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Full text: Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, 4 (1881)

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Man nennt den hier erwähnten Winkel, unter welchem die Entfernung der Mittelpunkte beider Spiegel 
eines Sextanten vom zu beobachtenden, direkt gesehenen Gegenstände aus erscheint, die Spiegel-Parallaxe 
des Sextanten. Da bei B5 Sextanten verschiedenster Konstruktion, welche dem Verfasser bei der Abfassung 
dieser kleinen Abhandlung zu Gebote standen, die offenbar nur in Betracht zu ziehende Länge der Senk 
rechten vom Mittelpunkte des grossen Spiegels auf die Visirlinie (optische Axe des Fernrohrs) zwischen 
den Grenzen 47 und 55 Millimeter schwankte, so ergiebt eine einfache trigonometrische Berechnung, dass 
der Durchschnittswerth von 51 mm aus einer Entfernung von 175 m unter dem Winkel von 1 Bogen 
minute, aus einer Entfernung von. 1052 m unter dem Winkel von 10" und endlich aus einer Entfernung 
von 10520m unter dem Winkel von 1" erscheinen muss. Man wird hiernach, je nach Maassgabe der bei 
der Winkelmessung angestrebten Genauigkeit, leicht entnehmen können, wie weit terrestrische Gegenstände 
vom Beobachter entfernt sein müssen, wenn dieser bei der Messung von Winkeln zwischen ihnen mittelst 
des Sextanten auf die Spiegel-Parallaxe keine Rüksicht nehmen will. Die nachfolgende kleine Betrachtung 
zeigt uns indess, wie auch der Einfluss der Spiegel-Parallaxe auf die Messung leicht in Rechnung gezogen 
werden kann. 
Denken wir uns die beiden Spiegel des Sextanten durch Drehung der Alhidade so gestellt, dass ad 
genau parallel bV ist. Es wird dann ein Lichtstrahl PC (Fig. 3'), der parallel Oc auf den grossen Spiegel ad 
auffällt, so reflekirt werden, dass ß — ß' — y = / 
Fig- 3- ist; d. h. das Auge des Beobachters am Fernrohr F 
wird den Gegenstand 0 und das Spiegelbild eines 
Gegenstandes P, dessen Lichtstrahl PC parrallel Oc 
auf den grossen Spiegel gefallen ist, in einer und 
derselben Richtung erblicken. Ist also 0 soweit ent 
fernt, dass Oc || OC angenommen werden kann, so 
wird man den Gegenstand 0 und sein doppelt von C 
und c reflektirtes Bild in Koinzidenz erblicken. Da 
man nun mittelst des Sextanten meistens Gegenstände 
beobachtet, die soweit entfernt sind, dass ihre Spiegel-Parallaxe unbedenklich als Null angenommen werden 
darf, so wählt man den Punkt auf dem Theilkreise, auf welchen ein Index auf der Alhidade zeigt, wenn, 
wie in Figur 3 angenommen, die beiden Spiegel genau parallel zu einander stehen, als Nullpunkt oder Aus 
gangspunkt der Theilung des Kreises. Die Abweichung der Stellung desselben Index am Theilkreise von diesem 
Nullpunkte, d. li. die direkte Ablesung seiner Stellung am Theilkreise, wenn man im Fernrohr den direkt 
gesehenen Gegenstand 0 und das Spiegelbild eines anderen Gegenstandes S in Koinzidenz erblickt, giebt 
dann, weil, wie wir oben gesehen haben, die Theilung des Sextantenbogens gleich so ausgeführt wurde, 
dass halbe Grade als ganze bezeichnet sind, sofort die Grösse des gesuchten Winkels NGO zwischen den 
beiden Gegenständen S und 0 an, falls eben OC || Oc angenommen werden durfte. -— Ist 0 nicht soweit 
entfernt, dass dieses geschehen konnte, so wird der von 0 aus auf C fallende Lichtstrahl OC (Figur 3) bei 
paralleler Lage der beiden Spiegel nicht nach c, sondern etwa nach y reflektirt werden, d. h. der Beobachter 
am Fernrohr F wird, wenn er den Gegenstand 0 durch den unbelegten Theil des kleinen Spiegels bV 
betrachtet, kein doppelt reflektirtes Bild des Gegenstandes 0 erblicken können, vielmehr wird das erst 
eintreten, wenn dem Spiegel ad eine Drehung gegeben wurde, so dass er etwa die Lage (a) (d) annahm, 
in welchem Falle (d) CO — (d) Cc sein muss. Der gesuchte Winkel OOP wird alsdann gleich dem 
doppelten Unterschiede in der jetzigen Lage des grossen Spiegels (a) (d) mit der Richtung sein, welche er 
einnimmt, wenn das doppelt reflektirte Bild von P in derselben Richtung mit 0 erscheint. Es ergiebt sich 
daraus die praktische Regel: Sobald eine Spiegel-Parallaxe in Rechnung zu ziehen ist, bringe man zunächst 
das doppelt reflektirte Bild eines Gegenstandes mit seinem direkt gesehenen Bilde durch Bewegung der 
Alhidade in der Nähe des Nullpunkts der Theilung zur Koinzidenz und merke sich die Stellung des Index 
der Alhidade, die hierbei eintritt; alsdann bringe man durch Voranbewegen der Alhidade das doppelt 
reflektirte Bild des Gegenstandes P mit dem direkt gesehenen Gegenstände 0 zur Koinzidenz und merke 
sich wiederum die jetzige Stellung des Index der Alhidade am Theilkreise. Der Unterschied beider Ablesungen 
giebt den gesuchten Winkel OCP schon korrigirt für Spiegel-Parallaxe.
	        
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