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älteren Jahreszeit haben die Nordufer des Schwarzen Meeres für diese Zugstrasse einen Wärmeüberschuss
von 7°, von hier an west- und nordwestwärts nimmt die positive Abweichung von der Normalen rasch ab,
chon in Oesterreich wechselt sie ihr Zeichen, Wien hat 2°, München 3°, Karlsruhe 4° und Paris 3°
Värmemangel. In der wärmeren Jahreszeit sind die Verhältnisse ganz ähnlich: am Schwarzen Meere
oeträgt die Abweichung +5°, in Wien —2°, in München —4°, in Karlsruhe und Paris —5°, während die
Temperatur von SE nach NW am raschesten abnimmt.
Gruppe III a und III b bei Zugstrasse III zeigen auch in Beziehung auf die Temperatur-Vertheilung ein
ganz verschiedenes Verhalten: hei Gruppe III a entschieden positive Abweichungen schon beim Erscheinen der
Depressionen, über Grossbritannien, Frankreich und Zentraleuropa, die sich in München bis zu 4° steigern,
dagegen strenge Kälte im hohen Nordosten, so dass am Weissen Meere 6° Wärmemangel herrscht; dagegen
bei Gruppe IIIb ganz umgekehrte Verhältnisse: entschiedener Wärmeüberschuss im Nordosten und Osten,
erheblicher Wärmemangel im Südwesten und Westen.
Bei Zugstrasse I und II haben die Isothermen über dem europäischen Kontinent eine südliche bis
südöstliche Richtung, so dass man also eine nach SE gerichtete Bewegung der Depressionen erwarten könnte.
Allein auf der Südseite der Depression schiebt sich warme Luft aus niederen Breiten immer weiter vor,
so dass hier die Isothermen von West nach Ost verlaufen. Bei Zugstrasse I ist der bereits erwähnte Um
stand zu berücksichtigen, dass die Minima durchschnittlich über Island und Umgebung und nicht über
der auf der Karte verzeichneten Gegend liegen.
XIII. Kombination von Luftdruck- und Temperatur-Vertheilung: Luftdruck - Vertheilung in der Höhe.
Zusammenfassuug der beiden obigen Sätze. Die Gesammt-Luftströmung als Träger der Wirbel-Bewegungen.
Vertikale Temperatur-Vertheilung.
Luftdruck- und Temperatur-Vertheilung haben also fast genau dieselben Beziehungen zu der Fort
pflanzung der Depressionen und hiernach ist anzunehmen, dass in den mittleren Temperatur- und Luftdruck-
Karten für die einzelnen Zugstrassen nahezu ein Parallelismus der Isobaren und Isothermen auf der rechten
Seite der Depressionen sich heraussteilen wird. Dieses ist in der That auch der Fall, wie es eine Ver
gleichung unserer Karten unverkennbar zeigt.
Diese beiden Sätze finden auch bei ihrer Anwendung auf Einzelfälle ihre volle Bestätigung und sogar
die anomalen Bewegungen der Depressionen mit westlicher Richtungs-Komponente können, wie wir unten
noch weiter sehen werden, mit Berücksichtigung dieser Sätze erklärt werden. Nur einige wenige Fälle
scheinen sich den Sätzen nicht fügen zu wollen, allein auch diese seltenen Ausnahmen dürften durch einen
anderen störend eingreifenden Umstand ihre Erklärung finden, nämlich durch die oft unregelmässige
vertikale Temperatur-Vertheilung, die wir jetzt gleich besprechen werden.
Nach einfachen physikalischen Gesetzen nimmt bei wärmerer Luft der Luftdruck mit der Höhe lang
samer ab, als in kälterer und daher werden mit der Höhe die Gradienten sich in der Weise verändern,
dass dieselben nach der Seite des höheren Luftdrucks und der grösseren Wärme (wenn der höhere Luft
druck mit der grösseren Wärme zusammenfällt), immer mehr zunehmen; dagegen wenn der höhere Luftdruck
mit der niedrigeren Wärme zusammenfällt, stetig abnehmen und in einer gewissen Höhe sich umkehren.
Im ersteren Falle wird die ganze Luftmasse vom barometrischen Maximum nach der Seite des niedrigen
Luftdrucks nahezu dieselbe Bewegungsrichtung zeigen mit zunehmender Geschwindigkeit (und zwar in den
untersten Schichten mit einer Ablenkung von den Isobaren nach dem niederen Luftdrucke hin, in den oberen
nahezu parallel den Isobaren); in diesem Falle wird also in den oberen Regionen die höhere Wärme
dieselbe Wirkung auf die Fortpflanzung der Depressionen haben, als in den unteren Schichten der höhere
Luftdruck, sie wird also den Druck-Gradienten in der Höhe verstärken. Im letzteren Falle wird die Luft
bewegung eine nach oben hin verzögerte sein und durch Windstille in die umgekehrte Richtung (ent
sprechend der Umkehrung des Gradienten) übergehen und jetzt eine beschleunigte sein.
Luftdruck- und Temperatur-Vertheilung sind also das Ursächliche der Bewegung der gesammten
Luftmasse in der Umgebung der Depressionen, und diese ist das Bedingende für die Fortpflanzung der
Depressionen. Hiernach lassen sich die beiden oben entwickelten Sätze zu dem Folgenden zusammen
fassen :