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Tabelle XXVII.
Windstärken 1—5 (bei X über E nach SSE) und 1—6 (bei S über W nach NNW).
N bis ENE
E bis SSE
S bis WSW
W bis NNW
Alle Richtung.
Max.
Min.
Max.
Min.
Max.
Min.
Max.
Min.
Max.
Min.
Frühling
2
0
2
0
2
0
0
2
6
2
Sommer
0
4
0
2
0
2
0
3
0
11
Herbst
1
1
3
0
4
0
5
0
13
' 1
Winter
2
0
0
3
0
4
1
1
3
8
Hiernach scheint die Relation zwischen Windgeschwindigkeit und Windstärke in der That, sowohl mit
der Windrichtung, als auch mit der Jahreszeit zu variiren; da z. B. nach Tabelle XXVI für das Jahr in
11 Fällen das Maximum und kein Mal das Minimum der Windgeschwindigkeit auf südwestliche Winde,
dagegen nur 3mal das Maximum, aber 9mal das Minimum auf nordöstliche Winde fällt, so ist ersichtlich,
dass bei gleicher Geschwindigkeit die Stärke der südwestlichen Winde entschieden niedriger geschätzt wird
als diejenige der nordöstlichen Winde, was besonders in den höheren Stärkegraden der Fall ist. Der
nächstliegenden Erklärung, dass die höhere Temperatur der südwestlichen Winde den Eindruck geringerer
Stärke bedinge, widerspricht der Umstand, dass diese Erscheinung nach Tab. XXVI im Sommer noch
deutlicher als im Winter hervortritt, obgleich doch im Sommer gerade die Südwestwinde die kühleren
sind. Die Temperatur wird ja hier auch insofern eine Rolle spielen, als sie die Zähigkeit des Oeles und
dadurch die Reibung im Anemometer beeinflusst. Beträchtlich sind übrigens die Unterschiede nicht, und
gerade der Umstand, dass dieselben bei den am häufigsten vorkommenden mittleren Windstärken am
wenigsten hervortreten, lässt vermuthen, dass sie bei weiterer Häufung des Materials mehr und mehr ver
schwinden werden.
Hinsichtlich des Einflusses der Jahreszeiten sollte man ja natürlich erwarten, dass besonders Winter
und Sommer in ein gegensätzliches Verhältniss treten müssten. Es zeigt sich aber nach Tab. XXVII ganz im
Gegentheil, dass die Windstärken in diesen beiden Jahreszeiten in nahezu gleicher Weise, und zwar •—
gegenüber dem Frühling und Herbst —■ zu hoch geschätzt werden, oder umgekehrt, die Anemometer eine
zu geringe Geschwindigkeit ergeben.
Eine nähere Prüfung der hier in Betracht kommenden Momente möchte ich verschieben , bis noch
mehr Material der Untersuchung unterworfen ist. Mein Bestreben waj zunächst darauf gerichtet, zu unter
suchen, ob die Seite 3 bis 5 für das Verhältniss der Windstärke zum Gradienten gefundenen Unterschiede
nicht vielleicht verschwinden, wenn die Stärkegrade in Geschwindigkeiten umgesetzt werden. Es hätte offen
bar wenig Sinn, zu dieser Substitution die unmittelbar gefundenen Werthe zu verwenden, bei denen hier und
da noch keine genügende Ausgleichung der zufälligen Abweichungen stattgefunden hat; ich wandte deshalb
die Ausgleichung durch die Methode der kleinsten Quadrate an, welche die verschiedenen Windstärken mit
den ihnen nach ihrer Häufigkeit zukommenden Gewichten in Rechnung zu bringen gestattet, und betrachtete
zu dem Ende die 3fache Anemometergeschwindigkeit w als eine lineare Funktion der Windstärke s. Die Be
rechtigung zu einer so einfachen Auflassung trat bei den verschiedensten graphischen Darstellungen, welche ich
auszuführen Gelegenheit hatte, sehr deutlich hervor. Ich verweise beispielsweise auf die fünfte Zahlenreihe der
Tab. XXIV. Indessen ist zu erwähnen, dass hierbei naturgemäss die Stärke 0 ausser Acht gelassen werden
musste; wenn auch angenommen werden kann, dass der Beobachter die Windstärke nur dann zu Null veran
schlagt, wenn das Schalenkreuz vollkommen in Ruhe ist, so wird sich bei dem angewandten Verfahren der Ver
gleichung, für diese Schätzung im Mittel doch ein von Null verschiedener, positiver Werth der Anemometer
geschwindigkeit ergeben müssen, da der Apparat doch nicht immer volle 2 Stunden in Ruhe verharrt.
Zeigt also die Kurve, durch welche die Beziehung zwischen tv und s für die Stärkegrade 1—8 dargestellt
wird, die Tendenz, die Abscissenaxe in s — 0 zu schneiden, so werden sich die durch direkte Vergleichung
gewonnenen Werthe für s = 0 doch nach der positiven Seite der Ordinaten von der Absc.-Axe entfernen;
dieselben würden daher bei Berücksichtigung in der Ausgleichungsrechnung störend wirken.
Bei der Ausgleichung nach der Funktion:
4) V) — a + .ds
wurden übrigens die Windrichtungen nur nach 2 Halbkreisen unterschieden, indem nämlich die in der