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N i e d r i g w a s s e r in der südlichen Ostsee
Differenz Stunden/4-Stunden-Werte
Abb. 2.1 Differenz zwischen stündlichen und 4-stündlichen Daten am Pegel Warnemünde
2.2 Niedrigwasserdefinition und
allgemeine Eigenschaften
Laut Definition des Deutschen Instituts für Nor
mung (DIN 4049-3) ist Niedrigwasser der
Zustand in einem oberirdischen Gewässer, bei
dem der Wasserstand oder der Durchfluss einen
bestimmten Wert erreicht oder unterschritten hat.
Je nach Betrachtungsweise können unterschied
liche Werte maßgebend sein. Hinsichtlich der
deutschen Küste wurden Niedrigwasser als Was
serstände definiert, die mindestens 1 m unter
Normalmittelwasser liegen. In gemessenen
Pegelwerten wären das 400 cm oder darunter.
Die offiziellen Alarm- und Warnpegelstände in
Deutschland sind wie folgt:
- 425 cm oder 75 cm unter dem mittleren
Wasserstand: Wasserstandsinformation wird
herausgegeben
- 400 cm oder 100 cm unter dem mittleren
Wasserstand: Warnung wird herausgegeben.
Schifffahrtswarnungen (NAVTEX) werden ent
sprechend internationalen Übereinkommen
zusätzlich bei Wasserständen unter 440 cm
herausgegeben.
In Polen existiert keine offizielle Definition von
Niedrigwasser. Je nachdem, welche Aktivität durch
den niedrigen Wasserstand gefährdet ist, erhalten
die Empfänger, z. B. Schifffahrt, Wasserbau,
Häfen, Frachtdienstleister oder die Küstenwache,
Warnungen bei unterschiedlichen Niedrigwasser-
ständen. Für die täglichen Wasserstandsvorher
sagen und wissenschaftliche Veröffentlichungen
wurde Niedrigwasser aus praktischen Erwägun
gen heraus als hydrologische Situation definiert,
die zu einem Absinken des Wasserspiegels auf
440 cm oder darunter führt. Dieser Wert beruht
auf einer von IMGW-OM, Gdynia, durchgeführten
eingehenden Analyse der Eintrittswahrscheinlich-
keit der Niedrigwasser im mittleren Teil der süd
lichen Ostseeküste.
Der Wert von 440 cm wird auch in dieser Mono
graphie verwendet. Tabelle 2.2 a zeigt eine
Zusammenstellung aller Niedrigwasser zwischen
1958 und 2005, bei denen an mindestens vier von
fünf in der Studie ausgewerteten Pegelstationen
(Wismar, Warnemünde, Sassnitz, Swinoujscie und
Kotobrzeg) Wasserstände unter 440 cm gemessen
wurden. Insgesamt gab es 107 Fälle, und in 46
Fällen unterschritten alle fünf Pegel diesen Wert.
Die längste Dauer eines Niedrigwasserereignisses,
gemessen im Dezember 1959, war 69 Stunden.
Die niedrigsten Wasserstände im Zeitraum von
1951 bis 2005 und seit Beginn der Messungen
sind in Tabelle 2.2 b zusammengestellt. Der nied
rigste jemals gemessene Wasserstand lag fast
2 m unter dem mittleren Wasserstand in Wismar.
Die gemessenen Minima nehmen von West nach
Ost ab.