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Intervallen zu verfolgen. Wichtig erschien es namentlich, die Aenderungen in der Luftdruck-Vertheilung
für das ganze der meteorologischen Analyse zu unterziehende Gebiet auf die letzten zwölf Stunden beziehen
zu können. Wie wichtig für eine erfolgreiche Prognose diese Thatsache ist, wird einem Jedem, der sich
überhaupt mit dem Gegenstände beschäftigt, klar sein.
Utrecht erhielt ausser den bisherigen beiden Depeschen noch eine dritte mit den Gruppen III. IV. V.
der Stationen Valentia, Stornoway und Shields.
c. Durch gütige Vermittelung des Mitgliedes der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin, des
Herrn Geheimraths Dr. Werner Siemens erhielt die Seewarte seit dem Herbste täglich die telegraphischen
Berichte von den Stationen der anglo-indischen Linie im Kaukasus und in Persien: Suchum-Kale,
Tiflis und Teheran.
d. Der Depeschen-Verkehr mit Deutschland gestaltete sich während des Berichtsjahres nicht wesent
lich anders, wie in den Vorjahren. Von den mit Beziehung darauf eingetretenen Aenderungen mögen die
nachfolgenden besonders erwähnt werden.
Aus verschiedenen Gründen musste der Verkehr mit Köslin seit Juli eingestellt werden, dafür soll
so bald, als möglich eine Ergänzungs-Station an der pommersclien Küste eingerichtet werden, und ist hier
für Rügenwaldermünde in Aussicht genommen.
Auf die Depesche von Gumbinnen, welche Station überdies keine Regenmessungen mittheilte, wurde
insbesondere wegen der Nähe der Stationen Memel, Königsberg und Neufahrwasser verzichtet.
Die Mittheilungen der Station Thorn wurden gegen Ende des Jahres erweitert, indem auch die Abend-
Beobachtungen, sowie die Niederschlags-Messungen den Depeschen beigefügt wurden.
Wegen Ablebens des bisherigen Beobachters, des Herrn Direktor Schütz, wurde die Beobachtungs-
Station Wustrow den Herren Navigations-Schullehrern Brandes und Reimer übertragen.
e. Nachmittags-Telegramme. Seit dem 1. Januar wurden der Seewarte von den britischen Stationen
Stornoway, Shields und Valentia die um 0 h 45 m p. m. angestellten Simultan-Beobachtungen gemeldet, welche
Einrichtung den wesentlichen Vortheil bot, dass die am Nachmittage herausgegebene Wetter-Prognose um
etwa eine Stunde früher, als gewöhnlich, zur Beförderung gelangen konnte. Leider konnte diese Aenderung
nur bis zum Schlüsse des Jahres 1880 durchgeführt werden, und zu Anfang des Jahres 1881 wurden die
englischen Telegramme, wie früher, erst um 2 h p. m. anher abgeschickt. Die Bemühungen der Direktion,
von den britischen Inseln Nachmittags früher Nachrichten zu erhalten, hatten den gewünschten Erfolg nicht.
Ferner ist im Interesse des Witterungs-Dienstes der Seewarte sehr zu bedauern, dass an Sonntagen die
Nachmittags-Beobachtungen von den britischen Inseln insofern fehlen, als erst spät am Abende, etwa um
8 Uhr nur ein einziges Telegramm von Mullaghmore, welches die Beobachtungen um 6 Uhr Abends betrifft,
bei der Seewarte einläuft.
Im vorigen Jahresberichte wurde der Empfang einer Nachmittags-Depesche aus dem südlichen Nor
wegen oder Nord-Jütland als dringendes Desiderat bezeichnet. Diese Angelegenheit fand im August 1880
ihre Erledigung dahin, dass seit jener Zeit von Skudesnaes regelmässig Nachmittags-Depeschen eingingen.
Dagegen konnten trotz wiederholter Bemühungen der Direktion Nachmittags-Telegramme aus Frankreich
nicht erlangt werden.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass in allen Depeschen nach dem Auslande die Station Krefeld
durch jene in Münster in Westphalen ersetzt wurde.
II. Tägliche telegraphische Berichterstattung an das Publikum.
Form, Inhalt und Zahl der Hafentelegramme blieben im Laufe des Berichtsjahres unverändert.
a. Das Abonnements-Telegramm erhielt insbesondere in Folge der Konferenz der Vorstände deutscher
meteorologischer Zentralstellen (siehe Seite 5 dieses Berichtes und die darüber veröffentlichte Broschüre),
welche Anfang April in Hamburg tagte, einige zweckentsprechende und nicht unwesentliche Abänderungen,
über welche Anlage 1 zu diesem Berichte eingehenden Aufschluss ertheilt. Zunächst wurde die Auswahl
der in der Tabelle enthaltenen Stationen dahin abgeändert, dass zur ersten Gruppe Mullaghmore und
Christiansund hinzugefügt, in der dritten für Krefeld Münster in Westphalen eingesetzt und dem Ganzen
noch eine weitere Gruppe südlicher gelegener Stationen, nämlich Ile d’Aix, Nizza und Triest beigegeben
wurde. Ferner wurden die Zehntel des Druckes in Millimetern, sowie die Zehntel der Thermometer-Grade
fortgelassen und die Windstärken in Zahlen, statt Worten gegeben.