf der Pinne aber auf ein Minimum reduzirt wurde. Die Nadeln der Thomson’sehen Rose 
sind in den Dimensionen klein, jedoch an magnetischem Momente kräftig, was wiederum mit Rücksicht auf 
genaue Einstellung und die Kompensation der viertelkreisartigen Deviation erhebliche Vortheile bietet. Es 
kann noch erwähnt werden, dass auch hinsichtlich der Konstruktion und der Aufhängung des Kompass- 
Gehäuses Verbesserungen angebracht wurden, welche ein gleichmässiges Schwingen von Gehäuse und Rose 
und ein besseres Funktioniren des ganzen Apparates zur Folge hatte. Der Umstand, dass die Rose Thomson’s 
in höchst fragiler Weise konstruirt und nicht für die rauhe Behandlung, welche Instrumente an Bord er 
fahren, berechnet ist, hinderte in erster Linie eine allgemeinere Annahme der an und für sich so nützlichen 
Einrichtung. Die Direktion war gleich nach dem Bekanntwerden der Prinzipien der Konstruktion der 
Thomson’schen Rose darauf bedacht, unter Festhalten an denselben eine Rose von Dauerhaftigkeit zu 
produziren; so entstanden im Laufe der Zeit mehrere Modelle, welche sich auch beim Gebrauche auf See 
gut bewährten. Ein durchgreifender Umschwung nach Richtung der Rosen-Konstruktion wurde aber erst 
im Laufe des Berichts-Jahres, und zwar von Seiten des Mechanikers Hechelmann (Hamburg), erzielt. 
Dieser Herr reichte in den letzten Tagen des Jahres 1882 eine Rose zur Prüfung bei dem Direktor ein, bei 
welcher im Wesentlichen die Prinzipien der Rose Thomson’s beibehalten blieben, während im Uebrigen 
dieselbe durchaus von starker Konstruktion und dennoch von geringem Gewichte war. Eine Prüfung dieser 
Rose zu Anfang des Berichts-Jahres ergab dermaassen günstige Resultate, dass der betreffende Mechaniker 
ermuthigt werden konnte, auf dem betretenen Wege fortzuschreiten. Nach kurzer Zeit weiteren Experimen- 
tirens fixirte der Mechaniker Hechel mann eine Konstruktion, für welche er ein Reichs-Patent ausnahm 
und die sich in der praktischen Erfahrung durchweg bewährte. Die Rosen von Hechelmann erfreuten 
sich schon im Laufe des Berichts-Jahres einer ansehnlichen Verbreitung innerhalb der deutschen Handels- 
Marine und sind als ein entschiedener Fortschritt auf dem Gebiete der Kompass-Konstruktion zu bezeichnen. 
Während durch die neuesten Konstruktionen, von denen wir soeben gesprochen, den Anforderungen, 
welche an Azimut-, Regel- und Normal-Kompasse zu stellen sind, entsprochen wurde, ist auch auf dem 
Gebiete der vielfach zu Steuer-Kompassen verwendeten Schwimm- oder Fluid-Kompasse Erhebliches geleistet 
worden. Mit dem Platzgreifen bestimmterer Einsicht in die Grundsätze, die bei der Konstruktion von 
Kompassen überhaupt zu beachten sind, wurde auch die genannte Gattung ganz wesentlich vervollkommnet. 
Die Firmen G. Hechel mann und C. Plath leisten auch auf diesem Gebiete Tüchtiges. 
Im Jahre 1883 kamen an meteorologischen und astronomischen Instrumenten, ausser den schon früher 
namhaft gemachten, Neubeschaffungen in grösserem Maassstabe nicht vor. Da jedoch die von den Polar- 
Expeditionen zurückgebrachten Instrumente Aufstellung in den Räumen der Seewarte und zum Theil Ver 
wendung fanden, so nahm der für die Arbeiten zur Verfügung stehende Vorrath erheblich zu. 
3. Die Anwendung der Lehre vom Magnetismus in, der Navigation. 
Nächst der in dem letzten Paragraphen als durchgeführt geschilderten Verbesserung der Konstruktion 
der Kompasse ist deren Aufstellung an Bord und die Bestimmung, beziehungsweise Kompensirung der 
Deviation die wesentlichste Bedingung zu einer erfolgreichen Pflege der Anwendung der Lehre vom Mag 
netismus in der Navigation. Auch mit Rücksicht auf diesen Punkt ist während des Berichts-Jahres ein 
Fortschritt zu verzeichnen, wie die nachfolgenden Ausführungen erweisen werden. 
a. Die Untersuchung von eisernen Schiffen in Bezug auf ihre Deviations-Verhält 
nisse. Nach der Anlage I zu diesem Berichte sind im Jahre 1883 folgende Deviations- Bestimmungen 
ausgeführt worden: 
1. In Hamburg 52 Dampfer und 7 Segelschiffe, 
2. * Flensburg 10 * « kein Segelschiff, 
3. * Kiel 4 * s s *
	        
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