Skip to main content

Full text: Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, 4 (1881)

22 
Nach denselben Prinzipien, wie der Apparat des Herrn Plath, ist auch der auf der Seewarte ge 
bräuchliche konstruirt; nur wird bei dem dort zur Anwendung gelangenden Verfahren, wie wir sehen 
werden, von der Bedingung der Parallelität der auffallenden Lichtstrahlen Abstand genommen. 
Der Apparat (Tafel 1) besteht aus einer Scheibe a, welche mit 2 Fussschrauben auf einer Fussplatte ruht. 
In dieser Scheibe befindet sich ein länglicher in der Richtung ba sich erstreckender Ausschnitt Fiy. A, in 
welchem ein Schlitten und mit demselben die über der Scheibe a liegende Scheibe b sich im horizontalen 
Sinne verschieben lässt. In der Mitte dieser Scheibe sitzt ein drehbarer Zapfen, mit einer dritten Scheibe c, 
welche mittelst zweier Ansatzzapfen drehbar ist. Auf derselben befinden sich die beiden Schrauben s, 
mittelst welcher die Auflegeplatte e an ihr befestigt wird. Auf dieser letzteren stehen B Stahlstifte senk 
recht, auf deren Spitzen die zu prüfenden Spiegel gelegt werden. — An der Scheibe a befindet sich das 
Ansatzstück f, an welches mittelst der Schrauben z ein weiteres Ansatzstück y fest angeschraubt ist. 
Durch diese Schrauben, sowie mit Hülfe der Korrektions-Schraube Ji lässt sich der Abstand zwischen 
den beiden Ansatzstücken f und g um einen kleinen Betrag variiren. Das Ansatzstück y trägt an seinem 
Ende die Fussschraube k, mit welcher sich ein Index über der getheilten Scheibe i bewegt, fg bildet 
somit einen Hebelarm, welcher durchi Drehung der Fussschraube k eine Neigung der Fläche e und somit 
des dazu parallel aufgelegten Spiegels bewirkt. — Auf der Fussplatte stehen 2 Metallträger, in welchen 
sich die beiden Fernrohre l und m befinden. 
Das Bild eines im Fernrohr l befindlichen Fadens wird auf den Spiegel geworfen und kann, da 
die Neigung beider Fernrohre gegen den Spiegel dieselbe ist — beim Apparat der Seewarte = 20° — 
durch das Fernrohr m beobachtet werden. In diesem wird nun ein doppeltes Bild des Fadens aus dem 
Rohr l erblickt werden, und zwar unter allen Umständen ein doppeltes, wenn das Fernrohr l nicht auf 
unendliche Entfernung eingestellt ist, die ausgehenden Strahlen also nicht parallel auf den Spiegel fallen, 
nämlich einmal das von der Oberfläche des Spiegels reflektirte und einmal das von seiner belegten Rück 
fläche reflektirte. Der Winkelabstand dieser beiden Bilder wird abhängig sein, einmal von der Unparal 
lelität der auf den Spiegel fallenden Lichtstrahlen, dann aber von der Dicke des Glases, seinem Brechungs- 
Vermögen, dem Einfallswinkel der Lichtstrahlen und der Neigung der beiden Flächen des Spiegels gegen 
einander. 
Drehen wir nun den Spiegel mit Hülfe der Scheibe c um 180°, was durch einen an ihr angebrachten 
Index Fig. B und zwei diametrale Theilstriche auf der Scheibe b genau bewerkstelligt werden kann, so wird, 
wenn inzwischen die Einstellung des Fernrohrs l unverändert blieb, worauf strenge ge 
achtet werden muss, der sich nun zeigende Winkelabstand in seiner Grösse bedingt werden von ganz 
denselben Faktoren. Es findet jedoch die Neigung der Flächen des Spiegels gegen die Lage des Beob 
achtungs-Fernrohrs jetzt im entgegengesetzten Sinne wie vorhin statt. Wären also die beiden Spiegelflächen 
völlig parallel zu einander, so müsste derselbe Winkelabstand wie vorhin erscheinen. Sind dieselben nicht 
parallel, so wird der sich zeigende Unterschied zwischen dem jetzigen und dem früheren Winkelabstande 
bedingt sein müssen von der Neigung der Flächen, dem Brechungs - Exponenten des Glases und dem 
Einfallswinkel der Lichtstrahlen. 
Nennen wir die Neigung der Spiegelflächen «, den Einfallswinkel des Fadenbildes G, so wird der in 
Rede stehende Unterschied TJ ausgedrückt nach folgender Formel: 
U — Qasec GVl — 4 / 9 sin G 2 , 
wie wir in der vorhergehenden Erörterung über den Spiegelfehler gezeigt haben. Wie dort ist auch hier 
der Brechungs-Exponent des Glases zu % angenommen. 
Da nun der Einfallswinkel G bei dem Apparate der Seewarte 70° beträgt — Neigung der Fernrohre 
gegen die Spiegelfläche = 20°, — so wird U — 15.684 «, oder die Neigung der Spiegelflächen gegen 
einander: JJ 
U =3 — = 0.073 JJ. 
13.684 
Indem man nun am Apparate die Neigung der Scheibe c und damit die des Spiegels mit Hülfe der 
Fussschraube k, welche ein Normalgewinde von V 5 mm Steigung hat, ändert, kann man den erwähnten 
Winkelabstand in beiden Lagen des Spiegels durch Einstellung beider Bilder an einem Fadenkreuz leicht 
messen und so den Unterschied TJ ermitteln. Aus der bekannten Steigung der Schraube = 0.2 mm folgt, 
dass eine Umdrehung derselben eine Winkelbewegung von 1 Bogenminute verursachen würde, wenn der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.