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Full text: 3, 1880

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B. Spezial-Bericlite 
über die Thätigkeit der einzelnen Abtbeilungen und ihre Arbeiten. 
VII. Bericht über die Thätigkeit der Abtheilung I. 
Maritime Meteorologie. 
Stand der maritim-meteorologischen Arbeit an der Deutschen Seemarte. 
Einleitende Bemerkungen. In den beiden vorhergehenden Jahresberichten wurden die leitenden 
Grundsätze, welche sich für die Pflege der maritim-meteorologischen Arbeit als zweckentsprechend erwiesen 
hatten, in so umfassender Weise dargelegt, dass die im nachfolgenden Berichte enthaltenen Darlegungen 
ohne Weiteres verständlich sein werden. Es mag hier nur auf das ernste Bestreben der Direktion Nach 
druck gelegt werden, die Organisation der einschlägigen Arbeiten, einmal in feste Bahnen gelenkt, auch 
darin zu erhalten, indem dabei von der Ueberzeugung ausgegangen wurde, dass Nichts so sehr den ruhi 
gen Fortgang einer weit verzweigten und in gewissem Sinne gross angelegten Thätigkeit zu stören vermag, 
als ein stetes Aendern zu Gunsten unerheblicher Vortheile, die durch eine oder die andere Aenderung etwa 
zu erzielen wären. Wenn dieser Satz im Allgemeinen als richtig anerkannt werden muss, so gewinnt der 
selbe eine besondere Bedeutung in seiner Anwendung auf den Seemannsstand und seine Arbeiten von 
wissenschaftlichem Charakter. Die ganze Natur der Thätigkeit des Seemannes erheischt ein konservatives 
Verhalten, zumal in allen Dingen, welche ihm erst im späteren Verlaufe seiner Berufstätigkeit näher ge 
bracht wurden. Diese Bemerkungen beziehen sich nur auf kleinere, unwesentlichere Aenderungen, welche 
etwa in der Ausübung einer maritim-meteorologischen Beobachtungs-Thätigkeit hätten beabsichtigt, bezieh 
ungsweise durchgeführt werden können. Anders hegen die Dinge in Hinsicht auf Aenderungen in dem 
Systeme oder prinzipieller Natur, und es dürfte sich empfehlen, an dieser Stelle die für die Direktion bei 
der Ablehnung von Aenderungen dieser letzteren Art bestimmenden Gründe flüchtig anzuführen. Es bedarf 
wohl kaum erst des besonderen Hinweises, dass wir hier auf die Frage der Zweckmässigkeit und überhaupt 
der Durchführbarkeit eines, nach absolut gleicher Zeit eingerichteten (Simultan-Zeit) Beobachtungssystemes, 
im Gegensätze zu einem solchen nach lokaler (Schiffs-) Zeit anspielen. Wer mit dem Leben des Seemannes 
am Bord eines Kauffahrtei-Schiffes vertraut ist, wird ohne Schwierigkeiten erkennen, dass ein Aufdringen 
von Beobachtungen zu einer bestimmten absoluten Zeit als eine grosse Last von den Betheiligten empfun 
den werden müsste. Diese Last ist so erheblich, dass nicht zuviel gesagt wird, wenn man behauptet, dass 
selbst eine einmalige, zu einer bestimmten Simultan-Zeit angestellte Beobachtung schwerer empfunden werden 
würde, als die gegenwärtig gebräuchlichen sechsmal des Tages zu den bestimmten Terminen (Wachen) aus 
geführten Aufzeichnungen. Diese Bemerkungen können sich natürlich nur auf die gegenwärtigen Gepflogen 
heiten an Bord der Kauffahrtei-Schiffe beziehen, und zwar finden sie besonders Anwendung auf die meteoro 
logische Arbeit an Bord der Segelschiffe. Bei der Wichtigkeit, welche gerade die aus dieser Quelle fliessen 
den meteorologischen Beobachtungen haben, würde es, milde ausgedrückt, unklug sein, die nunmehr in 
vollem Gedeihen begriffene Einrichtung durch eine Aenderung so eingreifender Natur zu gefährden. 
Für den Fall, dass sich mit der Aenderung des Charakters der Beobachtungs-Zeit ein wesentlicher 
wissenschaftlicher Vortheil verbinden liesse, für den Fall, dass wir in der meteorologischen Forschung ledig 
lich die Untersuchung der Einzelerscheinungen zu berücksichtigen hätten, liesse sich die Einführung einer 
Simultan-Zeit für die Beobachtungen an Bord der Schiffe ernstlich in Erwägung ziehen. Allein nur eine 
flüchtige Prüfung der vielfach verwirrend wirkenden Einflüsse der nach Simultan-Zeit dargestellten Tempe 
ratur-Verhältnisse über ein ausgedehntes Gebiet auf das Erkennen der Vorgänge in der Atmosphäre muss 
die in mancher Hinsicht zu sichernden Vortheile in zweifelhaftem Lichte erscheinen lassen. Andererseits 
muss doch wohl anerkannt werden, dass es sich bei den meteorologischen Forschungen um eine Anzahl
	        
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