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4. S. M. S. Hansa, Korv.-Kapt. Heusner, hatte auf der gleichen Route im Juli 1879 unter 7 Tagen
mit guten astronomischen Beobachtungen 5 Tage starken nordöstlichen Strom (bis zu 83 Seemeilen im Etmal),
an den andern beiden Tagen eine nahezu östliche Stromversetzuug (S 80° E—6 und 22 Seemeilen. 1 )
5. Ueber die Reise S. M. S. Vineta auf derselben Route berichtet der Kommandant, Kapt. z. S. Zirzow,
dass in den elf Tagen vom 10. bis 20. Januar 1880 „fast durchgehend ein in nordöstlicher Richtung setzen
der Strom gefunden wurde, wodurch sich auch der Umstand erklärt, dass schon 300 Seemeilen nordöstlich
von der Magellanstrasse grosse Haufen von dort wachsendem Seetang angetroffen wurden.“ In jenen elf
Tagen machte sich nämlich an 9 Tagen ein nordwestlicher, nördlicher oder nordöstlicher Strom, und nur
an einem Tage ein rein östlicher, an einem andern ein schwacher südsüdöstlicher (S 30° E—7 Seemeilen)
bemerklich. 2 )
6. Kapt. z. S. Hollmann, Kommandant S. M. S. Elisabeth, berichtet: „Während der Reise von
Montevideo nach der Magellanstrasse (vom 27. Dezember 1881 bis 11. Januar 1882) hatte der Strom mit
einer einzigen Ausnahme nordöstlich, zwischen 4 und 23 Seemeilen wechselnd, durchschnittlich 15 Seemeilen
im Etmal gesetzt. Näher unter Land war er meist geringer, als in grösserem Abstande, auch liess die
Wasser-Temperatur zuverlässig auf den Strom schliessen. Sie nahm, je weiter nach Süden, umsomehr ab,
und war näher an Land höher als weiter nach See zu.“ 3 .)
Diese so sehr übereinstimmenden Beobachtungen gaben mir Anlass, 65 auf der Ausreise geführte
Journale der Seewarte für die Strecke zwischen 38° S und 50° S auf ihre Stromversetzungen hin zu unter
suchen. Es repräsentirten in summa dieselben 458 Beobachtungstage, welche entweder im kalten Strom
oder über der Bank durchsegelt wurden: von diesen ergaben 321 Tage oder 70 Prozent eine zwischen WNW und
ENE liegende nördliche Stromversetzung: also zwischen 2 /3 und % aller Beobachtungstage. Einzelne Beobach
ter, besonders die fortwährend ausserhalb der Gründe im kalten Strom südwestwärts stehenden, empfanden
sogar diese stetige NE-Versetzung als ein ausgeprägtes Hindernis, was auch mehrfach in den Journalen
ausgesprochen ist. Da sich die oben wiedergegebenen Wahrnehmungen deutscher Kriegsschiffe vorzugsweise
auf den Südsommer (Januar, Februar) beziehen, so mag es gestattet sein, hier noch ausdrücklich wenigstens
auf drei Reisen deutscher Kauffahrteischiffe in anderer Jahreszeit hinzuweisen, da eine vollständige Ueber-
sicht hier nicht gegeben werden kann.
1. Kapt. H. Haltermann, Führer der Hawaiischen Bark Wylie, nahm schon von 34.4° S-Br.,
51.3° W-Lg. an bis zur Lemairestrasse hin auf 19tägiger Fahrt vom 20. Juli bis 7. August 1870 mit einer
einzigen Ausnahme nur Stromversetzungen zwischen NW und ENE wahr, dabei an 7 Tagen mehr als 16 See
meilen Stromstärke.
2. Kapt. Knudsen, Führer der Hamburger Bark Adolph, kam am 24. November 1881 in 42.1° S-Br.
und 57.8° W-Lg. in den kalten Strom und empfand während der folgenden 10 Tage (bis zum 4. Dezember
in 52.8° S-Br., 64.2° W-Lg.) ausnahmslos nordöstliche oder nordwestliche Versetzungen, an 6 Tagen sogar
von mehr als 20 Seemeilen im Etmal.
3. Kapt. Joneleith, Führer der Hamburger Bark Martha, konstatirte ebenfalls im November 1878
zwischen 38° und 52° S-Br. im kalten Strom an 11 Tagen ausnahmslos derartige Strömungen aus dem
nördlichen Quadranten, einmal bis zu 33 Seemeilen, sechsmal über 18 Seemeilen im Etmal.
Ferner dürfte hier der Ort sein, auf jene.ültere Zusammenstellung von Heinrich Berghaus zurück
zukommen, die er in seinem Physikalischen Handatlas (Karte des Atlantischen Ozeans) gegeben hat. Zählt
man die daselbst westlich einer Linie von den Lobos an der Laplata - Mündung nach der Nordspitze von
West-Falkland eingetragenen Strompfeile, so sind es im Ganzen 62; davon liegen zwischen WNW und ENE
32, während der Rest sich auf die übrigen Striche vertheilt, darunter 6 rein östliche, 8 rein westliche
Versetzungen.
Ebenso darf nochmals erinnert werden, dass auf den Stromkarten der britischen Admiralität wenigstens
im Südwesten und Westen der Falkland-Inseln eine nach Norden setzende Strömung angegeben ist (s. ob. S. 3).
Endlich ist vielleicht in diesem Zusammenhänge noch auf eine Beobachtung hinzuweisen, über welche
kürzlich Kapitain Kraeft, Führer der Bark Karl, berichtete. Derselbe fand nämlich in dem Woll-Lade-
platze Laguna de los Padres, eben nördlich von Kap Corrientes (38° 7'S-Br.) während eines vierwöchent-
») ibid. 1879, S. 564.
2 ) ibid. 1880, S. 256.
3 ) ibid. 1882. S. 359.