A. Allgemeiner Bericht.
I. Einleitung.
Auf allen Gebieten des Arbeitsfeldes der Deutschen Seewarte entwickelte sieb im Laufe des Jalires 1880
die Thätigkeit in einer ruhigen, den Verhältnissen vollkommen entsprechenden Weise. Der Uebelstand,
welcher schon im vorhergehenden Jahre als besonders störend wirkend hervorgehoben ist, die Beschränkt
heit der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten, machte sich insofern auch mit Beziehung auf diese
Thätigkeit während des Jahres 1880 geltend, als in vieler Hinsicht wichtige Verrichtungen, fast unentbehr
liche Vorbedingungen einer nach allen Richtungen hin genügenden Arbeit, einer späteren Epoche im neuen
Dienstgebäude Vorbehalten bleiben mussten. Naturgemäss war unter solchen Umständen der Fertigstellung,
dem Ausbau und der Ausstattung dieses Gebäudes eine rege Sorgfalt zu widmen. Wenn es unter den
erschwerenden Umständen möglich wurde, den vielfältigen Anforderungen, welche von allen Seiten an das
Institut erhoben wurden, gerecht zu werden, so ist dies vorzugsweise auf Rechnung der Bereitwilligkeit der
Beamten des Instituts zu setzen, welche in jeder möglichen Weise die Direktion unterstützten, damit die
Ausnahmezustände ohne schädlichen Folgen für die W irksamkeit der Seewarte sein konnten. Wir werden in den
einzelnen Spezialberichten erkennen können, wie trotz der bestehenden Schwierigkeiten die Inanspruchnahme
des Instituts sich stets steigerte und wie, unerachtet einiger schwer fühlbarer Ausfälle in der Leistung von
Beamten den Anforderungen genügt wurde. Es wird hier besonders darauf aufmerksam gemacht, dass in
der ersten Hälfte des Jahres Herr E. Me wes, erster Assistent der Abtlieilung I, durch Krankheit beständig
an der Ausübung seiner Amtspflichten gehindert wurde, bis er endlich seinen Leiden um Ostern erlag, und
wie ferner Herr W. Reinert, erster Assistent der Abtheilung III, gleichfalls durch Krankheit dazu genöthigt,
zuerst auf Zeit und sodann mit dem 1. Juli ganz aus seiner Stellung schied. Es bedarf wohl kaum
eines besonderen Nachweises darüber, dass das Ausscheiden dieser bewährten Kräfte aus verantwortlichen
Stellungen auf das Empfindlichste gefühlt werden musste. Nur dem Umstande, dass die Direktion Sorge
dafür getragen hatte, dass die durch dieses Ausscheiden verursachten Lücken durch neue, mittlerweile
herangebildete Kräfte wieder ausgefüllt werden konnten, ist es zuzuschreiben, dass der Ausfall der Arbeits
kräfte nicht von nachhaltiger Einwirkung war und die Arbeiten ihren Fortgang nehmen konnten.
Mit Bezug auf diese Arbeiten ist schon hier hervorzuheben, dass Abtlieilung I vorzugsweise mit der
Fertigstellung für den Druck der Resultate der Quadrate 146, 147 und 111 des Atlantischen Ozeans
beschäftigt war; Abtheilung II widmete sich der Pflege der Lehre vom Magnetismus in der praktischen
Navigation und der Prüfung der Instrumente aller Art, während Abtheilung III neben den regelmässigen,
schon seit Jahren geübten Arbeiten gegen die vielfachen Anforderungen anzukämpfen hatte, welche stets
aufs Neue an sie gestellt wurden hinsichtlich der Ausdehnung der Anwendung der ausübenden Witterungs
kunde im Deutschen Reiche. Es muss hier mit besonderem Nachdrucke betont werden, dass der Wider
streit, welcher sich in dem Drängen des Publikums, die Wohlthaten eines wohl organisirten meteorologischen
Dienstes auf alle Theile des Reiches ausgedehnt zu sehen, und dem Zurückbleiben der Regierungen
einzelner Staaten hinter diesen Anforderungen bemerkbar machte, höchst ungünstig und erschwerend auf
die Thätigkeit der Seewarte einwirken musste. Unsere Zeit fordert die Einrichtung eines meteorologischen
Dienstes zum Vortheile der Landwirthschaft und der Industrie auch für das Binnenland, allein, ohne einen
wohldurchdachten und allen einschlägigen Verhältnissen Rechnung tragenden Plan lässt sich überhaupt ein
solcher Dienst nicht denken. Ganz besonders schwierig aber gestalten sich die Verhältnisse, wenn, wie in
Deutschland, die Vorbedingungen für eine solche Organisation durch die einzelnen Staaten geschaffen werden
Archiv 1880. 1.
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