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Full text: Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, 3 (1880)

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hang damit pflegen barometrische Maxima im Winter Europas, wenigstens in ihren inneren und südlichen 
Theilen, sich durch strenge Kälte auszuzeichnen, vorzugsweise in Folge der wenig behinderten Ausstrahlung 
nach dem Weltenraume; hier finden wir indessen nur in einem Theile der Südhälfte des Gebietes hohen 
Druckes eine etwas unter der Normalen bleibende Temperatur, in der Nordhälfte desselben hingegen eine 
erheblich zu hohe, und auch im Zentrum selbst des Gebietes, statt der starken negativen Temperatur- 
Anomalie, welche man dort erwarten könnte, eine das gewöhnliche Maass etwas überschreitende Wärme. 
Da Abweichungen von der normalen Höhe des Luftdrucks viel häufiger und stärker im Norden als im 
Süden von uns auftreten, so ist die andauernde Lage Norddeutschlands auf der Nordseite eines exzessiven 
Druckmaximums eine seltene Erscheinung, und die Folge dieser Lage, anhaltende Herrschaft westlicher 
Winde bei ungewöhnlich hohem Luftdruck, wie wir sie in Norddeutschland im Februar 1878 erfuhren, un 
verträglich mit der älteren Auffassung des Zusammenhanges zwischen Wind und Barometerstand. Positive 
Temperatur-Abweichung bei so hohem Luftdruck kommt zwar auch auf der Nordseite eines Maximums, be 
sonders im Durchschnitt eines so langen Zeitraums, nicht häufig vor; allein für diesen Theil des Gebiets 
hohen Drucks ist eine Erklärung der Wärme durch die Lage des barometrischen Maximums, wodurch Nord 
deutschland mit Luft vom Kanal und vom Ozean versorgt wurde (welche selbst wärmer als gewöhnlich sein 
musste durch die südliche Lufsströmung auf der ganzen Osthälfte des Nordatlantischen Ozeans) naheliegend 
und ist nur die Stärke der positiven Temperaturabweichung auffallend, welche an der deutschen Küste und 
in Dänemark 2V2 0 C. betrug. Noch überraschender sind aber die Temperaturverhältnisse im zentralen Ge 
biete höchsten Druckes selbst. In der ersten Hälfte des Monats Februar zeigte sich allerdings, wie es unter 
diesen Umständen normal ist, in der Nähe des Maximums in den kontinentalen Theilen von Westeuropa, 
ein Frostgebiet, welches von den in weiter Ferne liegenden Gebieten gleich niedriger Temperatur im Nord 
osten durch einen breiten Streifen höherer Wärme getrennt war, und in welchem die Temperatur mit der 
Erhebung über die Meeresfläche wenig oder gar nicht ab-, sondern theilweise noch zunahm, also dieselbe 
Erscheinung, welche in so ausserordentlicher Ausbildung im Dezember 1879 auftrat. Folgendes sind die 
Mittel für die Pentade vom 5.—9. Februar. 
Tlialstatioueu unter 500m. Höllenstationen über 1000m. 
Mittlern 
Abweich. 
Mittlere 
Abweich. 
Temperatur 
v. d. X orm. 
Temperatur 
v. d. Norm 
Basel 
— 3.5 
— 5.0 
Zürich . . . . 
-5.1 
-5.4 
Altstätten . 
. . —6.5 
— 6.7 
Sils-Maria .. . —5.3 
+ 1.8 
Altdorf. . . . 
—2.7 
—4.4 
Grächen +0.5 
+ 3.8 
Genf 
. . —2.5 
—3.3 
St. Bernhard . —2.6 
+ 6.4 
Neuchâtel . 
. . —5.1 
—5.8 
Chaumont ... +2.1 
+ 3.8 
In der zweiten Hälfte des Februars hingegen und in der ersten Woche des März nehmen auch die 
Thalstationen an der Wärme Theil, wenn auch anfangs nicht in demselben Maasse, wie die Höhenstationen. 
Obwohl der Luftdruck 6—7 111m über dem normalen Werthe ist und das stille Wetter fortdauert, ist die 
Temperatur in der Pentade vom 15.—19. Februar in Zürich 2.4°, Genf 3.2°, Neuenburg 2.2°, Altstätten 1.9°, 
Basel 4.3° und Castasegna 3.o° über der normalen, auf den Höhenstationen freilich noch erheblich mehr: in 
Sils-Maria um 3.5°, Chaumont 5.1°, Gräclien 4.5°, St. Bernhard sogar 5.7° C. Eine merkwürdige Abweichung 
von den niederen Stationen der Nordseite boten diejenigen am Südfusse der Alpen, namentlich Castasegna; 
wiewohl nur 700m über dem Meere gelegen, zeigte es in der auf der Nordseite so kalten Pentade vom 
5.—9. Februar eine Mitteltemperatur (5.3° C.), die 3.7° über der normalen lag; der Umstand, dass die rela 
tive Feuchtigheit an diesen Tagen zu Castasegna anhaltend zwischen 20°/o und 50% sich hielt und also 
eine ungewöhnliche Entfernung der Luft vom Sättigungspunkte stattfand, weist mit hinreichender Deutlich 
keit auf den Ursprung dieser Wärme in der dynamischen Erwärmung der über dem Maloja-Pass herüber 
kommenden uud hinabsinkenden Luftmassen hin, obwohl der lokale Luftzug zu Castasegna nur Morgens und 
Abends stetig aus NE, um Mittag in diesen Tagen vorwiegend aus SW beobachtet wurde. In der Tliat war 
aber der Luftdruck während dieser Tage in Basel, dessen Barometer in fast gleicher Meereshöhe mit jenem 
der Station Lugano hängt (3 m über letzterem) stets 1 bis 6 mm höher als in Lugano, so dass eine Strömung 
von der nördlichen nach der südlichen Seite der Alpen über die Pässe und vielleicht auch über die Gipfel 
hinweg stattfinden musste; dasselbe Verhältniss, von denselben Folgen begleitet, herrschte übrigens während
	        
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