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In den Tagen vom 17. bis 19. Mai weilte an der Seewarte S. Excellenz Graf H. Wilczeck mit der
unter dem Befehle des Kais, und Königl. Linienschiffs-Lieutenants E. von Wohlgemuth stehenden für
Jan Mayen bestimmten Expedition. Die wissenschaftlichen Mitglieder dieser Expedition verkehrten vielfach
innerhalb der Seewarte und benutzten deren Einrichtungen zu wissenschaftlichen Zwecken.
In den Tagen vom 1. bis 4. August tagte in Kopenhagen das internationale meteorologische Comité,
woran sich der Direktor der Seewarte als Mitglied betheiligte. Unter anderen wichtigen Gegenständen
der Berathung wurde die Frage der Möglichkeit und Zweckmässigkeit einer Kabel -Verbindung, lediglich zu
meteorologischen Zwecken, mit Island, Grönland und Labrador diskutirt, und dabei von der, durch den
Vorschlag des dänischen Staatsraths Tietgen gegebenen Grundlage ausgegangen. Wenn auch das Resultat
der diesbezüglichen Diskussionen keine bindenden Beschlüsse waren, so ging doch aus denselben hervor,
dass eine solche Einrichtung für die erfolgreiche Pflege der ausübenden Witterungs-Kunde in Europa für
erforderlich erachtet wurde und in der That nur auf eine zweckmässige Lösung der durch dieselbe gestellten
Aufgabe gedacht werden müsse. Der Bericht über die Verhandlungen in Kopenhagen wird, wie in früheren
ähnlichen Fällen, auch nun von dem Direktor der Seewarte in deutscher Sprache veröffentlich werden*).
3. Besuche auf der Zentralstelle zu Zwecken der Besichtigung der Einrichtungen etc.
Der Besuch auf der Seewarte war, auch abgesehen von den Mitgliedern der Deutschen Polar-
Kommission und der verschiedenen Expeditionen theils in Verbindung mit dem Polar-Unternehmen, theils auch
mit der Beobachtung des Durchganges der Venus im Dezember, ein sehr zahlreicher. Von allen Theilen
Deutschlands sowohl, wie vom Auslande dokumentirte sich das Interesse an dem Institute durch eine In
augenscheinnahme der Einrichtungen desselben und weist das Fremdenbuch viele Namen nach, unter
denen wir nur die folgenden im Einzelnen aufzählen:
Graf H. Wilczeck, Exc., mit Gefolge (19. Mai), die Professoren Buys-Ballot und Hann in den
letzten Tagen des Juli, Prof. H. Wild, St. Petersburg (8. Aug.), K. H. Scott, London (7. Aug.), Kapitän
Hoffmeyer und Prof. Mascart (29. Aug.), Dr. P. Güssfeld (Juli), Prof. Hornstein, Prag (19. Aug.),
Dr. Kerber (Juli), Prof. Auwers, Berlin (8. Sept.), Direktor Brito-Capello (7. Aug.), der Königl. Kais.
Linienschiffs-Lieutenant v. Beermann und der Kais. Kapitän-Lieutenant Riedel (24. Juli), u. A. m.
Am 23. August inspizirte der Chef der Admiralität, Exc. vonStosch, in Begleitung des Herrn
Kapitän zur See Schering, die Seewarte in allen Theilen.
4. Dem Andenken an Professor Dr. Arndt und von Amelunxen gewidmete Worte.
Johann Albert Arndt war am 27. Mai 1811 zu Düben in der Provinz Sachsen geboren. Nach Ab-
solvirung des Gymnasiums zu Torgau bezog er die Universität zu Berlin, um Mathematik und Naturwissen
schaften zu studiren; er promovirte daselbst im Sommer 1833 mit der Dissertation: „Disquisitiones historicae
de maximis et minimis“. Nachdem er noch in demselben Jahre das Staats - Examen pro facultate clocendi
abgelegt hatte, wurde er als Hilfslehrer der Mathematik und Naturwissenschaften am Gymnasium in Guben
und im Jahre 1836 als ordentlicher Lehrer derselben. Disziplinen an dem zu Torgau angestellt. Er wurde
daselbst bald (1840) Subrektor und später Professor und blieb, ein ausgezeichneter Pädagoge, in seinem
dortigen Amte bis zum Jahre 1866.
Mit der Gründung des Königlich preussischen Meteorologischen Instituts im Jahre 1847 war auch
Arndt Beobachter desselben in Torgau geworden, und zwar ein sehr sorgfältiger und gewissenhafter, wie
seine ausführlichen Journale und eingehenden graphischen Darstellungen noch heute bekunden. Noch vor
seinem Weggange von Torgau im Jahre 1866 veröffentlichte er eine Broschüre „Resultate der auf der
Station Torgau in den Jahren 1848—64 gemachten Beobachtungen.“ In Berlin, wohin er 1866 übergesiedelt
war, konnte er die ihm lieb gewordene Thätigkeit, zugleich des Schulmannes wie des meteorologischen
Beobachters bald fortsetzen; denn er erhielt eine Dozentenstelle für Mathematik und Naturwissenschaften
an einem Privat - Institut zu Falkenberg bei Eberswalde, sowie an der Königlichen Baugewerk-Schule in
Berlin, später an der Königlichen Loüisen-Stiftung ebenda, und er wurde auch 1867 Beobachter der meteo
rologischen Station in Berlin, die er bis wenige Tage vor seinem Tode aufs Sorgfältigste versehen hat.
Inzwischen war Arndt mit Dove, dem damaligen Vorstande des Königlichen Meteorologischen Instituts,
*) Es ist dies mittlerweile geschehen; der betreffende Bericht führt den Titel: „Bericht über die Verhandlungen des
internationalen meteorologischen Comités, Versammlung in Kopenhagen vom 1. bis 4. August 1882.“