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Material vor. Schweinfurth 1 ) erwähnt als einziges Beispiel eines Hagelfalles, der ihm auf seinen aus
gedehnten Reisen in Zentralafrika vorgekommen ist, einen solchen in der Gegend der Seriba Ghatta unter
8° s. Br., 27° ö. L. und in 471 m Seehöhe am 25. August 187B. Er bemerkt hierzu noch, dass der stärkste
Hagelfall, den er erlebte, im Mai 1874 wenig nördlich von dem Wendekreise des Krebses an der ägyptischen
Küste des Rothen Meeres sich ereignete, wo überhaupt Hagelfälle nicht allzu selten zu sein scheinen. So
erwähnt auch Klunzinger 2 ) einen Hagelfall in Kosseir (26° n. Br.) am 6. September von Hühnereiergrösse.
Aus Zentralafrika erwähnt ferner Marno 3 ) in seinem meteorologischen Tagehuche zwei Hagelfälle,
in der Seriba Wania (5 U n. Br., 30° ö. L., 750 m) am 4. März 1875 und zu Om Quenenah am weissen Nil
(14° n. Br., 32° ö. L., 400 m) am 12. Juni 1875. Stanley 4 ) berichtet von drei starken Hagelfällen von
Haselnussgrösse während seiner Umsehiflung des Victoria Nyanza (1150 m) am 25. und 26. März und am
4. Mai 1875. Ein Hagelfüll von Hühnereiergrösse ereignete sich in Ugogo 5 ) unter 6" s. Br. am 4. Januar
1874. Hagelfälle sind an der Loangoküste nach den Forschungen Dr. Pechuel-Loesclie’s unbekannt,
dagegen nach dem Zeugniss Horton’s 6 ) in den Hügelgegenden um Sierra Leona keine ungewöhnliche
Erscheinung, namentlich im Monat August. Der Afrikareisende Ingenieur O. Schütt theilte mir ferner
mit, dass er am 11. Januar 1879 in der Waldwildniss am Luaximo unter 7° s. Br. und 22° ö. L. in 686 m
Höhe einen ausserordentlichen Hagelfall von Hühnereiergrösse erlebt habe. Seine Leute, lauter Küsten
bewohner von Angola, waren mehr über die Grösse der Hagelstücke als über die Erscheinung seihst, die
ihnen bekannt schien, erstaunt. Dr. Pogge 7 ) erwähnt einen Hagelfall zu Schibanebe (8° 50' s. Br., 23° 20' ö. L.,
am 26. Febr. 1876. Nach brieflicher Mittheilung vom Hofrath G. Ilohlfs hagelt es nicht nur im ganzen
Süden, sondern auch in der Sahara, in den Mittelmeerländern Nordafrika’s sogar ziemlich häufig; auch
Dr. Nachtigal theilte mir dieselben Erfahrungen mit. Genannter Herr erlebte zwar seihst im Süden
keinen Hagelfall, aber die Erscheinung ist den Landesbewohnern sehr wohl bekannt; in Wadai soll sie in
jedem Herbst einigemal zur Beobachtung kommen und die Landessprachen haben spezielle Ausdrücke für
das Phänomen.^ In der Sahara erlebte der berühmte Reisende in Murzuq am 29. Dezember 1869 einen
Hagelfall hei einem Gewitter. Aus dem Indischen Archipel bezeugt Zollinger 8 ), dass nach seinen Er
fahrungen die Hagelfälle daselbst sehr selten sind. Nach diesem Gewährsmann hagelte es zweimal zu
Buitenzorg (280 m) in den Oktobermonaten der Jahre 1842 und 1846 und im Jahre 1843 an einer andern
Stelle südwestlich von Batavia in zirka 70 m Seehöhe, abermals im Oktober. .1 unghuhn 3 ) erwähnt einen
Hagelfall von einhalbstündiger Dauer in 9000 Fuss Seehöhe bei der Besteigung des Marabu. In einem
andern Werk 10 ) erwähnt er, dass auf den 9—10,000 Fuss hohen Berggipfeln Java’s es oft hagelt, doch auch schon
in Höhen von über 2000 Fuss nicht so selten; ausserdem führt er noch ein heftiges Hagelwetter an, welches
sich in der Nähe von Batavia am 11. September 1845 ereignete und ein anderes, welches am 15. Oktober
1841 im Gebiet von Banjermassing an der SE-Küste von Borneo stattfand. Zu Bangkok 11 ) wurde inner
halb der letzten 15 Jahre ein Hagelfall beobachtet. Im Innern von Australien 12 ) sind nach den Beob
achtungsstationen längs des Ueberlandtelegraphen Hagelfälle zur Sommerzeit bei Gewittern nicht selten,
trotz der ausserordentlich hohen Lufttemperatur um diese Jahreszeit. Der Güte des Herrn Dr. Kersten
0 Dr. 0. Schweinfurtli, Im Herzen von Afrika, Leipzig 1874, II., pag. 297.
2 ) Zeitschr. für Meteorologie, 1877, pag. 228.
3 ) E. Marno, Reise in der ägyptischen Aequatorialprovinz, Wien 1878, pag. 24 und 39.
4 ) H. Stanley, Durch den dunkeln Welttheil, Leipzig 1878, I., pag. 188, 192,263.
5 ) Geogr. Mittheil., 1874, pag. 193.
6 ) A. Horton, Physical and Medical Climate and Meteorology of the West Coast of Africa, London 1867, pag. 196.
Der Verfasser theilt bei dieser Gelegenheit auch das Vorkommen einer Art Schneefall mit, der sich zu AVinnebah, 5° n. Br.
an der Goldküste ereignete, wo am Morgen des 10. Mai 1863 ein heftiger Fall von Schnee, wirkliche Eisstückchen (icicles)
stattfand. Der Fall ist durch englische Offiziere, die Augenzeugen waren, bestätigt.
7 ) Pogge, Im Reich des Muata Jamwo, pag. 186.
8 ) Zollinger, Ueber die Gewitter etc. Vierteljahrsschrift der Naturforsch. Gesellschaft in Zürich, 1858, pag. 235.
9 ) Junghuhn, Topographische und naturwissenschaftliche Reise durch Java, Magdeburg 1845, pag. 152.
10 ) Junghuhn, Java, Gestalt, Pflanzendecke und innere Bauart, I. Bd., pag. 467.
u ) Zeitschr. für Meteorologie, 1880, pag. 183.
12 ) Ebendaselbst, 1877, pag. 327.