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Nach dem Vorstehenden ist wohl kaum daran zu zweifeln, dass die Entwickelung einer scharf aus
geprägten täglichen Periode der Windgeschwindigkeit vor Allem durch die Heiterkeit des Himmels und
die dadurch ermöglichte lebhafte Insolation und Ausstrahlung bedingt ist.
Da der Gradient einer täglichen Periode nicht unterworfen ist, so entsprechen hei heiterem Wetter
ein und demselben Gradienten je nach der Tageszeit sehr verschiedene Windstärken. Es liegt nun nahe,
zu vermuthen, dass die oben (Abschn. 1) für 8 h Morgens nachgewiesene Verschiedenheit der demselben
Gradienten entsprechenden Windstärken je nach Jahreszeit und Windrichtung ebenfalls von der Bewölkung
abhängig sei; denn im Sommer und bei nordöstlichen Winden ist die Heiterkeit des Himmels grösser, als
im Winter und bei westlichen Winden.
Um die Richtigkeit dieser Vermuthung zu prüfen, untersuchte ich mit Hülfe der von mir ausgeführten
Messungen unmittelbar, ob für eine und dieselbe Tageszeit (8 h a. m.) und bei gleicher Windstärke dem
geringeren Gradienten eine schwächere Bewölkung entspreche. Zu dem Ende bildete ich die Mittelwerthe
aller zu kleinen und aller zu grossen Gradienten für die am häufigsten vorkommende Windstärke 4 der
Beaufort’schen Skala, und bestimmte die Mittelwerthe der zugehörigen, aus den Karten entnommenen Be
wölkungsgrade, wobei sich Folgendes ergab. (Die Gradientwerthe sind nicht korrigirt und daher mit den
Daten der Tabellen I bis IV vergleichbar.)
Tabelle XIY.
Südwestliche Winde
Nordöstliche Winde
Zu gro
Wiudst.
sse Grac
Gradient
ienten
Bew., %
Zu kl
Wiudst.
;ine Gradienten
Gradient [ Bew., %
Zu gr
Wiudst.
isse Gradienten
Gradient | Bew., %
Zu kle
Wiudst.
ine Gradienten
Gradient | Bew., %
Frühling . ...
Sommer.....
Herbst
Winter
4.08
3.98
4.13
3.96
2.34
2.02
2.27
2.62
83
81
72
86
4.11
3.94
3.88
3.89
1.76
1.61
1.82
1.95
74
70
76
81
4.00
3.76
4.00
3.95
1.74
1.83
2.12
1.92
59
81
60
86
3.93
3.84
3.92
3.90
1.20
1.21
1.59
1.35
1.30|
1.33J
53
59
69
84
Jahr
Gradient auf (
Stärke 4 reduz. (
4.04
4
2.291
2.27 J
79.9
3.94
4
1-79 i !
1.82| 75 ' 4
3.96
4
1.82|
1.84j
68.6
3.91
4
64.4
Wenn nicht sonderbarer Weise der Herbst sowohl bei südwestlichen als auch bei nordöstlichen Win
den ein von den übrigen Monaten stark abweichendes Verhalten zeigte, würden die Mittelwerthe für das
Jahr mit Entschiedenheit die Vermuthung, dass die zu kleinen Gradienten von heiterem Wetter begleitet
seien, bestätigen. Ein anderer Versuch, welcher darin bestand, dass ich für dieselbe Windstärke 4 um
gekehrt alle Fälle ähnlicher Bewölkung zusammenfasste und das Mittel der zugehörigen Gradienten bildete,
gab für die häufigeren SW-Winde annähernd dasselbe, für die selteneren NE-Winde ein abweichendes
Resultat.
Tabelle XV.
Südwestliche Winde: Nordöstliche Winde:
Bewölkung, °/ 0 :
44.2
76.1
97.6
29.9
77.9
97.8
Gradient, mm
1.98
1.99
2.12
1.44
1.72
1.50
Zahl der Fälle:
35
88
64
26
23
23
Es wäre gewiss voreilig, hieraus den Schluss zu ziehen, dass der vorausgesetzte Einfluss des Be
wölkungsgrades auf das Verhältniss der Windstärke zum Gradienten nicht vorhanden sei. Die Unsicherheit
unserer Methoden zur Messung des Luftdrucks ist im Vergleich zu der geringen absoluten Grösse der
Gradienten nicht unerheblich; man erinnere sich z. B. des störenden Einflusses, welchen die geringe
Instrumental-Differenz von 0.3 mm zwischen den Barometern von Hamburg und Kopenhagen ausübte. Unter
suchungen über die Grösse des Gradienten sind deshalb mit der grössten Sorgfalt auszuführen. Leicht