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wieder von Dr, Koppen. Q Mit Recht hebt derselbe hervor, dass dieselbe in vielen Fällen von grösserer
Bedeutung und viel charakteristischer für einen Monat oder eine Jahreszeit ist, als die so grossen Schwan
kungen unterworfenen Mengen des Niederschlages. Es lässt sich die Vertlieilung der Tage mit Nieder
schlägen auf das Jahr viel leichter feststellen, als die der Niederschlagsmengen seihst, da die Anzahl der
selben nicht so wandelbar ist, wie der Betrag der jährlichen Regenhöhe, bei welchem ein einziger
Platzregen das Ergebniss vieler Jahre modifiziren kann und also eine sehr lange Beobachtungsreihe zur Sicher
stellung der Resultate nöthig ist. * 2 ) Ein weiterer Vortheil der Methode ist der, dass sie keinerlei Apparate er
fordert. Hat man sich einmal über die Art und Weise der Zählung der Niederschlagstage geeinigt (das
ist seit dem Wiener Meteorologenkongress geschehen) und werden die Beobachtungen sorgfältig angestellt,
beziehentlich das einmal vorhandene Material nach dieser Richtung einer Prüfung unterzogen und ge
sichtet, so wird man durch diese Methode viel leichter und rascher zu einer Anschauung und Erkenntniss
der gesetzmässigen Vertheilung der Niederschläge auf dem Ozean gelangen, als wenn man auf die Er
forschung der quantitativen Seite der Niederschlagsbeobachtungen, welche so vielen Mängeln unterworfen
ist, das Hauptgewicht legt, zumal es sich ja bèi der nautischen Meteorologie zunächst noch viel mehr um
die Feststellung gewisser Mittelwerthe, als um den Verfolg von Einzelerscheinungen handelt.
In der That ist denn auch die Methode der Zählung der Niederschlagsvorkommnisse bisher einzig und
allein hei der Untersuchung der Regenverhältnisse auf offener See angewandt worden. Maury selbst war
der erste, welcher gleich auf diese Bahn lenkte und der die ersten Regenkarten des Atlantischen Ozeans
veröffentlichte. Die Methode, welche er hei der Bearbeitung dieser seiner „Storni and rain charts“ an
wandte, bestand darin, dass er die Oberfläche des Ozeans in eine Anzahl Theile zerlegte, von denen ein
jeder 5° in Länge und Breite umfasste. In diese Quadrate trug er aus den Logbüchern der Schiffe, welche
diese Felder passirten, die Zahl der achtstündigen Perioden (Doppel-Wachen) ein, während welcher ein Schiff in
dem einen oder anderen Felde verweilte und dann wurde die Zahl der Doppel-Wachen eingetragen, während
welcher Regenfälle vorgekommen waren. Jede dieser Perioden galt als eine Beobachtung und durch das
Excerpiren einer grossen Anzahl Logbücher bekam er für jedes Quadrat und jeden Monat des Jahres eine
Reihe von Beobachtungen über die verschiedensten Witterungszustände, der gegenüber gestellt wurde die
Anzahl der Regenbeobachtungen allein, welche beide Zahlen in den Regenkarten veröffentlicht wurden. Da
aber auf diese Weise die Häufigkeit der Regen in den einzelnen Theilen des Ozeans nicht unmittelbar unter
einander vergleichbar war, weil in jedem einzelnen Quadrat die Anzahl der Beobachtungen naturgemäss
eine verschiedene war, so mussten noch zum Zweck der Vergleichbarmachung die Prozentsätze der Regen
beobachtungen angegeben werden, welche dann, in ein Diagramm eingetragen, die Häufigkeit der Regen für
verschiedene Theile des Meeres nach einer einheitlichen Anordnung erkennen Hessen. Auf diese Weise be
arbeitete Maury die Regenverhältnisse des Nord- und Südatlantischen und einen Theil des Nordpazifischen
Ozeans.
Die hauptsächlichsten Resultate, welche diese Karten ergeben, dürften sich in Folgendem zusammen
fassen lassen: 3 )
1) Die Niederschläge auf dem nördlichen Theil des Atlantik übersteigen diejenigen gleicher Breiten
des südlichen um ein beträchtliches und zwar im Verhältniss wie 10.9 zu 6.4.
2) Die Lage des äquatorialen Stillengürtels fällt mit einem Gebiete des Maximums der Regen
wahrscheinlichkeit von 14—19 Prozent zusammen.
3) Das Gebiet der Passatwinde ist gekennzeichnet durch sehr wenig Niederschläge, während dieselben
in der gemässigten Zone häufig sind.
4) Südlich von 30° s. Br. ergeben die dicht unter der amerikanischen Ostküste gelegenen Quadrate
eine bemerkenswerthe Abnahme der Regenwahrscheinlichkeit, wie es scheint hervorgerufen durch den Ein
fluss der hohen Bergzüge im südlichen Amerika auf die hier vorherrschenden Westwinde, welchen sie ihre
‘) Zeitsehr. f. Meteorologie 1868, pag. 496, 1870 pag. 1, 1876 pag. 33, 1880 pag. 362.
2 ) Nach der Untersuchung von Prof. Hann in: „Untersuchungen über die Regenverhältnisse von Oesterreich-Ungarn“,
Sitzb. der Akademie der Wissensch. zu Wien, 1880, ergiebt sich, dass, um das Jahresmittel der Regenhöhe eines Ortes bis
auf einen wahrscheinlichen Fehler von + 5% des Betrages sicher zu haben, je nach der Lage dieses Ortes in der Monarchie
5—9 Jahre nöthig sind; wollte man einen wahrscheinlichen Fehler von ±1% erreichen, so würden 110 — 215 Jahre nöthig
sein. Um das Monatsmittel des Regenfalles auch bis auf 5% sicherzustellen, bedarf es 60—70jähriger Beobachtungen.
3 ) British Rainfall, 1866, pag. 14.