Tagen gezählt wird, so ist doch in unserm Material auch nicht einmal eine Andeutung vorhanden, dass die
Gewitter in diesem Gebiet auch nur annähernd eine solche Häufigkeit erreichen, wie in den Tropen, wenn
auch eine Abnahme derselben von Westen nach Osten zu konstatiren ist. In der Nähe von Australien
scheint jedoch wieder eine Zunahme der Gewitterhäufigkeit einzutreten. Es betrug nämlich zwischen 36°
und 50" s. Br. und
Die Zahl der Beobachtungstage
„ „ „ Gewittertage
„ Gewitterhäufigkeit
20°—50° ö. L.
1314
76
0.06
50°—80° ö. L.
1115
22
0.02
80"—120“ ö. L.
577
19
0.03
Die Abnahme der Gewitterhäufigkeit mit wachsender Breite erläutert folgende Tabelle:
In dem ganzen Gebiet zwischen 20" und 120° ö. L. betrug die Zahl der Gewitter:
zwischen 34°—36° s. Br. bei 742 Beobachtungstagen 88 Gewittertage oder 11.9 Prozent
»
36°—38° „
„ 326
57
17
55
„ 5.2
55
55
©
o
OO
CO
„ 475
55
18
55
„ 3.8
55
55 '
40"—42° „
„ 656
55
30
5?
„ 4.6
55
55
42° 44° ,.
„ 858
55
35
55
I— 1
55
55
44°—46"
„ 493
55
12
55
„ 2.4
55
»
o
!
GO
„ 117
55
3
5?
„ 2.6
55
»
o
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io
1
o
GO
» 58
55
0
55
„ 0.0
55
In höheren Breiten scheinen also Gewittererscheinungen sehr selten zu werden. Obwohl man a priori
annehmen könnte, dass die grosse Mehrzahl der innerhalb der Tropen beobachteten Gewitter „Wärme
gewitter“ sind, 2 ) so ist es doch eine bemerkenswerthe Thatsache, dass nach den Journalen diese Gewitter auf die
Windrichtung sehr stark einwirken. Sehr häufig findet man während eines Gewitters die Bemerkung „Wind
richtung variabel“ oder „Wind ringsumholend“ eingetragen. Unter 94 starken Gewittern innerhalb der
Wendekreise zeigten 77 oder 82 °/o einen starken Einfluss auf die Windrichtung, in den übrigen 17 Fällen
zeigte der Wind vor und nach dem Gewitter keine oder nur eine unwesentliche Drehung von höchstens
2 Strichen. Den Sinn der Drehung zu verfolgen bieten die meist nur vierstündigen Windbeobachtungen nicht
immer das nöthige Material. Im Allgemeinen aber ergab sich, dass auf der Nordhemisphäre die Drehung
häufiger im Sinne des Uhrzeigers erfolgte als umgekehrt. In 18 von 30 Fällen, in welchen sich der Sinn
der Drehung unzweideutig verfolgen liess, holte der Wind nachweislich in diesem Sinne durch alle Kompass
striche durch, während in den übrigen 12 Fällen der Wind vor dem Gewitter rechtdrehend war, während desselben
oder nachher aber wieder mehr oder weniger zurückdrehte. Auf der südlichen Hemisphäre liegen die Ver
hältnisse umgekehrt, hier erfolgt die Drehung häufiger gegen die Richtung des Uhrzeigers, als mit derselben.
In den höheren südlichen Breiten ist dieser Sinn der Drehung noch viel deutlicher ausgesprochen,
doch würde es eines weitaus grösseren Materials bedürfen, um zu bestimmten Schlüssen über den Einfluss
der Gewitter auf die Windrichtung in beiden Hemisphären zu gelangen.
§ 10. Zur geographischen Verbreitung des Hagels.
Die Kenntniss der geographischen Verbreitung der Hagelfälle auf der Erde ist noch eine sehr lücken
hafte. Denn erstens werden diese Erscheinungen meist nicht in genügender Weise notirt und dann auch
die Graupelfälle von den eigentlichen Hagelfällen häufig nicht unterschieden. Im Allgemeinen scheint nach
Sclimid 2 ) festzustehen, dass die Häufigkeit der Hagelfälle mit der Menge der Niederschläge in Beziehung
steht und dass ihr Auftreten in den mittleren Breiten am häufigsten ist. Humboldt sagt hierüber 3 ): „II ne
') Vielleicht dürfte der Begriff „Wärmegewitter“ überhaupt nicht aufrecht zu erhalten sein, indem manche^ dafür
spricht, dass alle Gewitter Wirbelgewitter sind, die mehr oder weniger von zyklonischen Erscheinungen begleitet werden,
deren rascher Verlauf freilich in vielen Fällen ihr Erkanntwerden als sehr flache Theilminima einer in der Nachbarschaft
befindlichen barometrischen Depression verhindert.
2 ) E. E. Schmid, Lehrbuch der Meteorologie, pag. 768 und769.
3 ) Humboldt, Voyage au nouveau continent. T. IV., pag. 193.