■A-llgemeinex* Bericht.
A.
I. Einleitung.
Das Jahr 1881 war für die Entwickelung der Deutschen Seewarte ein sehr bedeutsames. Nicht nur,
dass während dessen Verlaufes der Bau des neuen Dienst-Gebäudes fertig gestellt und dasselbe bezogen
wurde, gab auch die durch Se. Majestät, den Deutschen Kaiser, vollzogene Einweihung Veranlassung zu
einer ersten Ausstellung maritimer Gegenstände, was nicht unerheblich dazu beitrug, dass einerseits die
Sammlungen des Institutes erweitert wurden, und andererseits in weiteren Kreisen ein gründlicheres Ver
ständnis für die Aufgaben desselben Platz griff. Es bedarf wohl keiner Erwähnung, dass die grösste
Umsicht seitens der Direktion angewendet werden musste, damit die mit den umfassenden Veränderungen,
welche der Einzug in das neue Institut bedingte, unzertrennlichen Störungen für die Arbeiten so wenig
nachtheilig als irgend thunlich sich erwiesen. Allerdings war das Bestreben der Direktion zunächst darauf
gerichtet, die einzelnen Abtheilungen von einer Mitleidenschaft ferne zu halten, damit der ruhige Gang der
systematischen Arbeiten nicht gestört werde; dagegen erwies es sich geradezu als unmöglich, die an und
für sich in Anbetracht des wachsenden Umfanges des Institutes nicht ausreichenden Verwaltungskräfte vor
nachtheiligen und höchst empfindlichen Störungen im Dienste zu bewahren. Es wird da, wo von der
Thätigkeit der Verwaltung die Bede sein wird, auf die einzelnen störenden Momente zurückgekommen
werden müssen; für jetzt mag es genügen, auf dieselben hingewiesen zu haben.
Gegen den Schluss der Epoche, worauf sich dieser Bericht bezieht, im Dezember 1881, trat deutscher
seits die internationale Polarforschung ins Leben, ein Ereigniss, welches, wenn auch nicht unmittelbar in
die Thätigkeit der Seewarte eingreifend, doch auf deren Entwickelung nicht ohne wohlthätigen Einfluss
bleiben konnte. Im Jahres-Berichte 1879 wurde der in den Räumen der Deutschen Seewarte abgehaltenen
internationalen Polar-Konferenz Erwähnung gethan (siehe dort Seite 5); die aus derselben hervorgegangene
Organisation der internationalen Polarforschung gab im August 1880 und sodann in demselben Monate 1881
die Veranlassung zu Polar-Konferenzen, beziehungsweise in Bern und in St. Petersburg. Als sich das
Deutsche Reich entschlossen hatte, für die Durchführung der auf denselben gefassten Beschlüsse einzutreten
und eine Deutsche Polar-Kommission unter dem Direktor der Seewarte, Dr. Neumayer, als ersten, und
dem Vorstande des Hydrographischen Amtes der Kaiserlichen Admiralität, Kontre-Admiral, Freiherrn
von Schleinitz, als zweiten Vorsitzenden konstituirt worden war, nahm das Büreau des Exekutiv-Aus-
schusses dieser Kommission seinen Sitz in der Seewarte. Die Besprechung der Thätigkeit dieses Büreaus,
insofern sie den Amtskreis der Deutschen Seewarte berührte, wird in dem Jahres-Berichte 1882 aus
geführt werden.
Im Allgemeinen kann hier schon so viel gesagt werden, dass sich der Wirkungskreis der Seewarte
auch in diesem Jahre nicht unerheblich erweiterte und gilt dies mit Beziehung auf jede der einzelnen
Abtheilungen, worüber in deren Spezial-Berichten der Nachweis geführt werden wird. Dass durch die Be
ziehung der für die einzelnen Untersuchungen besonders eingerichteten Räumlichkeiten die Arbeitsleistung
des Institutes nach Breite und Tiefe gewinnen musste, versteht sich von selbst. Wenn früher mit grosser
Mühe die Vergleichung und Prüfung der Instrumente in nur nothdürftig dafür eingerichteten Zimmern und
Observatorien ausgeführt werden musste, so wurde es nun nicht nur möglich, die Untersuchungen ungleich
gründlicher, sondern auch zahlreicher zu gestalten. In der That nahm denn auch die Inanspruchnahme
der Seewarte auf einzelnen Gebieten, wie beispielsweise der Untersuchung der Thermometer zu ärztlichen
Zwecken, in solchem Maasse zu, dass schon nach kurzer Zeit auf weitere Abhülfe gedacht werden musste.
Archiv 1881. 1.
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