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Full text: 5, 1882

No. 4. 
Bericht über die Thermometer-Prüfung an der See warte. 
Zunächst nur um den Bedürfnissen der Seewarte als Zentralstelle für Maritime Meteorologie und 
das Sturmwarnungswesen an der Deutschen Küste zu genügen, musste die systematische Prüfung von Ther 
mometern eingeführt werden. Dass zu diesem Behufe die Untersuchung der Normal-Thermometer unerläss 
lich war, bedarf nicht erst der näheren Ausführung; in der That wurde alle Sorgfalt darauf verwendet, 
gut untersuchte Normal-Thermometer für die Zwecke der Prüfung von den verschiedenen Arten von Ther 
mometern zu erhalten. 
Gar bald nach der Aufnahme dieses Zweiges der Thätigkeit der Seewarte regte sich überall in Nord- 
und Mitteldeutschland der Wunsch von Seiten der Privaten, Aerzte und Thermometer-Werkstätten, dass auch 
Instrumente, welche nicht für die Zwecke der Seewarte erforderlich waren, von dem Institute geprüft 
werden möchten. Obgleich sich nun die Direktion sagen musste, dass bei dem vielfältigen Gebrauche der 
Thermometer in den Gewerken und in den Kliniken, sowie seitens der Privat-Aerzte, der Andrang von 
Instrumenten zur Prüfung ein enormer, in mancher Hinsicht geradezu unbegrenzter werden würde, so entschloss 
sich die Direktion dennoch der Sache näher zu treten und ordnete eine Voruntersuchung an. Unterrichtet 
davon, dass in Nord- und Mittel-Deutschland kein Institut, welches die Organisation hatte, um für die 
systematische Durchführung der Thermometer-Prüfung eintreten zu können, existiré, sah es die Direktion 
als eine Pflicht an, sich in dieser Sache nicht ablehnend zu verhalten. Die Kaiserl. Normal-Aichungs- 
Kommission hatte allerdings alle für die Begründung einer wissenschaftlichen Thermometrie erforderlichen 
Untersuchungen ausführen lassen, allein in die massenweise Untersuchung von Thermometern konnte sie 
nicht eintreten, da ihr hierzu die nicht unbedeutende Anzahl von Kräften fehlte. Die Voruntersuchung 
hatte in erster Linie den Zweck, zu ermitteln, ob das Bedürfniss einer genauen Untersuchung der Thermo 
meter in der That so brennend sei, dass die Belastung des Institutes mit einer Bürde, deren Umfang und 
Bedeutung kaum abzusehen war - , gerechtfertigt erscheinen könnte. Eine vergleichsweise nur kurze Erfahrung, 
die an dieser Prüfung zu machen war, zeigte, dass es sich als eine unabweisbare Pflicht darstellte, ohne 
Verzug den Fabrikanten ärztlicher Thermometer in erster Linie Gelegenheit zu geben, vor der Abgabe der 
Instrumente dieselben an der Seewarte geprüft zu erhalten. Ungenauigkeiten und Korrektionen waren bei 
diesen Instrumenten durchschnittlich von solchem Belange, dass es nahezu unmöglich erscheinen musste, 
mit ungeprüften, derzeit in Gebrauch befindlichen Instrumenten auf Grund von Temperatur-Messungen eine 
richtige Diagnose zu stellen. Dazu trat noch, dass auch im Gewerbe das Bedürfniss einer strengen 
Prüfung der dabei in Anwendung gebrachten Thermometer immer mehr sich Geltung verschaffte, so dass 
die Direktion schliesslich sich in die Lage versetzt sah, die Versuche in eine fortdauernde Thätigkeit zu 
Zwecken der exakten Prüfung von Thermometern übergehen zu lassen. Dabei musste sie sich sagen, dass 
es, wie strenge auch die Prüfung in einem jeden einzelnen Falle ausgeführt wurde, nicht rathsam sei, in 
thermometrische Fundamental-Untersuchungen einzutreten, weil dadurch die Abtheilung II, welcher die 
Thermometer-Untersuchung oblag, immer mehr von ihren eigentlichen Zielen und Aufgaben abgedrängt 
werden musste. Es ist an und für sich nur billig hier zu konstatiren, dass wenn diese Abtheilung in den 
letzteu Jahren zur Förderung der eigentlichen Zwecke der Navigation durch Kompassstudien und nautische 
Instrumentenkunde im engeren Sinne weniger, wie in früheren Jahren, beigetragen hat, dies zum grossen 
Theile auf die Inanspruchnahme der Kräfte in der Thermometer-Prüfung und ferner auch auf die Ein 
führung des Lehrkursus zurückzuführen ist, wodurch derjenige Assistent, der bisher besonders für dieselben 
in Anspruch genommen wurde, der Abtheilung entzogen wurde und dafür andere Kräfte einzustellen waren. 
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Archiv 1882. 4.
	        
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