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und deren „Scliwer- und Chrystallisationspunkt“ er bildete, wie sein Nachfolger im Direktorat, sein Ver-
hältniss zur Naturforschenden Gesellschaft in Emden charakterisirt.
Wenn wir in Vorstehendem den rastlos thätigen Mann, welcher sich sein ganzes Leben hindurch der
kernigsten Gesundheit erfreute, in seinem ihm zur Heimath gewordenen Ostfriesland in einer segensreichen
Lehr- und Schaffensthätigkeit kennen lernten, so trugen seine vielfachen wissenschaftlichen Arbeiten dazu
bei, dass sein Name weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus geehrt und geachtet wurde. Seine
vorzüglichste Bedeutung gewann Professor P r e s t e 1 auf dem Gebiete der Meteorologie und Witterungskunde,
wie dies beleuchtet wird durch den Katalog seiner wissenschaftlichen Arbeiten, welchen wir in extenso ab
gedruckt finden in der Leopoldina für 1880 in den Nummern 11 bis 14. Mit ganz besonderer Vorliebe
widmete er seine Studien den Witterungs-Erscheinungen an der deutschen Nordseeküste und suchte selbst,
als man Ende der Fünfziger-Jahre unter Fitzroy’s Leitung in England mit der Organisation des Sturm
warnungs-Wesens vorgegangen war, die Segnungen dieser Einrichtung auch für unsere Küsten nutzbar zu
machen. Von ihm ging die Anregung zur Einrichtung regelmässiger Sturrmvarnungen in Ostfriesland aus.
Im Frühjahre 1863 besuchte Prestel mit Barkhausen im Aufträge der hannoverschen Regierung ver
schiedene Sturmsignal-Stellen in Holland und England und brachte es auch so weit, dass am 1. August 1864
eine Einrichtung zum Signalisiren von schweren Stürmen in’s Leben trat.*) Hand in Hand mit diesen Be
strebungen zu Gunsten einer Verwerthung der aus meteorologischen Studien gewonnenen Resultate, be
mühte sich Prestel in wissenschaftlicher Hinsicht die Grundlage für eine solche Verwerthung immer siche
rer zu gestalten. Unter den zahlreichen Veröffentlichungen dieser Art, welche, wie schon erwähnt, in der
oben angeführten bibliographischen Aufzählung enthalten sind, möge hier nur die schöne Abhandlung
„Das Klima und die Witterung,“ welche in Prestel’s grösserem Werke „Der Boden, das Klima und
die Witterung von Ostfriesland, Emden 1872“, Aufnahme fand, erwähnt werden. Es war im Hinblick
auf diesen Zweig der Forschungsthätigkeit Prestel’s, dass die Direktion der Seewarte, als sie die
Organisation des Sturmwarnungs-Wesens in Angriff zu nehmen hatte, sich der Mithülfe des erfahrenen
Gelehrten zu versichern suchte. Wie schon erwähnt, gelang es denn auch, den noch immer rastlos thäti
gen Prestel für die Bearbeitung des Abschnittes II: „Allgemeine Witterungsgeschichte des Monats“, der
„Monatliche Uebersicht der Witterung“ zu gewinnen. Bis zum Ende seines Lebens hat Prestel an der
Bearbeitung dieser wichtigen monatlichen Veröffentlichung thätigen Antheil genommen und auf diese Weise
seinen Namen mit den Einrichtungen der Deutschen Seewarte zur Pflege der ausübenden Witterungskunde
an unseren Küsten in engere Beziehungen gebracht. Die Deutsche Seewarte wird ihrem hochverdienten
und eifrigen Mitarbeiter für alle Zeiten ein ehrendes Andenken zu bewahren haben.
Eduard Mewes, Assistent der Abtheilung I der Deutschen Seewarte.
Eduard Rudolph Christopher Mewes wurde am 21. Januar 1839 in St. Pauli, Hamburg, ge
boren und starb nach längerem Leiden am 24. März 1880.
Nachdem Mewes die Schulen seiner Vaterstadt und in Altona besucht hatte, beschritt er unmittel
bar nach seiner Konfirmation, im März des Jahres 1853, die seemännische Laufbahn. Auf Schiffen Ham
burger Rhederei machte er zuerst als Junge, später als Jungmann und Matrose ohne Unterbrechung Reisen
nach New York, Sidney, Portorico, Wyborg und La Guayra bis er im Jahre 1858 zum Besuche der Navi
gationsschule in Hamburg zugelassen wurde. Nach Ablegung des Steuermannsexamens im Juni desselben
Jahres fuhr er als zweiter, sodann als erster Steuermann und zuletzt als Kapitän (Schooner „Frances“) bis
zum Jahre 1866 ununterbrochen zur See, indem er vorzugsweise südamerikanische Häfen und die West-
und Ostküste Afrikas besuchte.
Ende des Jahres 1869, nach einer auf See zugebrachten Seefahrzeit von insgesammt ungefähr 14
Jahren, folgte Mewes einem Rufe des damaligen Leiters der Norddeutschen Seewarte, Herrn von
F r e e d e n, und trat als Hülfsarbeiter in das genannte Institut ein. Bei der Organisation der Deutschen
Seewarte wurde er zuerst als Hülfsarbeiter, später als erster Assistent in der Abtheilung I angestellt, in
welch’ letzterer Stellung er bis zu seinem Tode verblieb.
Kapt. Mewes zeichnete sich durch Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit in seiner Arbeit aus. Ohne
streng wissenschaftliche Bildung zu besitzen, verband derselbe mit einer klaren Einsicht in die Bedürf
nisse der praktischen Schifffahrt mit Rücksicht auf die Anwendung meteorologischer Kenntnisse und Er
*) Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, Jahrgang I, Nr. 1, Seite 123.