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strumente, Sextauten und Oktanten, eine Abnahme gegen das Vorjahr zu bemerken ist. Diese Thatsache
erklärt sich einfach daraus, dass unter den 532 Sextanten und Oktanten, welche seit dem Bestehen des In
stitutes geprüft wurden, viele ältere, im Gebrauche von Kapitänen befindliche inbegriffen sind, die naturge-
mäss, nachdem sie einmal geprüft, nicht wieder für diesen Zweck eingeliefert werden, und dass im Durch
schnitte nur eine gewisse Anzahl neuer, von hiesigen Mechanikern angefertigter Instrumente zur Prüfung
gelangt. Es mag hier erwähnt werden, dass sich die Praxis, nur Instrumente zu kaufen, welche von der
Seewarte geprüft und von einem Atteste darüber begleitet sind, mehr und mehr Anerkennung und Anwend
ung erwirbt. Allerdings kann dies nur gesagt werden von den Verhältnissen, wie sie in Beziehung darauf
in Hamburg bestehen. Leider w T ar es bisher nicht möglich, die Prüfung von Reflexions-Instrumenten auch
an den Haupt-Agenturen in systematischer Weise durchzuführen, weil die dazu erforderlichen Einrichtungen
daselbst nicht beschafft werden konnten. Ganz besonders fühlbar macht sich dieser Mangel der Einrichtungen
in Bremerhaven, wo eine grosse Anzahl von Schiffsführern und Steuerleuten das Jahr hindurch verkehren
und gern ihre Sextanten oder Oktanten einer strengen Prüfung unterworfen haben würden. Die Direktion
wird nicht unterlassen, darauf hinzuwirken, dass mindestens die Haupt-Agentur in Bremerhaven mit einer
Einrichtung für diese Zwecke versehen werde.
Bei der immer zunehmenden Anzahl der von Mechanikern zur Prüfung eingelieferten und in den Handel
gelangenden Reflexions-Instrumente musste darauf Bedacht genommen werden, die Prüfungs-Einrichtungen so
zu treffen, dass sie unter allen Umständen eine gründliche Untersuchung der Instrumente ermöglichten und
nicht etwa Instrumente aus Mangel an passender Gelegenheit ganz oder theilweise ungeprüft zurückgegeben
werden mussten, wie sich dies in zwölf Fällen während des ersten Theiles des Berichtsjahres ereignete.
Erfahrungsgemäss wurde es als besonders schwierig gefunden, stets unter Anwendung der gewöhnlich gebräuch
lichen Methoden die Prüfung der Spiegelflächen auszuführen. Daher wurde es denn erforderlich, einen Spiegel-
Untersuchungsapparat, wie er schon vielfach vorher in Anwendung gebracht ist, zu konstruiren und damit
die Gläser zu untersuchen. Da die Untersuchung mittelst desselben im Zimmer und daher unabhängig von
atmosphärischen Zuständen geführt werden konnte, so musste die Anwendung dieses Apparates einen höchst
förderlichen Einfluss auf die Prüfung der Sextanten überhaupt äussera. Der in Frage stehende Apparat
wurde von dem Mechaniker der Seewarte, Frank v. Liechtenstein, nach den Angaben des Abtheil-
ungs-Vorstandes ausgeführt.
Bezüglich der Prüfung von bei der Seewarte eingelieferten Kompassen ist Folgendes zu bemerken.
Die im obigen Verzeichnisse aufgeführte Anzahl von untersuchten Kompassen ist nur aus dem Grunde so
gering, weil in allen Fällen, in welche eine Deviations-Bestimmung seitens der Seewarte stattfand, auch
eine Prüfung der Kompasse, und zwar an Bord selbst, vorgenommen wurde und die auf diesem Wege ge
prüften Instrumente in obiger Aufzählung nicht mit inbegriffen sind. Diese Weise der Prüfung erwies sich
insofern sehr wirksam, als es durch dieselbe gelungen ist, zum Mindesten an Bord eiserner Schiffe in grosser
Fahrt die Anwendung in irgend einer Hinsicht fehlerhaft konstruirter Kompasse auszuschliessen. Es ist
begreiflich, dass bei einer solchen Prüfung die Aufstellung an Bord, die Qualitäten des Aufstellungs-Ortes
ganz besonders berücksichtigt wurden. Im Uebrigen finden auf die Behandlung der Frage der Konstruktion
der Kompasse alle jene Bemerkungen, welche im Jahresbericht II, Seite 58, gemacht wurden, eine Anwend
ung. Es mag zu dem dort Gesagten hier nur noch hinzugefügt werden, dass namentlich die Anwendung
der Fluid-Kompasse im Laufe des Jahres sehr zunahm, was dem Umstande zuzuschreiben ist, dass einzelne
der in Hamburg wohnenden Mechaniker, wie Hechelmann, Plath, Carstens und Wohlers (in Firma
Campbell & Co.) der Konstruktion dieser wichtigen Instrumente eine ganz besondere Beachtung zuwendeten
und ein Fabrikat von recht guter Qualität erzielten. Einen nicht unwesentlichen Einfluss auf den in dieser
Richtung zu verzeichnenden Fortschritt äusserten die zahlreichen Modelle verbesserter Kompass-Konstruk
tionen, welche während des Berichtsjahres angeschafft wurden, und die den Mechanikern zur Einsichtnahme
jederzeit zugänglich waren. Wir werden da, wo es sich um Darlegung der Erweiterung der Modell- und
Instrumenten-Sammlung handelt, auf die Neu-Erwerbungen von Kompassen verschiedener Konstruktion zu
rückzukommen haben.
3■ Die Anwendung der Lehre vom Magnetismus in der Navigation.
a. Die Untersuchung von eisernen Schiffen auf ihre Deviations-Verhältnisse. In
Anlage 1 zu diesem Berichte findet sich die Liste der Schiffe mitgetheilt, welche behufs Bestimmung der