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Auflösung:
iK — 8.0.9 = 7.2
iKcos 3V2 Str. = 7.2 cos B'/2 Str. — 5.6.
Diese Krängungs-Deviation ist hier minus (West), da bei einer Krängung nach Steuerbord auf
NWViN-Kurs West in Luv liegt und nach dem Vorzeichen des Krängungs-Koeffizienten (+) das Nord
ende nach luv, somit nach West hin abgelenkt wird; demnach:
Krängungs-Deviation = — 5?6
Deviation auf ebenem Kiel = —10?0
Gesammt-Deviation = —15?6
Kompasskurs — N 39?4 W
Magnetischer Kurs = N 55° W.
Nachdem wir so die Frage, wie der Einfluss des Krängungsfehlers auf die Deviation des Kompasses,
die Krängungs-Deviation, ermittelt und in Rechnung gezogen werden kann, erörtert haben, bleibt uns noch
übrig, auf eine andere und höchst gefährliche Folge des Krängungsfehlers hinzuweisen. Das ist der Um
stand, dass bei einem einigermaassen bedeutenden Betrage des Krängungsfehlers der Kompass in Folge
desselben auf Kursen, die nicht in der Nähe von Ost und West liegen, unruhig, wild, wird.
Siebenundzwanzigstes Experiment. Man halte einen der kleinen Magnete nach Abschraubung der Messingstange, l,
wieder wie beim zwanzigsten Experiment in genau senkrechter Lage unter der Mitte des Kompasses mit der Hand fest
und neige nun das Deck des Modells in ziemlich kurzen Intervallen bald nach der einen, bald nach der anderen Seite,
und erläutere nun, wie dabei der auf den Kompass einwirkende obere Pol des Magnets bald an die Steuerbord -, bald an
die Backbordseite der auf N-IfurB längsschiffs gerichteten Kompassnadel kommt, und so, da sich diese Verlegung jedes
Mal wiederholt, wenn das Schiff sieh über den andern Bug legt (rollt), der Kompass in Schwingungen versetzt werden
muss. — Ebenso wie der feste Magnetismus wirkt hier auch der von der Vertikal-Komponente des Erdmagnetismus
induzirte flüchtige Magnetismus, welcher den grössten Tlieil des Krängungsfehlers hervorzurufen pflegt. Nach Entfernung
des Magnets schiebe man eine weiche Eisenstange in den Halter genau über der Mitte des Kompasses und wiederhole
das vorige Experiment. Hierauf lege man eine Eisenstange dwarsschiffs in die Halter dwarsschiffs unter dem Deck des
Modells und wiederhole abermals das Experiment.
Ist also der Krängungsfehler von beträchtlicher Grösse, so nützt eine Inrechnungnahme desselben
unter Umständen nichts, da nach dem Kompass ein bestimmter Kurs nicht gesteuert, resp. festgehalten
werden kann. Der Kompass geräth in Schwingungen und versagt seinen Dienst. Diesem Uebelstande
kann nur durch Kompensation abgeholfen werden. Eine solche ist aber nur durch einen Magnet aus
führbar. Derjenige Tlieil, welcher vom festen Magnetismus herrührt, lässt sich, wie der erste Theil unseres
letzten Exeriments zeigte, durch einen senkrechten, genau unter der Mitte des Kompasses angebrachten
Magnet kompensiren. Ist das Schiff auf nördlichem Kurse gebauet, so dass Südmagnetismus im Achter
schiff unter dem Kompass wirkt, so ist offenbar der Nordpol des Magnets dem Kompass zuzuwenden, also
nach oben zu legen. Ist aber das Schiff auf südlichem Kurse gebaut, so muss der Südpol des Magnets
nach oben gelegt werden. Alsdann wird nur noch der vom flüchtigen Magnetismus herrührende Theil des
Krängungsfehlers übrig bleiben. Ist auch dieser auf hohen nördlichen und südlichen Breiten noch so gross,
dass durch ihn allein ein Unruhigwerden des Kompasses bei rollendem Schiff eintritt, so muss man auch
diesen Theil durch einen Magnet kompensiren. Alsdann ist aber die Kompensation des letzteren Theils
nur für diejenige magnetische Breite richtig, in welcher sich das Schiff gerade zur Zeit der Ausführung
der Kompensation befand; bei einer Breitenänderung des Schiffes wird auch der Krängungsfehler wieder
auftreten. Da wir nun gehört haben, dass der vom flüchtigen Magnetismus herrührende Theil des Krängungs
fehlers in der Praxis sich fast immer als der grössere erweist , und in Folge dessen bei allen Kompassen
fast ausnahmslos auf höheren nördlichen Breiten ein positiver und auf höheren südlichen Breiten ein negativer
Krängungsfehler vorhanden ist, so dürfen wir für die Praxis folgende Regeln aufstellen:
1) Ein zu grosser Kränkungsfehler, durch welchen ein Unruhigwerden des Kompasses eintritt, wird kom-
pensirt, indem man auf hohen nördlichen Breiten einen Magnet in vertikaler Lage genau unter der
Mitte des Kompasses mit dem Nordpol nach oben anbringt.
2) Der Krängungsfehler ändert sich bei einer Annäherung des Schiffes an den Südpol der Erde nach der
Minus-Seite hin. In Folge dieses Umstandes muss ein etwa auf hoher nördlicher Breite unter dem
Kompass zur Kompensation des Krängungsfehlers angebrachter Magnet nach einer Breitenveränderung
des Schiffes im Sinne der Annäherung an den Südpol der Erde weiter vom Kompass entfernt werden.