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Feuchtigkeit entziehen, während bekanntlich die Westküste der Südspitze Südamerikas ausserordentlich
reich an Niederschlägen ') ist.
5) Im Südatlantischen Ozean zwischen 35—40° s. Br. ergiebt sich eine sehr gleichförmige Regen
wahrscheinlichkeit von circa 6 Prozent zwischen dem Kap der guten Hoffnung und Amerika.
6) Es besteht eine allgemeine Zunahme der Regenwahrscheinlichkeit auf dem Atlantischen Ozean in
der Richtung von der alten zur neuen Welt. 2 )
Dasjenige dieser Resultate, welches uns an dieser Stelle am meisten interessirt, ist die aus den
Maury’ sehen Karten sich ergebende geringe Regenwahrscheinlichkeit der Passatgebiete. An einer Stelle
seiner „Sailing directions“ (8. Auflage, vol. I. pag. 38) spricht er sich sogar dahin aus, dass „we know frorn
observation that the trade-wind regions of the ocean, beyond the immediate vicinity of the land are, for
the most part rainless regions.“
Diese Vorstellung von einer regenlosen oder fast regenlosen Passatzone auf dem Meere, welche schon
vor den Arbeiten Maury’s eine allgemein angenommene war, 3 ) hat durch die Autorität Maury’s
eine neue Stütze erhalten. Es ist demnach nichts befremdendes, dass man fast in allen neueren Lehr
büchern der Meteorologie und in sonstigen meteorologischen Schriften und Abhandlungen, bei der Be
sprechung der Passate regelmässig die Angabe wiederkehren findet, dass in den Passatregionen auf dem
Meer fast absoluter Regenmangel herrsche und überhaupt hier, physikalischen Gesetzen gemäss, in der
Regel kein Regen fallen könne 4 ). Die meisten kartographischen Darstellungen der Regenverhältnisse der
Erde vertreten dieselbe Anschauung. Die Regenkarte Woj eikoff’s 5 ) führt 5 regenlose Passatgebiete der
Erde auf. Eine Ausnahme macht die Regenkarte Mühry’s, die von der herrschenden Ansicht über die
Regenverhältnisse der Passatgebiete auf dem Meere abweicht 6 ). Miihry lässt seine verschiedenen Regen
zonen, auf deren Bedeutung an dieser Stelle nicht eingegangen werden kann, auch über die Ozeane ver
laufen. Damit ist wenigstens ein Aufgeben der herrschenden Ansicht ausgedrückt. Auch Mohn") spricht
ausdrücklich nur davon, dass die Regenmenge in der Passatzone auf dem Meere nicht bedeutend sei.
Wenn nun die schon erwähnten neueren Untersuchungen für den Atlantischen Ozean und die im
Folgenden sich ergebenden Verhältnisse für den Indischen Ozean es klar hinstellen, dass nicht im geringsten
von einer Regenlosigkeit, ja nur zum kleineren Theil von einer Regenarmuth der Passatzonen die Rede sein
*) Nach Maury, Sailing directions, vol. I., pag. 27, beobachtete Ivapt. King an dieser Küste binnen 41 Tagen einen
Kegenfall von 3810mm und Darwin berichtet, dass das Meereswasser hier zuweilen ganz süss ist in Folge der enormen
Regenmengen, die hier niedergehen.
2 ) Diese Erscheinung, die auch durch die neuesten Untersuchungen wieder bestätigt wird, findet, da. sie namentlich
für die Passatregionen gilt, wie es scheint, ihre einfachste Erklärung darin, dass die Passate, je weiter sie auf dem Atlantic
westwäits gelangen, um so mehr mit Wasserdämpfen gesättigt werden, wodurch die Möglichkeit von Niederschlägen durch
atmosphärische Störungen und geringe Abkühlungen eine immer grössere wird. Maury selbst giebt keine Erkläruug für
diese Erscheinung.
3 ) Beweise hierfür bilden:
Kämtz, Lehrbuch der Meteorologie. Halle 1831, vol. I., pag. 422:
„Wo zwischen den Wendekreisen der Passat mit grösster Stärke und Regelmässigkeit auf dem Meere weht,
regnet es nicht.“
Kämtz, Vorlesungen über Meteorologie. Halle 1840, pag. 166. Ebenso.
J. Forbes, Abriss einer Geschichte der neueren Fortschritte der Meteorologie. Deutsch von W. Mahlmann.
Berlin 1836, pag. 187:
„Fast ebensowenig regnet es da, wo der Passat zwischen den Wendekreisen mit grösster Regelmässigkeit und
Stärke weht.“
4 ) E. E. Schmid, Lehrbuch der Meteorologie. Leipzig 1860, pag. 741.
J. van B ebb er, Die Regenverhältnisse Deutschlands. München 1877, pag. 7.
A. Wojeikoff, Die Passate, die tropischen und suptropischen Regen. Ztsch. f. Met. 1872, pag. 180:
„Der Begriff von den Eigenschaften und der Beständigkeit des Passates schliesst Niederschläge auf den ebenen
Flächen des Ozeans aus. Befindet sich ein Punkt der Oberfläche des Meeres das ganze Jahr hindurch in der
Passatzone, so wird dort auch kein Niederschlag fallen.“
5 ) A. Wojeikoff, Die atmosphärische Zirkulation. Ergänzungsheft zu Petermann’s Geogr. Mitth. 1874, Karte 3.
6 ) A. Mühry, Allgemeine geographische Meteorologie, 1860, Karte 3, und Geogr. Mittheilungen, 1860.
7 ) Mohn, Grundzüge der Meteorologie. II. Aufl. 1879, pag. 183.