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zweifellos zu betrachten. Folgende Zusammenstellung für die Monate Januar, März, Juni und September
mag den Vergleich ermöglichen.
S-Breite
36°—88°
38°—40°
40°—42°
42°—44°
44°—46°
46°—48°
48°—B0°
50°—52°
52°—54°
54°—56°
Januar
Bank
>17°—16°
15°
14°—13°
13°—12°
11°—10°
9°—8°
8°—7°
Kalter Str.
112°—11°
10°—9°
9—8
7°—6°
März
Bank
17°—16°
>15°—13°
13°—12°
11°—10°
10°— 9°
9°—8°
Kalter Str.
11°—10°
10°
10°—9°
7°— 6°
6°—5°
Juni
Bank
>11°—9°
8°—7°
7°—6°
Kalter Str.
9°—8°
8°—7°
7°—6°
5°—4°
September
Bank
>10°—9°
8°
7°—6°
6°—5°
Kalter Str.
8°—7°
7°—6°
6°—5°
5°—4°
4°
Unbestreitbar findet sich das ganze Jahr hindurch also wärmeres Wasser über den Gründen: in der
kalten Jahreszeit beträgt der üeberschuss 2° bis 3°, in der warmen dagegen steigert er sich bis zu 6° und 7°.
Es ist also durchaus bestätigt, was oben (S. 4) als ein Ausspruch von Kapt. James Gales berichtet worden.
Es wäre nun das Einfachste, einen Zweig des Brasilienstroms doch noch auf der flachen Küstenbank
nach Süden Vordringen zu lassen. Dagegen sprechen jedoch eine ganze Reihe von Thatsachen und Indizien.
Zunächst ist von 32° S-Br. an keine Wahrscheinlichkeit dafür gegeben, denn nach den oben gelieferten
Zusammenstellungen (S. 7) kommen die Schiffe auf westlichem oder südwestlichem Kurse, sobald sie 50°
oder 51° W-Lg. überschreiten in kälteres Wasser. 1 ) Auch weiter nördlich findet sich über der Küstenbank
kälteres Wasser als ausserhalb, wie nach englischen Quellen oben angeführt wurde (S. 4), sogar bis Rio
de Janeiro und Kap Frio.
Ferner aber bewegt sich das warme Wasser über den Patagonischen Gründen in gleichem Sinne wie
das kalte ausserhalb derselben, nämlich es strömt nach Norden (resp. NNE). Es ist hier der Ort, auf
jene oben bereits erwähnten Berichte von Kommandanten deutscher Kriegsschiffe zurückzukommen, welche
zwischen dem Laplata und der Magellanstrasse so häufig nordöstliche Stromversetzungen konstatirten. Es
mag gestattet sein dieselben im Folgenden zusammenzustellen.
1. Vom 8. bis 16. Februar 1876 fand Kapt. z. S. Freiherr von Schleinitz, Kommandant S. M. S.
Gazelle, auf der ganzen Route 2 ) zwischen der Magellanstrasse und Montevideo „den Strom mit dem Schiffe
gehend, was bisher unbekannt war.“ Es ist ausdrücklich gesagt, dass „die Fahrt innerhalb der Grenzen
der die Küste umgebenden 100-Faden-Bank genommen wurde“ und dass der Strom stets nordöstlich mit
0.3 bis 1.3 Knoten setzte.
2. S. M. S. Leipzig, Korv.-Kapt. Paschen, hielt sich bei seiner Fahrt von Montevideo nach der
Magellanstrasse Ende Januar 1878 „stets in 30 bis 40 Seemeilen Abstand von der Küste, d. h. auf einem
Kurse, welcher bei Kap Corrientes wie bei Kap Blanco die erwähnte Entfernung beträgt. Trotz der vor
herrschenden Winde aus nördlicher Richtung setzte der Strom immer nördlich, mit Ausnahme eines ein
zigen Tages.“ 3 )
3. S. M. S. Bismarck, Korv.-Kapt. Deinhardt, traf auf der Fahrt von Montevideo nach der Ma
gellanstrasse vom 28. Januar bis 2. Februar 1879 eine Stromversetzung von durchschnittlich 36 Seemeilen
NNE den Tag. 4 )
4 ) Es sind liier die Verhältnisse jedoch durch den Austritt des Flusswassers aus dem Laplata einigermaassen getrübt;
nicht selten wurde von Schiffen nördlich von 38° S-Br. die erste Temperatur-Erniedrigung erst dann gespürt, nach
dem man bereits stundenlang auf der Bank einhergesegelt (vergl. Tabelle I).
2 ) Annalen der Hydrographie 1876, S. 136 und 367.
3 ) Annalen der Hydrographie 1878, S. 243. Eine im Juli desselben Jahres zurückgelegte Reise von S. M. S. Elisabeth,
Kapt. z. S. v. Wickede, ergab kein so entschieden ausgeprägtes Resultat, vergl. ibid. S. 579.
4 ) Annalen der Hydrographie 1879, S 226.