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für Jahre nicht an die Gründung einer meteorologischen Zentralstelle mit dem nöthigen wissenschaftlichen
Stab, um welchen sich eine solche Gesellschaft zu krystallisiren hatte, gedacht werden konnte. Es zog die
Direktion reiflich in Erwägung, ob es gerathen erscheine, die Seewarte, nachdem sie eben erst mit den
Sorgen um die Polar-Arbeiten belastet worden, noch weiterhin mit Dingen, die ihrem Wirken zwar nahe
verwandt, aber ausserhalb ihres Geschäftskreises liegen, zu belasten. Man musste sich sagen, dass bei der
Durchführung der sehr erheblichen Vorarbeiten für die Gründung einer Deutschen Meteorologischen Gesell
schaft und bei der Organisation selbst für die ersten Jahre der Löwenantheil der Arbeit der Seewarte
zufallen musste. Dazu trat noch die Erwägung der ausserordentlichen Anstrengung, welche es erforderte,
um eine tüchtige Zeitschrift als Organ dieser Gesellschaft zu begründen. Andrerseits leuchtete ein, dass
gerade in Deutschland, wo eine Zentralisation der meteorologischen Arbeit nicht besteht, das Wirken einer
Gesellschaft nur wohlthätig sein konnte und verhindern musste, dass die verschiedenen Elemente deutscher
Meteorologen nicht weiter auseinander strebten, als es, nach gewissen Anzeichen zu urtheilen, befürchtet
werden konnte. Nach eingehenden Konferenzen mit den leitenden Persönlichkeiten der Oesterreichischen
Meteorologischen Gesellschaft und nachdem man sich der Zustimmung aller namhaften Meteorologen Deutsch
lands versichert hatte, erging Seitens des Direktors der Deutschen Seewarte an eine Anzahl von Fachmännern
die Einladung, sich zu Zwecken der Gründung einer Deutschen Meteorologischen Gesellschaft am 17. November
in der Seewarte zusammenzufinden. Am Abende des 16. erschienen denn auch die nachfolgend benannten
Herren, um sich zur Theilnahme an den, in den folgenden Tagen stattfind enden Versammlungen zu melden:
R. Assmann-Magdeburg; J. van Bebber-Seewarte; W. von Bezold-München; C. Börgen-
Wilhelmsliaven; Börnstein-Berlin; A. v. Danckelman-Kassel; Dinklage-Seewarte; Ebermayer-
München; G. He 11 mann-Berlin; Hon seil-Karlsruhe; G. Karsten-Kiel; H. J. Klein-Köln; K.R. Koch-
Freiburg, Baden; W. Koppen-Seewarte; Krebs-Frankfurt a. M.; Müttrieb-Eberswalde; G. Neumayer-
Seewarte; von Sch oder-Stuttgart; P. Schreiber-Chemnitz; A. Sprung-Seewarte; G. Thilenius-
Soden a. Taunus; Zöppritz-Königsberg.
In der Sitzung vom 17. wurde ein von Herrn Dr. Koppen, unter gütiger Mitwirkung des Herrn Rechts
anwalt Dr. jr. Kierulff, ausgearbeiteter Statuten - Entwurf durchberathen und in erster Lesung von der
Versammlung adoptirt.
In der Sitzung vom 18. wurden die Statuten der Gesellschaft definitiv angenommen und schritt man
darauf sofort zur Konstituirung derselben. Nach manchen Erörterungen von minderer Bedeutung wurde
Hamburg zum Vororte gewählt, sowie der Vorstand, die beiden Vorsitzenden, die beiden Schriftführer er
nannt. Als erster Vorsitzender wurde Prof. Neumayer, Direktor der Seewarte, als zweiter Vorsitzender
Prof. v. Bezold, als erster Schriftführer Herr Dr. van Bebber, als zweiter Schriftführer Herr Dr. Sprung
erwählt. Zum Redakteur der meteorologischen Zeitschrift wurde der Meteorologe der Deutschen Seewarte,
Herr Dr. W. Koppen ernannt.
Man sieht aus diesen Ausführungen, dass das Personal der Seewarte berufen wurde, in erster Linie
an der Inswerksetzung der Gründung einer „Deutschen Meteorologischen Gesellschaft“ sich zu betheiligen.
Die letzten Wochen des Berichts-Jahres waren denn auch tür den engeren Vorstand sehr anstrengend, da
mit so rasch als möglich an die Ausbreitung der Gesellschaft geschritten und Nichts versäumt werde, was
dem Gedeihen derselben förderlich sein konnte. Dafür ist aber auch mit Genugthuung die Thatsache zu
verzeichnen, dass mit dem Ablaufe des Jahres 1883 die Zahl der Mitglieder auf mehr als 230 gestiegen
und die finanzielle Lage sich so günstig gestaltete, dass die Herausgabe der Zeitschrift der Gesellschaft als
gesichert angesehen werden konnte. In der Firma A. Asher & Co. in Berlin war eine Verlags - Handlung
ersten Ranges gefunden worden.
Noch muss nachträglich erwähnt werden, dass in den Abendstunden desselben Tages (des 18.) unter
dem Vorsitze des Direktors der Seewarte die erste ordentliche Sitzung der Deutschen Meteorologischen
Gesellschaft abgehalten wurde, bei welcher Gelegenheit einige Gegenstände von hervorragendem meteorolo
gischem Interesse vorgetragen wurden, beziehungsweise zur Verhandlung gelangten.
Es wurde oben schon angedeutet, dass der Direktor der Seewarte im Aufträge des Chefs der Admi
ralität eine Reise nach den verschiedenen deutschen Zentralpunkten meteorologischer Thätigkeit, sowohl der
staatlichen, wie der privaten zu unternehmen hatte, um verschiedene, hier nicht näher zu bezeichnende
Gegenstände von gemeinsamem Interesse zu besprechen. Der Direktor der Seewarte besuchte dem zufolge
in den ersten Wochen des September die nachbenannten Orte: