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Seite durch das Land gebildet wird), oder auf dem Ozean (wo Vorderseite und Rückseite gleiches Verhalten
zeigen) die Depressionen von West nach Ost ziehen. Wenn auch die oberen Regionen nicht an der Wirbel
bewegung theilnehmen, so haben sie doch auf die Fortbewegung des Wirbels den wichtigsten Einfluss, indem
dieselben durch Fortführung von Luftmassen die Verlegung des tiefsten Luftdruckes bedingen. Ein sichtbares
Zeichen der Wirkung dieses oberen Stromes ist der Cirruszug, welcher fast ständig von West nach Ost,
oder vielmehr in der Richtung der Bahn zieht. Wird die überwiegende Richtung der west-ostwärts
ziehenden Luftmassen verändert, indem z. B. der höhere Luftdruck und die relativ höhere Temperatur nach
Südwesten oder Südosten für irgend ein Gebiet sich verlegen, so erfährt auch die Depression in ihrer
Bahn eine entsprechende Ablenkung, im ersteren Falle nach Südost (was der Zugstrasse III oder V a ent
spricht), im letzteren nach Nordost (Zugstrasse Vb, IV, I).
Dort, wo ein Theil der oberen Luftströmung sich senkt, bilden sich die barometrischen Maxima. Ein
solches Maximum finden wir zu allen Jahreszeiten fast ausnahmslos in den Rossbreiten und im Winter
über dem amerikanischen und asiatischen Kontinent. Die Bildung und Erhaltung dieser Maxima stehen
in innigster Beziehung zu der Erwärmung, wodurch die Mächtigkeit und theilweise auch die Richtung der
obersten Luftströmungen bedingt werden, und von dieser hängt es ab, ob die Maxima mehr oder wenig
entwickelt und ein kleineres oder grösseres Gebiet einnehmen. Durch abweichende Wärme-Verhältnisse
am Aequator können bedeutende Verschiebungen der Maxima Vorkommen, und diese sind, wie wir wissen,
für unser Klima von durchgreifender Bedeutung. Hieraus folgt die Wichtigkeit der Beobachtungen in den
tropischen Gegenden, indem ein aufmerksames Studium derselben uns noch zuerst bedeutende Fingerzeige
über die Gesetze der allgemeinen atmosphärischen Bewegung und ihrer Wandelbarkeit geben- könnte.
Diese Betrachtung legt uns den Gedanken sehr nahe, dass die Maxima überhaupt die Ursache ihrer
Entstehung und Erhaltung den oberen Luftströmungen mindestens zum grössten Theile zu danken haben,
so dass also die Luftmassen, welche in den Tropen in den höchsten Regionen polwärts in Bewegung gesetzt
werden, in gewissen Gegenden, auch sehr hoher Breiten, sich niedersenken und in der unteren Luftschichte
zu einem Maximum sich ablagern. Die gewöhnliche Erklärung, dass die barometrischen Maxima durch
die vorüberziehenden Depressionen gespeist werden, genügt allein nicht und stösst in ihrer Anwendung
auf allerlei nicht zu beseitigende Widersprüche.
Nach Hann sind die isoharometrischen Flächen in der Höhe im Winter vom Ozean gegen den
Kontinent, im Sommer vom Kontinente gegen den Ozean geneigt, und daher im Winter über den Kon
tinenten intensive und lang anhaltende Barometer-Maxima, dagegen im Sommer der niedrige Luftdruck
über den Kontinenten.
XVI. Einige Folgerungen aus dem allgemeinen Satze über die Fortbewegung der Depressionen.
Der oben ausgesprochene Satz über die Beziehung der Fortpflanzung der Depressionen zu der über
wiegenden Luftströmung in der Umgebung derselben bietet in seinen Konsequenzen eine sehr wichtige
Handhabe für die ausübende Witterungskunde und giebt uns Klarheit über eine Reihe vorher räthselhafter
Erscheinungen in den Witterungs-Vorgängen. Auch die auf Seite 6 angegebene empirisch gefundenen That-
sachen können auf Grundlage dieses Satzes unschwer begründet werden. Hiernach ist einleuchtend, dass die
nach SE gerichteten, nahezu parallelen Zugstrassen III und V a hohen Luftdruck im Südwesten und eine
von Nordosten nach Südwesten, oder von Osten nach Westen am stärksten zunehmende Temperatur als
günstigste Bedingung voraussetzen und da diese Verhältnisse der kalten Jahreszeit am meisten entsprechen,
so folgt, dass diese Zugstrassen auch in der kälteren Jahreszeit am meisten vertreten sein müssen. Auch
die rein nach Osten gerichtete Zugstrasse II, welche einen von Süden nach Norden gerichteten Gradienten
und eine Temperatur - Zunahme nach Süden oder Südwesten verlangt, wird in der kälteren Jahreszeit
häufiger frequentirt als in der wärmeren, jedoch tritt hier der Gegensatz in der Frequenz nicht so schroff
hervor, wie bei den vorher genannten Zugstrassen. Die nach Nordosten oder Ostnordosten gerichteten Zug
strassen I und IV setzen hohen Luftdruck im Südosten und zunehmende Temperatur nach Südosten oder
Süden hin voraus. Diese Zugstrassen sind daher in der wärmeren Jahreszeit am häufigsten vertreten, sind
aber auch (insbesondere Zugstrassei) in der kälteren Jahreszeit nicht selten, eine Thatsache, deren Er
klärung jedenfalls in der bedeutend grösseren Luftdruck-Differenz zwischen NW und SE in dieser Jahreszeit
zu suchen ist. Ferner haben wir oben gezeigt, dass die auf den der „Monatliche Uebersicht der