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Full text: 3, 1880

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verdanke ich handschriftliche Beobachtungen aus Maskat, angestellt von Herrn G. D. Rozario, Arzt der 
englischen „Political Agency“ daselbst. In diesem Manuskript wird von einem Hagelfall berichtet, der 
Erwähnung verdient, da die Notiz, trotz ihres befremdenden Inhalts, den Eindruck der Zuverlässigkeit macht. 
Am 7. April 186B Uhr Nachmittags ereignete sich in Maskat ein furchtbarer Hagelsturm bei Gelegen 
heit eines Gewitters. Der Hagel fiel 7 Minuten hindurch in enormen Massen. Die Körner waren sehr fest 
und die grössten hatten ein Gewicht von 6 Unzen (— 170 gr.) Alles Holzwerk an den Häusern wurde 
abgeschlagen und zwei Frauen und ein Kind wurden von dem Hagel erschlagen. So beträchtlich waren 
die niedergefallenen Eismassen, dass man noch am 15. April, also 8 Tage später, in geschützten Winkeln 
einzelne Eisstücke fand: und das bei einer Durchschnittstemperatur dieser Tage von +28° C. Das 
während dieses Zeitraums beobachtete Maximum der Temperatur betrug sogar 34° C. und zwei Stunden 
nach dem Phänomen, um 6 h p. m. zeigte das Thermometer nach dem Beobachtungsjournal schon wieder 24° C. 
Diese Zusammenstellung mag genügen, sie beweist in Verbindung mit derjenigen von Prof. Fritz, 
dass Hagelfälle in den Tropen nicht allzu selten sind, jedenfalls häufiger als Humboldt annahm. 
§11. Die Hagelerscheinungen auf dem Indischen Ozean. 
Ueher das Vorkommen des Hagels auf dem Meer ist noch sehr wenig bekannt, deshalb sucht auch 
Dr. Hann 1 ) die Aufmerksamkeit der Forscliungsreisendeu auf diesen Punkt zu lenken. Bei der Bearbei 
tung der für den Indischen Ozean sich aus den Journalen ergebenden Hagelfälle musste aus Mangel an 
scharfen Bezeichnungen davon abgesehen werden zwischen eigentlichem Hagel und Graupeln zu unterscheiden. 
Die mehrfach in den Journalen sich findenden Angaben über die Grösse der niedergefallenen Eisstücke 
stellen es jedoch ausser Zweifel, dass man es bei einem guten Theil der Beobachtungen mit wirklichen 
Hagelfällen zu thun hat. Das Phänomen ereignet sich hauptsächlich nur in höheren südlichen Breiten, 
nördlich von 30° s. Br. scheint dasselbe sehr selten zu sein; es wurden hier beobachtet: 
im Februar im Gebiet von 28°—30° s. Br. und 45° —50° ö. L., 
im Juni im Gebiet von 28°—30° s. Br. und 45°—50" ö. L., sowie in 18°—20° s. Br. und 55°—60” ö. L., 
im Juli im Gebiet von 10°—8° n. Br. und 90°—95° ö. L., sowie 6°—4° n. Br. und 105°—110° ö. L., 
im September im Gebiet von 28°—30° ö. L. und 85°—90” ö. L. 
Besonders bemerkenswerth sind unter diesen Fällen diejenigen, welche sich im Juli in den Tropen 
meeren ereigneten; der eine von diesen fand zwar nicht mehr im Indischen Ozean, sondern schon in der 
Chinasee statt, er verdient aber immerhin hier erwähnt zu werden, weil er beweist, dass Hagel auch auf 
den Tropenmeeren vorkommt. Er ereignete sich am 25. Juli 1876 unter 4° 57’ n. Br. und 107“ 36' ö. L. 
von 12V 2 —lVa Uhr Mittags, und wird in dem Journal von grösseren Hagelstücken gesprochen. Nach der 
Tabelle auf pag. 33 ist in Indien zur Sommerzeit der Hagel am seltensten, während er hier auf dem Meer 
bei sehr spärlichen Beobachtungen zweimal vorkommt und zu anderen Jahreszeiten, wo die Beobachtungen 
viel häufiger sind, gar nicht verzeichnet ist, was immerhin bemerkenswerth ist. 2 ) 
Im Gebiet des SE-Passates wird nur von einem einzigen Hagelfall in der Nähe von Mauritius im 
Monat Juni berichtet. 
Erst von etwa 36° s. Br. an beginnen die Hagelerscheinungen häufiger zu werden, aber auch nur 
während des Winterhalbjahrs; zur Zeit des südhemisphärischen Sommers werden überhaupt wenig Hagel 
fälle in dem in Rede stehenden Gebiet bis zu 50° s. Br. angetroffen. Die Jahresperiode der Hagelfrequenz 
ist deutlich ausgesprochen und erhellt aus der folgenden Tabelle: 
’) Neumayer, Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen, 1875, pag. 143. 
2 ) Der Freundlichkeit des Herrn Dr. Pechuel-Loesche verdanke ich die Kenntniss eines weiteren Hagelfalles in den 
Tropenmeeren, den der Genannte am 19. Februar 1866 in 2° s. Br. und 97° ö. L. im Stillen Ozean selbst erlebte. Der Hagel 
fiel bei Gelegenheit eines furchtbaren Regengusses in einer Gewitterböe und war erbsen- bis haselnussgross.
	        
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