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Die für solche Untersuchungen seit Renneil und Fitz-Roy übliche Methode besteht bekanntlich in der
Berechnung von Mittelwerthen für möglichst kleine Flächeneinheiten (Eingradfelder etc.) auf Grund eines
möglichst reichhaltigen Urmaterials, meist bis auf die zwölf Monate des Jahres spezialisirt durchgeführt.
In unserm Falle wären sowohl die Strömungen wie die Oberflächen-Temperaturen zu berechnen gewesen,
was eine äusserst zeitraubende Arbeit genannt werden muss.
Was die Berechnung von Mittelwerthen für Stromrichtung und -Stärke betrifft, so ist dabei auch
Folgendes zu bedenken. An sich betrachtet, sind bekanntlich die aus den Schiffsjournalen zu entnehmenden
„StromVersetzungen“ keineswegs eine ohne Weiteres zu Schlussfolgerungen verwertlibare Materie. Man muss
sich in diesem Punkte vollkommen auf den Standpunkt stellen, wie ihn Kapt. Koldewey 1 ) vor Jahren
bereits in entschiedener Weise vertreten hat, indem er hervorhob, dass eine jede solche Beobachtung „streng
genommen nicht die wirkliche Strömung während der jedesmaligen letzten 24 Stunden giebt, sondern den
Unterschied zwischen dem nach der Loggerechnung und dem nach den astronomischen Beobachtungen
bestimmten Schiffsorte. Dieser Unterschied ist im Wesentlichen zusammengesetzt aus der wirklichen
Strömung, den Fehlern der Loggerechnung, entstanden aus Irrthümern in Kurs und Distanz 2 ), und den
Fehlern in den astronomischen Ortsbestimmungen. Da nun diese Fehler in den meisten Fällen als zufällige
angesehen werden können, d. h. als solche, die ebenso wahrscheinlich nach der einen wie nach der andei'en
Richtung fallen können, so würden durch Mittel aus vielen Beobachtungen dieselben eliminirt werden und
die wirkliche Strömung zum Vorschein kommen, wenn man dieselbe als konstant annehmen könnte. Die
Strömung ändert sich indess für irgend eine gegebene Gegend des Ozeans in den meisten Fällen sowohl
nach Richtung als Stärke, und nicht selten herrschen, wie z. B. unter dem Aequator, zwei entgegengesetzte
Strömungen zu verschiedenen Zeiten an demselben Orte.“ Um sich hier gegen Irrthümer zu sichern, ist
also vor allen Dingen ein möglichst reichhaltiges Urmaterial erforderlich; eine Berechnung der mittleren
Stromrichtungen musste daher entweder auf dieser Basis erfolgen oder aber ganz unterbleiben.
Es liess sich indess mit Hülfe der Wasser-Temperaturen ein Weg finden, der schneller zum Ziele
führte. Es handelt sich hier um ein Gebiet in gemässigten Breiten, in welchem ganz ohne Frage sowohl
warmes Wasser tropischer Herkunft (Brasilienstrom), wie kaltes Wasser wesentlich antarktischen Ursprungs
(Kap-Horn-Strom) den gegenseitigen Grenzen nach festzulegen war. Auch hier wurde nun nicht die
mühselige Bahn der Berechnung von Mitteltemperaturen für Eingradfelder oder dergl. gewählt, obwohl es hier
für nicht eines ganz so grossen Urmateriales bedurft hätte, um ein brauchbares Resultat zu erlangen, wie etwa
für Meeresströmungen. Es erschien bequemer und für den oben angegebenen Zweck auch viel schärfer,
einfach den Journalen die Positionen, in welchen die Beobachter eine plötzliche Aenderung der Wasser
temperatur konstatirt hatten, zu entnehmen, resp. dieselben nach der Loggerechnung zu ermitteln, und in
Tabellen einzutragen. Dabei stellte sich sehr bald heraus, zumal wenn man mehrere gleichzeitige Reisen
detaillirt auf einer Karte niederlegte, dass südlich der Laplata-Mündung die Verhältnisse wirklich so liegen,
wie sie oben in dem englischen Text zu den Surface Temperatures of the South Atlantic angedeutet sind.
Es wird nämlich, zumal im Südsommer, auf der patagonischen Bank warmes Wasser gefunden, am öst
lichen Rande der Bank folgt zunächst als ein schmaler, seiner Länge nach von NNE nach SSW verlaufender
Streifen kaltes Wasser, dann aber wieder östlich eine breite Masse recht warmen Wassers, dessen Tem
peratur sich meist etwa 10° über derjenigen des kalten Streifens hält.
Es wurden nun die an der Westkante dieses warmen Wassers beobachteten Temperatursprünge in
einer besonderen Tabelle zusammengefasst, wofür aus mehr als 100 Journalen von Segelschiffen, einer kleinen
Anzahl von Dampferjournalen (der Kosmos-Linie), sowie den schon genannten englischen Beobachtungen
in der Einleitung zu den Surface Temperatures of tlie South Atlantic, im Ganzen etwa 400 Einzel
positionen zur Verfügung standen. Als letztere wurde stets der Schiffsort zur Zeit der Beobachtung des
jedesmal wärmeren Wassers angenommen. In Tabelle I (am Schlüsse der Abhandlung) reproduziren wir
die Sammlung nach Monaten geordnet und mit Angabe der wahrgenommenen Temperatur-Differenz während
der letzten 4 Stunden (einer Wache).
*) Hydrographische Mittheilungen 1875, S. 135.
2 ) Wie viele Schiffe besitzen noch keine Patentlogge, und auch die bestgeführten können bei hohem Seegang den ge
steuerten Kurs wohl kaum bis aui einen vollen Strich genau garantiren! Ferner ist bei den immer zahlreicher werden
den eisernen Schiffen die Deviation nicht durchweg zu eliminiren. O. Kr.