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liehen Aufenthaltes (im Februar und März 1882) „die Strömung grösstentheils mit V2 bis 1 Knoten Fahrt
nach Nord setzend.“ 1 )
Es ist also schon aus dem bisher Gesagten als im hohen Grade wahrscheinlich hinzustellen, dass
zwischen dem Brasilienstrom und der Küste, namentlich aber am Rande der Küstenbank, eine verhältniss-
mässig stetige und starke Strömung nach Norden setzt.
Hierfür sprechen auch noch einige Indizien, auf die wir bisher noch nicht Gewicht legen konnten:
nämlich die Verbreitung der Treibprodukte der See, des Kelpkrauts und der Eisberge.
Es ist entschieden als eine vortreffliche Schlussfolgerung anzuerkennen, wenn Kapt. Zirzow das Vor
kommen treibender Tangzweige bis 300 Seemeilen nordöstlich von ihrer Heimath im magellanischen Archipel
als einen Beweis für jenen nordöstlichen Strom hinstellt, obgleich die dem betreffenden Schlüsse zu
Grunde gelegten Thatsachen selbst einige Modifikationen erleiden müssen. Nach Charles Darwin 2 )
nämlich kommt der Kelp (Mcicrocystis pyrifera) oder „Birnentang,“ wie ihn unsere deutschen Seeleute
am besten nennen könnten, 3 ) auf den Strandfelsen vegetirend noch bis 43° S-Br. an der Patagonischen Küste
vor, d. i. 500 Seemeilen nördlich der Magellanstrasse. Allein treibende Tangbüschel sind überaus häufig
nördlich von 40° S-Br., ja sogar bisweilen nördlich 36° S-Br. gesehen worden, also 1000 Seemeilen nordöst
lich der Magellanstrasse oder ebensoviel nördlich von den Falkland-Inseln,. und jedenfalls 450 bis 500 See
meilen nordöstlich der Valdez-Halbinsel, ihrem nördlichsten Standorte an der Patagonischen Küste. Ich
stelle hier aus den Schiffsjournalen einige Positionen von Tang-Beobachtungen nördlich von 40° S-Br. zu
sammen.
J.-N. 1076. ( 8./11. 1878) in
35?5 S-Br.
50?4 W-Lg.
J.-N. 1782. ( 8./5. 1882) in 37?a S-Br.,
53?s W-Lg.
= 548. (24./11. 1873) =
35.5 =
52.1 5
* 135. (22./7. 1870) = 37.5 =
54.0 j
= 648. (19./8. 1875) =
36.5 =
53.2 •-
: 1348. ( 9./5. 1880) = 37.9 ;
55.7 s
S 1413. (14./ 8. 1880) =
37.0 ;
51.5 '
* 1356. (23./8. 1880) - 37.2 -
51.5 =
: 1041. ( 7./8. 1878) s
37.0 =
52.5 =
« 1411. (28-/8. 1880) 5 38.5 -
54.0 s
= 1509. (30./9. 1880)
37.0 s
51.8 =
= 1046. (30./8. 1878) ; 39.0 =
55.0 i
= 1366. ( 4./ 8. 1880) i
37.2 =
52.2 =
= 1563. (10./7. 1881) - 39.2 s
53.8 s
= 1354. (23./8. 1880) ;
37.2 ;
51.5 '
= 1599. ( 9./7. 1881) = 39.4 =
53.3 =
Wäre das Material zahlreicher, so
könnte man
sogar in der entschieden nordnordöstlichen Axe, um
welche diese Positionen nördlichsten Tangvorkommens sich gruppiren, einen Beweis für die in gleichem
Sinne gerichtete Strömung erkennen: allein das Antreffen von treibendem Birnentang in so niedrigen Breiten
ist an sich wohl Beweis genug. —
Was nun die Verbreitung des Treibeises im Bereiche der Falldand-See anlangt, so ist von allen
Autoritäten auf diesem Gebiete als höchst charakteristisch hervorgehoben worden, dass gerade hier die trei
benden Eisberge erst in verhältnissmässig hohen Breiten angetroffen werden, wenn man ihr weites Vordringen
in der Osthälfte des Südatlantischen Ozeans (östlich von 10° W-Lg. bis nahe an 35° S-Br.) dagegen hält. Es
sind in der That nur in wenigen, mit Recht als abnorm zu bezeichnenden Jahren, Eisberge bei der Um-
segelung des Kap Horn wahrgenommen worden (wie u. a. in den Südsommern 1833 zu 34, 1855 zu 56,
1878 zu 79). Grade das Zurückweichen der äquatorialen Grenze ihres Vorkommens bis in die hohe Breite
von 57° S-Br. in der Kap-FIorn-Strasse, und bis 50° S-Br. in 45° W-Lg. sind stets als ein klarer Beweis für
das Eindringen einer warmen aus tropischen Gewässern gespeisten Strömung in diese antarktischen Gebiete
hingestellt worden. Wenn nun aber gerade die Umgegend der Falkland-Inseln von einem Polarstrom, einer
Abzweigung des Kap-Horn-Stromes, beherrscht sein soll, wie oben dargelegt wurde, — warum fehlen als
dann die Eisberge nördlich von den Falkland-Inseln?
In dieser Hinsicht ist zweierlei zu bemerken. Erstlich sind in einzelnen Jahren Eisberge auch nördlich
von den Falkland-Inseln und westlich vom 50. Meridian angetroffen worden. Ich gebe hier ein Verzeichniss
dieser allerdings durchaus vereinzelt dastehenden Beobachtungen, und zwar sind es die schon in Maury’s
und Petermann’s Sammlung erwähnten Fälle 4 ), wozu eine höchst charakteristische den letzten Jahren
angehörende Thatsache kommt. Auch auf der beigegebenen Karte sind dieselben eingetragen.
*) Annalen der Hydrographie 1882, S. 587.
2 ) Reise eines Naturforschers um die Welt (Ges. Werke, Bd. I), Stuttgart 1875, S. 274.
3 ) Nach einem Vorschläge Dr. Iiir chenp au er’s.
4 ) Maury, Sailing Directions, vol. II (1859), p. 582 f. und Petermann’s Geogr. Mittheilungen 1863, S. 417.