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Full text: Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, 3 (1880)

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Menge; dabei war die durchschnittliche Bewölkung geringer als normal (in Hernösand z. B. 8 h a. m., im 
Februar 60 °/o, im März 72°/o des Himmelsgewölbes) und der Himmel häufig ganz wolkenlos; gerade an 
diesen mehr oder weniger heiteren Tagen herrschte hier aber häufig hei westlichen oder nordwestlichen 
Winden hohe Wärme. Folgendes ist die thermische und nephische Windrose für Hernösand und Baltisch 
port im Durchschnitt der beiden Monate Februar und März 1878, erstere in Abweichungen von der Normal- 
Temperatur, letztere in der Bewölkungsskala 0 bis 4 ausgedrückt. 
Hern ösand 
N 
NE 
E 
SE 
S 
SW 
WSW 
W 
WNW 
NW 
NNW 
Still 
Zahl 
9 
4 
1 
3 
3 
5 
3 
8 
6 
7 
2 
7 
Temp.-Abw. 
+ 0.7 
+ 1.8 
+ 3.6 
+2.6 
+ 5.o 
+ 7.2 
+ 11.9 
+ 9.9 
+ 9.o 
+ 4.2 
+ 3.9 
—1.3 
Bewölk. .. . 
3.4 
3.5 
4 
4.0 
3.7 
3.4 
3.3 
2.5 
1.3 
1.6 
3.0 
1.6 
Rel. Feucht. 
77 
86 
98 
88 
82 
86 
73 
72 
66 
71 
66 
88 
Baltischport 
Zahl 
6 
5 
4 
2 
5 
9 
4 
5 
5 
4 
8 
2 
Temp. -Abw. 
+ 1.5 
O.o 
—4.8 
+ 1.1 
+ 2.8 
+4.6 
+4.6 
+ 4.8 
+ 4.2 
+ 7.5 
+ 4.4 
+ 1.5 
Bewölk. . .. 
3.3 
2.6 
1.8 
2.0 
3.0 
3.9 
3.2 
2.0 
3.0 
3.2 
3.0 
3.o 
In Hernösand hatten demnach die Winde aus NW und WNW bei einer mittleren Bewölkung von 1.5 
(88%) eine um 6.4° C. zu hohe Temperatur, jene aus SE und S, die doch dem normalen Wärmepole der Wind 
rose weit näher sind, hei einer Bewölkung von 3.8 (95°/o) eine nur um 3.8° zu hohe, also um 2.6° niedrigere, 
während doch dem letzteren Bewölkungsgrade an sich im Ostseegebiete (in Dorpat) nach Kämtz in diesen 
beiden Monaten gerade umgekehrt eine um 3.3° 0. zu hohe, dem ersteren hingegen ebenda eine um 3.i°C. 
zu niedrige Temperatur zukommt, und ähnliche Verhältnisse auch anderweitig, namentlich für Petersburg 
und Greenwich nachgewiesen sind. Da auch die relative Feuchtigkeit zu Hernösand, welche in der 
obigen Tabelle beigegeben ist, sich für die SE- und S-Winde in diesem Zeitraum zu 85%, für die NW- 
und WNW-Winde aber nur zu 69 % durchschnittlich ergab, so haben wir in diesen, über die ganze Nord 
hälfte Schwedens ausgedehnten, warmen, trockenen und heiteren W- und NW-Winden eine durch das Skan 
dinavische Gebirge hervorgerufene Föhnerscheinung zu sehen, welche, wenn nicht durch ihre Stärke, so doch 
durch ihre Ausdehnung und ihren Einfluss auf die Mittelwerthe höchst bemerkenswert]! ist. Die starke 
Luftströmung vom Ozean, welche in diesen Monaten auf der Skandinavischen Halbinsel vorwaltete, setzte 
den grössten Theil ihres Wasserdampfgehalts an der Westseite des Gebirges ab; in der That hatte die 
norwegische Küste zwischen 60° und 70° Breite allgemein im Februar und März einen starken Ueberschuss 
über ihre normale, ohnedies sehr bedeutende, Regenmenge aufzuweisen, der sich an den meisten Stationen 
auf 50—100 mm in jedem der Monate belief und 50 %—100 % der normalen Menge betrug. Die in 
Folge der dabei frei werdenden latenten Wärme verlangsamte Temperaturabnahme mit der Höhe spricht 
sich darin aus, dass die hochgelegenen Stationen einen viel grösseren Wärmeüberschuss aufweisen, als die 
an der Meeresküste belegenen ; derselbe betrug im Februar und März zu Dovre in 643 m Höhe 4.5° und 1.2° C., 
während gleichzeitig Kristiansund 2.3° und —0.8° C. hatte, zu Granheim (61° N, 9° E) in 381m Höhe sogar 
7.9° und 3.9°, gegen 2.8° und —l.o° zu Leirdal, welches in unmittelbarer Nähe davon, aber nur 5m über 
dem Sognefjord belegen. Es ist dieses um so bemerkenswerther, als wir sonst eine langsame Temperatur- 
Abnahme mit der Höhe viel öfter unter ganz anderen Umständen, nämlich bei einem ausgesprochen konti 
nentalen Charakter der Witterung im Winter antreffen. Dass die Temperaturzunahme mit der Tiefe auf 
der schwedischen Seite, wie aus den Abweichungen der höheren und niederen Stationen zu sehen ist, nicht 
ungewöhnlich gross war, deutet darauf hin, dass im Monatsmittel der Einfluss des Absteigens der Luft 
theilweise kompensirt wurde durch die Ausstrahlung des Bodens bei dem so vorwiegend heiteren Himmel. 
Südlicher, in Zentraleuropa, boten gleichfalls die Temperaturverhältnisse des Februar und März grosses 
Interesse. Wie schon bemerkt, lag im ersteren Monat mit ausserordentlicher Beständigkeit ein barometri 
sches Maximum über der Südwesthälfte von Europa. Die Karte zeigt uns, dass das Mittelmeerbecken, ost 
wärts bis nach Griechenland und der Türkei, sowie ferner Portugal und Madeira, Frankreich, England, 
Deutschland mit Ausnahme der nordöstlichsten Provinzen, die Schweiz und Oesterreich im Februar in das 
Gebiet hohen Druckes mit einem mittleren Barometerstand von über 766 mm eingeschlossen waren. Dieses 
ganze Gebiet zeichnete sich durch grosse Ruhe der Atmosphäre und Armuth an Niederschlägen, dabei im 
nördlichen Theile durch häufige Nebel, im südlichen durch vorwaltende Heiterkeit des Himmels aus, —■ 
alles Eigenschaften, wie wir sie bei einem barometrischen Maximum gewöhnlich finden. Aber im Zusammen
	        
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