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Full text: Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, 4 (1881)

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Steigung grösser als in allen übrigen, so dass es nabe liegt, diesen bestimmten Fall als Maass des An 
steigens des Daches zu betrachten. Stellt nun das Dach die Oberfläche einer Flüssigkeitsmasse dar, so 
entsprechen der untere und obere Rand des Daches den Isobaren; man muss also senkrecht zu den 
Isobaren fortschreiten, damit der Luftdruck sich am schnellsten ändere, und wenn man dieser Bedingung 
genügt, so wird die in Millimetern ausgedrückte Steigung für 111 Kilometer der horizontalen Entfernung 
als barometrischer Gradient bezeichnet. In den Modellen sind vielfach die Richtungen der schnellsten 
Steigung der Oberfläche, oder was dasselbe sagen will: der schnellsten Aenderung des Barometerstandes 
durch rothe Fäden angedeutet. 
Von vornherein sollte man nun erwarten, dass der Wind in der Richtung der schnellsten Druckab 
nahme, senkrecht zu den Isobaren, aus einem barometrischen Maximum herausströmen würde, gerade so, 
wie wir eine, von einem Dache oder Hügel kerabrollende Kugel dieser Richtung folgen sehen. Von der 
Richtung der Gradienten weichen indessen die Windpfeile auf den Rändern der Glasplatten sämmtlich ab, 
und zwar alle in ein und demselben Sinne , nämlich nach rechts. Diese Abweichung ist eine Folge der 
Erdrotation, indessen würde die Erläuterung dieses Einflusses der Axendrehung der Erde hier zu weit 
führen. Es muss genügen, darauf hinzuweisen, dass die Abweichung des Windes von der Richtung des 
Gradienten auf der ganzen nördlichen Hemisphäre nach derselben Seite erfolgt, und zwar in den barome 
trischen Depressionen ebensowohl, wie im Gebiete hohen Luftdruckes; die Abweichung wird jedoch durch 
schnittlich um so kleiner, je mehr man sich dem Aequator nähert; auf letzterem selbst ändert sich der 
Sinn der Abweichung, so dass auf der ganzen südlichen Hemisphäre die Windrichtung nach links von der 
Richtung des Gradienten abweicht, um so mehr, in je höhere Breiten man gelangt. Von unseren Glas 
modellen beziehen sich No. III und VI auf die südliche, alle übrigen auf die nördliche Hemisphäre. 
Die Abhängigkeit des Windes von der Vertheilung des Luftdrucks wird in kurzer und bündiger, wenn 
auch nicht ganz erschöpfender Weise durch das Buys-Ballot’sehe Gesetz ausgedrückt, welches lautet: 
Auf der nördlichen Hemisphäre hat ein Beobachter, welcher mit dem Winde geht, den hohen Luft 
druck zu seiner Rechten und etwas hinter sich, den niedrigen Luftdruck zu seiner Linken und etwas vor 
sich. — Für die südliche Hemisphäre sind „Rechte“ und „Linke“ zu vertauschen. 
Um nun z. B. zu erklären, auf welche Weise die bei uns so häufige Drehung starker Winde aus S durch 
SW nach W oder NW zu Stände kommt, setze man z. B. das Modell No. V auf den Apparat, verschiebe es 
möglichst weit nach links und stelle das Schiffchen s\ wie in Fig. 3 angedeutet, unter das Modell. Lässt 
man nun letzteres mit Hülfe der Kurbel langsam nach rechts vorrücken (wobei man zum Zeichen, dass 
hierdurch eine ostwärts gerichtete Bewegung bezeichnet werden soll, das Symbol E in die quadratische 
Oeffnung W einstellt), so erkennt man, wie der Ort s' zunächst S-Wind, dann SW, W und schliesslich NW 
beobachtet. Diese Winddrehung wird also durch eine, im Norden von uns ostwärts fortschreitende barome 
trische Depression hervorgerufen. 
Wenn man ähnlich mit den anderen Modellen und anderen Positionen des Schiffchens verfährt, so 
wird man für die ganze Erdoberfläche folgende Regel bestätigt finden: 
„Wird eine Windfahne durch eine fortschreitende Einzel-Erscheinung (Depression oder Maximum) be 
einflusst, so zeigt sie rechtdrehenden Wind an, wenn sie auf der rechten, zurückdrehenden Wind, wenn 
sie auf der linken Seite der Bahn des Zentrums dieser Einzelerscheinung sich befindet.“ 
(Rechtdrehen bezeichnet ein Umgehen der Windrichtung im Sinne des Uhrzeigers; den Seeleuten ist 
der Ausdruck „Ausschiessen“ für diese Erscheinung geläufig, während das Zurückdrehen (gegen den Uhr 
zeiger) von ihnen als „Krimpen“ bezeichnet wird. 
Nach dieser Regel erfolgt z. B. in Deutschland auch ein Rechtdrehen des Windes, wenn ein barome 
trisches Maximum in Nordeuropa ostwärts vorüberzieht. Folgt also auf diesem Wege einer Depression im 
Norden unmittelbar ein barometriscbes Maximum, wie es nicht selten geschieht, so bleibt die Windrichtung 
nicht NW, sondern geht weiter durch N und NE gegen SE um; durch das Zusammenwirken beider Phäno 
mene wird also eine Drehung der Windfahne um volle 860° hervorgerufen. Das so allgemein bekannt ge 
wordene Dove’sche Drehungsgesetz, wonach in der ganzen gemässigten Zone das Umgehen der Winde mit 
dem Uhrzeiger die entgegengesetzte Drehung an Häufigkeit bedeutend überwiegt, findet in diesen Verhält 
nissen eine einfache Erklärung. 
Hinsichtlich der Modelle ist noch Folgendes zu bemerken. Drei von ihnen, nämlich II, IV und V, 
stellen barometrische Depressionen der nördlichen Hemisphäre dar. Durch II und V werden wirklich beob
	        
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