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wie der Hahn a ganz geöffnet wird, wonach unter beständigem Umrühren das Wasser soweit erwärmt wird,
dass seine Temperatur etwa ’/ 2 Grad unter der gewünschten bleibt. Nach Schluss des Hahnes a und darauf
erfolgender Absperrung des Hahnes c werden die Quecksilber-Säulen der Thermometer erst noch etwas sich
erheben, da das warme Wasser sich von unten nach oben bewegt und die Thermometer-Gefässe nicht bis
in die unterste Hälfte des Apparates herabreichen. Ist endlich am Normal eine Temperatur-Steigerung
nicht mehr wahrzunehmen, oder hat das Wasser vielleicht bereits wieder begonnen, sich abzukühlen, so
wird der Hahn a abermals geöffnet, das warme Wasser also durch b nur in den kleinsten Quantitäten zu
gelassen. Nach kurzer Zeit ist die Temperatur nicht nur auf die beabsichtigte Höhe gebracht, sondern
wird sich, wegen der sehr langsamen Erwärmung auch längere Zeit darauf erhalten, wenn der Hahn a etwas
geschlossen wird. Immerhin ist es von Wichtigkeit, nach dem zweiten Abschluss des Hahnes a sich durch
öfteres Ablesen des Normal-Thermometers, aus welchem Anlass die Drehung leider stets unterbrochen werden
muss, zu überzeugen, dass die Temperatur des Wassers konstant bleibt, andernfalls aber durch Oeffnen von
a wieder nachzuhelfen. Aber es bleibt die Schwierigkeit der Erreichung einer längere Zeit konstanten
Temperatur bestehen und kann dieselbe nur dadurch etwas abgeschwächt werden, dass man das ganze
Innere des Apparates vorher auf eine höhere, als die höchste zu erreichende Temperatur bringt, weil alsdann
die Wände des Apparates genügend durchgewärmt sind, um nicht mehr abkühlend wirken zu können.
Natürlich ist dieses Hülfsmittel nur bei den Rotations-Apparaten anzuwenden, da ja bei dem zuerst beschrie
benen Kasten-Apparate die Wände gewissermaassen von dem heissen Wasser selbst gebildet werden.
Für die Zulässigkeit dieser Manipulation war der Umstand günstig, dass, bereits vor Aufstellung des
Drehungs-Apparates, die Temperatur-Skala, innerhalb welcher die Prüfung der ärztlichen Thermometer
ausgeführt wurde, auf eine geringe Ausdehnung festgesetzt war. Während nämlich in den ersten Jahren
der Ausführung dieser Untersuchungen, die Thermometer, wenn es ihre Länge gestattete, von 20° bis 40°
und zwar beispielsweise bei 20, 25, 30, 31, 32, 33, 34, 36, 40° geprüft wurden, ohne indessen strenge an
den genannten Temperaturen festzuhalten, wurden später die Untersuchungs-Temperaturen dem eigentlichen
Zwecke der Thermometer entsprechender gewählt und stets gleichförmig bei den Temperaturen 36, 37, 38
40 und 42° geprüft.
Das Verfahren bei der Vergleichung der ärztlichen Thermometer richtete sich wesentlich danach, ob
die zu untersuchenden Instrumente Maxima- oder gewöhnliche Thermometer waren. Die oben ausführlich
beschriebene Methode zur Erreichung einer länger konstanten Temperatur wurde in allen den Fällen
angewandt, wo die Prüfung von Maxima-Thermometern vorzunehmen war. In diesem Falle brauchte man
nämlich nur am Normal den Eintritt der konstanten Temperatur, die gleichzeitig die bis dahin höchste
sein musste, zu beobachten, um dann auf diese die Ablesungen der sämmtlichen Maxima zu reduziren, d. h.
ihre Abweichungen von dem korrigirten Normal der Seewarte zu bestimmen. Dass die Temperatur des
Wassers mittlerweile etwas zurückging, war für die Maxima-Thermometer bedeutungslos.
Die Prüiung der Maxima-Thermometer konnte natürlich nur in der Reihenfolge vorgenommen werden,
dass das Wasser der Reihe nach auf die Temperaturen 36, 37, 38, 40 und 42° gebracht wurde. Andernfalls
wäre die zeitraubende Arbeit des Niederschwenkens der Quecksilbersäule nach der Vergleichung in einer
jeden Temperatur unvermeidlich gewesen.
Namentlich in den ersten Jahren wurde die Schwierigkeit der Prüfung von ärztlichen Maxima-
Thermometern noch besonders dadurch erschwert, dass vielfach zu denselben sehr enge Röhren verwendet
wurden. Derartige Thermometer ändern alsdann ihren Stand fast nur sprungweise. Sie zeigen bei stei
gender Temperatur solange zu niedrig, bis die Temperatur um einige Zehntelgrade über ihre Angabe hinauf
gegangen ist; hierauf springt der Quecksilberfaden in Folge der elastischen Wirkung der Luft unterhalb
desselben um mehrere Zehntelgrade hinauf, häufig über die richtige Stellung hinaus, um alsdann bei weiter
steigender Temperatur dieselbe Erscheinung abermals zu bieten.
Es musste auf diesen Umstand mit besonderer Sorgfalt geachtet werden, um derartige Thermometer
als ungenügend abzuweisen. In letzterer Zeit kamen denn auch solche Thermometer nur noch ganz ver
einzelt vor.
Die beiden vorerwähnten Nothwendigkeiten, die Erhaltung einer konstanten Temperatur, wie die zu
nehmende Erwärmung des Wassers im Verlaufe der Prüfung kamen in Wegfall, wo es sich um Bestimmung
der Korrektionen von sogenannten gewöhnlichen ärztlichen Thermometern handelte. Deren Angaben sollen
den Temperatur-Schwankungen kontinuirlich folgen, seien dieselben aufwärts oder abwärts gehend. Gleich-