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Die mittleren Barometerstände wurden für die Positionen A direkt aus den Beobachtungen ermittelt
und hieran die direkt berechneten Aenderungen des Luftdruckes für die letzten 24 resp. 48 Stunden an
gehängt, woraus sich die mittleren Barometerstände für die Positionen B und C, so wie diejenigen 24 Stunden
vor dem Erscheinen der Depression ergaben.
Die mittleren Temperaturen und deren Abweichungen von der Normalen wurden dagegen für die
Positionen A, B und C einzeln berechnet und die ersteren, wie schon bemerkt, auf das Meeresniveau und
8 h a. m. reduzirt.
Bei der Bewölkung wurde die in den Wetterkarten gebräuchliche Skala von 0—4 beibehalten.
Die mittleren Regenmengen sowie die Regen-Wahrscheinlichkeiten beziehen sich stets auf die letzten
24 Stunden. Dabei wurden als Regentage nur solche Tage gezählt, an welchen die Regenmenge 0.6 mm
und darüber betrug.
Es sei nochmals bemerkt, dass in den einzelnen Karten die Positionen der einzelnen Minima, welche
in Rechnung gezogen wurden, eingezeichnet sind (die Sturmzentra durch ©), damit man sofort ersehen
kann, aus wie vielen Fällen die Mittel gebildet sind.
VIII. Luftdruck-Vertheilung für die einzelnen Zugstrassen und Folgerungen hieraus.
In der folgenden Tabelle sind die mittleren Barometerstände (h) sowie deren Aenderungen in den letzten
24 Stunden (A&) für jede einzelne Zugstrasse zusammengestellt, wobei die Bezeichnungen A, B, C wieder
dieselbe Bedeutung haben, wie oben.
Betrachten wir die Luftdruck-Vertheilung bei den einzelnen Zugstrassen, so erhalten wir sofort
folgende charakteristische Beziehung zwischen Luftdruck-Vertheilung und Fortpflanzung der Depres
sionen: fällen wir aus dem Gebiete des tiefsten Barometerstandes auf die dichtest
gedrängten Isobaren eine Normale, so erfolgt die Fortpflanzung der Depression
nahezu senkrecht zu dieser Linie, so dass also der höchste Luftdruck rechter Hand liegen bleibt.
Diese Beziehung zeigt sich durchweg bei allen unseren Karten, sowohl für die wärmere, als für die kältere
Jahreszeit. Sehr hübsch wird dieselbe durch die Karten für Zugstrasse III a lll b und V a und V), illustrirt,
namentlich für die ersteren, bei welchen die Depressionen, wenn sie über dem westlichen Ostseegebiete
sich befinden und einen nach Südost rasch ansteigenden Luftdruck finden, aus der südöstlichen Richtung
in die nordöstliche übergehen. Der steilste Gradient verschiebt sich also hier von der West- und Südwest
seite nach der Süd- und Südostseite.
Diese obige Regel, welche durch unsere mittleren Luftdruckkarten die volle auf vielen Thatsachen
gegründete Bestätigung findet, wurde schon im Jahre 1872 von CI. Ley (The Laws of the winds prevailing
in Western Europe. Part. I; vgl. auch Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie. 1882.
Heft XI.) mit folgenden Worten ausgesprochen: „Ausgedehnte Gebiete mit sehr hohem Luftdrucke ver
zögern, lenken ab, oder beschleunigen die Bewegung der Depressionen, indem jede Depression mit der
grössten Leichtigkeit in die Richtung wandert, bei welcher sie den höchsten allgemeinen Druck auf der
rechten Seite ihrer Bahn hat (auf der nördlichen Hemisphäre, auf der südlichen umgekehrt).“ In Nord-
Amerika wird nachLoomis die Depression durch den hohen Luftdruck abgelenkt. Aus den Mitteln in dem
Zeitraum von 1872—1874 fand Loomis, dass die Richtung der Depressionen Amerikas am meisten nördlich
ist, wenn der hohe Luftdruck auf der Nordostseite liegt, dagegen am meisten südlich, wenn derselbe auf
der Süd- oder Südostseite sich befindet. Dabei vermindert der hohe Luftdruck auf der Ostseite die Fort
pflanzungs-Geschwindigkeit um durchschnittlich 8%, wogegen der hohe Luftdruck auf der Südseite dieselbe
um ebensoviel vermehrt.