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Full text: 5, 1882

Archiv 1S82. 3. 
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No. 3. 
Typische Witterungs - Erscheinungen.*) 
Von Dr. J. van liebber, 
Vorsteher der Abtheilung III der Deutschen Seewarte. 
Einleitung. 
Zwar hat die Anwendung des barischen Windgesetzes zu einer ganzen Reihe neuer Erkenntnisse 
über Witterungs-Phänomene und ihren Verlauf geführt, allein man wird zugeben müssen, dass die ausübende 
Witterungskunde und speziell die Wetterprognose geringere Fortschritte gemacht hat> als man zuerst er 
wartete, obgleich schon seit vielen Jahren fast alle zivilisirten Staaten die Pflege und Förderung dieses 
überaus wichtigen Zweiges der meteorologischen Wissenschaft sich angelegen sein Hessen. 
Inzwischen sind viele Theorien aufgetaucht, unter diesen ganz hervorragende — ich nenne nur die 
genialen Arbeiten Ferrels — allein diese haben der praktischen Meteorologie sehr wenig genützt, und dabei 
sind einige theoretische Erklärungs-Versuche mehr geeignet, unklare Vorstellungen über atmosphärische 
Vorgänge zu erwecken, als zum Verständnisse derselben beizutragen. Die Kenntniss thatsächlicher Ver 
hältnisse auf Grund eines sowohl in räumlicher als zeitlicher Beziehung reichhaltigen und zuverlässigen 
Materials sind für uns zunächst noch viel wichtiger, als alle Theorien, denen die Hauptbedingung, eine 
breite und feste Basis fehlt. Die ersteren zu erweitern muss zunächst unser Hauptzielpunkt sein, und 
dann wird sich hierauf leichter und sicherer die Theorie aufbauen lassen. 
Der um die Entwickelung der neueren Meteorologie hochverdiente und leider der Wissenschaft durch 
den Tod zu frühe entrissene Direktor des Dänischen Institutes, Kapt. Hoffmeyer, hat an einer Reihe 
von Beispielen zweifellos nachgewiesen, dass die Witterungs-Verhältnisse im Winter in Nordeuropa abhängen 
von der vorherrschenden Luftdruck-Vertheilung auf dem nordatlantischen Ozean und hiermit war gleich 
zeitig wiederholt der Beweis geliefert, dass es zum Verständnisse der Witterungs-Phänomene in einer 
bestimmten Gegend nicht genügt, einfach Beobachtungen auf eng begrenztem Gebiete, und mögen sie auch 
noch so zuverlässig und sorgfältig angestellt sein, in Betracht zu ziehen, sondern dass die Einzel-Erschein 
ungen nur dann verstanden und richtig gedeutet werden können, wenn wir sie in Zusammenhang bringen 
mit den grossen atmosphärischen Bewegungen, indem wir von erhöhtem Standpunkte alle thätigen Kräfte 
und ihre Wirkung im Ganzen und im Einzeln übersehen. 
Die Untersuchungen Hoffmeyers**) wurden noch erheblich ergänzt durch Einführung des grossen 
barometrischen Maximums der Rossbreiten und desjenigen Asiens in den Kreis der Betrachtung durch 
Teisserenc de Bort***), welche, in Wechselwirkung mit dem nordatlantischen Minimum, durch ihre 
verschiedenen Lagen und Verschiebungen den vorherrschenden Witterungs-Charakter Europas beherrschen, 
so dass die Resultate Hoffmeyers auch für Mitteleuropa verallgemeinert wurden. 
Nach diesen Untersuchungen ist durch die vorherrschende Luftdruck-Vertheilung auch der vor 
herrschende Witterungs - Charakter bestimmt, und hierdurch sind somit die ersten Anhaltspunkte einer 
*) Eine vorläufige Mittheilung über diesen Gegenstand von demselben Verfasser findet sich, in der Einleitung zur „Monat 
liche Uebersicht der Witterung für jeden Monat des Jahres 1882“, Jahrgang VII. 
Vergleiche auch Einleitungen zu der „Monatliche Uebersicht der Witterung“, 2. Jahrgang 1877, 5. Jahrgang 1880 und 
6. Jahrgang 1881. 
**) Hoffmeyer: „Die Vertheilung des Luftdruckes über dem nordatlantischen Ozean während des Winters und deren 
Einfluss auf das Klima von Europa“, Vortrag (gehalten in der Meteorologen-Versammlung zu Paris im August 1878) 
abgedruckt in der Oesterr. Zeitschrift für Meteorologie 1878, S. 337 ff. 
***) Teisserenc de Bort: „Étude sur l’hiver de 1879—1880 et recherches sur la position des centres d’action de l’atmo 
sphère dans les hivers anormaux“, in den „Annales du Bureau Central météorol. de France. Année 1881, IV. Météo 
rologie générale.“
	        
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