Die wissenschaftlichen Ergebnisse
der zweiten im Jahre 1878—Ti) und dritten im Jahre 1879—<80 abgehaltenen
Konkurrenz-Prüfung von im Ganzen 92 Marine-Chronometern,
YOn
George llinnker, M. A.
Direktor der Sternwarte und Vorsteher der Ahtheilung IV der Seewarte.
Im Anschlüsse an unsere Band I, Heft IV „Aus dem Archiv der Seewarte“ veröffentlichte Abhandlung
über die wissenschaftlichen Ergebnisse der ersten im Jahre 1877 auf der Abtheiluug IV — Chronometer-
Prüfungs-Institut — der Deutschen Seewarte veranstalteten Konkurrenz',prüfung von Schiffschronometern,
sowie in weiterer Ausführung der von uns in den Annalen der „Hydrographie und maritimen Meteorologie,“
Jahrgang 7, Seite 268—274 und Jahrgang 8, Seite 845—851, gegebenen vorläufigen Berichte, theilen wir
nachstehend die Resultate mit, zu welchen uns eine Fortsetzung dieser Untersuchungen bei der zweiten
im Jahre 1878—79 und bei der dritten im Jahre 1879—80 auf der Abtheilung abgehalteuen Chronometer-
Konkurrenzprüfung geführt hat, wobei wir, zur Vermeidung von Wiederholungen, hinsichtlich der Be
gründung des von uns, im Einverständnisse mit der Direktion der Seewarte, bei diesen Untersuchungen
adoptirten Verfahrens, auf die in unserer ersten Abhandlung gegebene Darstellung verweisen.
An der zweiten innerhalb der Tage Septbr. 18 1878 bis März 17 1879 veranstalteten Konkurrenz-
priifung hatten sich 12 deutsche und 3 schweizer Fabrikanten durch Eiulieferuug von im Ganzen 51 von
ihnen augefertigteu Schiffschrouometern betheiligt. Die Chronometer wurden die Untersuchungszeit hin
durch, im Ganzen an 180 Tagen, jeden Vormittag um 10 Uhr durch den derzeitigen Abtheiluugs-Assistenten,
Herren Dr. Boeddicker, mit der Normaluhr der Sternwarte, vermittelst eines von dem Mechaniker Fuess
in Berlin für diesen Zweck augefertigten Registrirapparates auf chronographischem Wege verglichen, und
ausserdem an jedem fünften Tage, zur Herstellung der wüuschenswertheu Kontrolle, entweder vom Abtheiluugs-
Vorsteher oder dem Observator der Sternwarte, Herrn Dr. Sehr ad er, eine zweite unabhängige Vergleichung
in den Nachmittagsstunden zwischen 2 und 4 Uhr ausgeführt; die zur Ermittelung des Standes der Normal
uhr erforderlichen Zeitbestimmungen wurden von Herrn Dr. Schräder in umfassendster Weise am Meridian
kreise der Sternwarte angestellt.
Bei der Prüfung der Chronometer wurde der von der Direktion der Seewarte in ihrem Konkurrenz-
Ausschreiben vom 1. Juni 1878 angegebene Untersuchungsmodus genau befolgt, und die Temperaturen,
denen die Uhren während der Untersuchungszeit von 5 bis 30 Grad Celsius ausgesetzt wurden, in 10- resp.
20-, oder 30-tägigen Intervallen von 5 zu 5 Grad variirt, die Chronometer somit den mittleren Temperaturen
von 5, 10, 15, 20, 25 und 30 Grad Celsius, wobei jede im Ganzen durch einen Zeitraum von drei Dekaden
vertreten ist, exponirt.
Auf die Innehaltung dieser Temperaturen während der betreffenden Zeitintervalle wurde die grösste
Sorgfalt verwendet, und betrug die niedrigste an den meteorologischen Instrumenten abgelesene Dekaden
temperatur +4,6 Grad, die höchste +30,8 Grad. Die Prüfung der Uhren in der niedrigsten Mitteltemperatur
von +5 Grad wurde aut die Mitte der Uutersuchuugszeit, auf die Tage Dezember 27 bis Januar 26 gelegt,
und da durch die um diese Zeit hier stattfindende kalte Witterung die Untersuchungen wesentlich be
günstigt wurden, so konnte von der Erzeugung künstlicher Kälte - Temperaturen im Allgemeinen Ahstand
genommen werden, uud es konnten ferner die Uhren au dem ihnen einmal zu Beginn der Untersuchungen
angewiesenen Orte belasseu werden.
Die aus der Vergleichung mit der Normaluhr abgeleiteten täglichen Gänge der einzelnen Chronometer
wurden, abweichend von dem bei der ersten Konkurrenzprüfuug adoptirten Verfahren, diesesmal zu lOtägigen
Summen vereinigt, uud die Beträge selbst, in Zeitsekunden uud Zehntheilen derselben abgerundet, in die
umstehenden Gangtabellen I und II eingetragen.
Archiv 1880. 4.
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